Bisher laufen die Arbeiten gut. Der Baufortschritt ist auch für den Laien gut erkennbar. Die neue Super-Stromtrasse wird immer sichtbarer. Insbesondere im Bereich Oevenscheid. Die alten Masten wirken geradezu winzig neben den neuen Supermasten. Das im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) geführte Vorhaben Nummer 19 sieht eine 380-Kilovolt-Verbindung von der Umspannanlage Kruckel bis zur Umspannanlage Dauersberg vor. Und ein kleiner Teil dieser neuen Super-Stromtrasse führt, wie bereits mehrfach berichtet, über die Wiblingwerder Höhen.
Nun geht das Unternehmen einen weiteren Abschnitt an. Von Deierte aus soll die neue Leitung über die Becke in Richtung Höchsten gebaut werden. Die Vorarbeiten laufen bereits. So wurden unter anderem jede Menge Bäume zwischen Veserde und Becke gefällt. Die Zuwegung zu diesen Mast-Baustellen ist jedoch kompliziert. Umgeben von steilen Hängen fehlt es an geeigneten Wegen und Zufahrten. Nun schlug Amprion eine Lösung vor. Rund um Rennerde wollte das Unternehmen eine Baustraße für die kommenden drei Jahre errichten, worüber der Verkehr fließen sollte. Rund 400 Lkw seien das in der Zeit. Zwei der sieben Eigentümer der Flächen legten jedoch ein Veto ein. Die Folge: Der Verkehr wird Mitten durch den Ort geführt. „Die Zuwegungen zu unseren Baustellen sind Teil des Planfeststellungsverfahrens und werden in diesem geplant, geprüft und planfestgestellt. Die Ortsdurchfahrt durch Rennerde ist somit planfestgestellt“, erklärt Projektsprecherin Mariella Raulf auf Anfrage. Auf Wunsch der Gemeindeverwaltung die Ortschaft zu entlasten, hätten sich die Projektverantwortlichen auf eine, wie Raulf betont, unwirtschaftlichere temporäre Umfahrung der Ortschaft Rennerde zum Wohl der Allgemeinheit einigen können. „Dies hätte nur mit Zustimmung aller Eigentümer geschehen können. Sobald wir zu einer alternativen Zuwegung eine Ablehnung erhalten, können wir eine Änderung der planfestgestellten Zuwegung leider nicht weiter verfolgen“, erläutert die Projektsprecherin die Problematik.
Für die Bürgermeisterin keine guten Nachrichten. Auf Anfrage von LokalDirekt sagt sie: „Mir geht es nicht nur darum, dass die Anwohner mehr belastet werden, sondern auch um die Kinder. In Rennerde wird noch auf der Straße gespielt. Gerade im Bereich des Dorfplatzes. Hinzu kommt, dass es im kompletten Dorf ein Halteverbot geben wird. Sonst kommen die großen Lkw gar nicht durch.“ Zudem werde die Infrastruktur leiden. Tupat: „Das sind Schwerkräfte und Belastungen auf der Straße, der die Straße nicht gewachsen ist. Hinzu kommt, dass der Regenwasserkanal ziemlich knapp unter der Asphaltdecke liegt. Wir werden sehen, welche Schäden es dann da noch gibt.“ Sollte es zu Schäden kommen, was auch laut Amprion nicht unwahrscheinlich ist, wird das Unternehmen diese wieder in Stand setzen – was jedoch auch einige Zeit und Belastungen für Anwohner mit sich bringt. Für alternativen Parkraum muss das Unternehmen jedoch nicht sorgen. „Sicherlich wird es zu verkehrsrechtlichen Anordnungen kommen, allerdings werden diese so optimiert, dass es nicht über die gesamte Bauzeit zu Einschränkungen kommen wird. Zum Beispiel wäre das ein werktägliches Halteverbot von 7 bis 17 Uhr und nur im Zeitraum von einzelnen Monaten“, betont Marialla Raulf.
Vertreter des Unternehmens und der Gemeindeverwaltung hätten nach LokalDirekt-Informationen viele Lösungen vorgeschlagen. Unter anderem auch einen Lärm- und Sichtschutz an der Baustraße. Raulf betonte zudem: „Beim Termin haben wir diese sogenannten Wanderbaustellen mehrfach erläutert, aber leider trotzdem kein Verständnis für den Bauverkehr beziehungsweise die Bauverkehrsführung erhalten können.“ Denn es sei nicht so, dass die kompletten drei Jahre in der Becke gearbeitet werde. Es seien immer kurze intensive Phasen und dann könne über Wochen wieder gar nichts passieren.
Im Gespräch mit der Gemeindeverwaltung habe man nun zumindest den Kompromiss gefunden, dass lediglich die großen Lkw durch den Ort fahren. Der normale Baustellenverkehr werde über die Becke geführt.