Allzu viel war eigentlich gar nicht los auf der Platte in Halver in den ersten Minuten, doch zeichnete sich trotzdem ein Bild ab, das so manch einer vorab fürchtete: Der favorisierte Gast aus dem Norden stellte innerhalb der ersten zehn Minuten auf 1:6 und ließ dabei neben einem Siebenmeter auch die ein oder andere Chance auf ein weiteres Tor liegen. Die Dragons erwischten einen Kaltstart vor eigenem Publikum.
SGSH-Coach Lars Faßbender, der die Trauben in dieser Begegnung im Vorfeld als hochhängend, aber eben nicht unerreichbar angesehen hatte, bat seine Sieben nach nur zwölf Minuten und einem einzigen Treffer durch Jonas Leppich (1:1, 2.) das erste Mal zu sich. Dabei muss er die richtigen Knöpfe bei seinen Mannen gedrückt haben, denn der zweite Abschnitt der ersten Hälfte lief in die entgegengesetzte Richtung.
SGSH erneut mit großer Moral, Schuster-Comeback nach Kreuzbandriss
In Unterzahl war es Erik Blaauw, der nach einer runden Viertelstunde den ersehnten zweiten Treffer nachlegte – in Unterzahl. Im Kasten erwies sich Hendrik Halfmann erneut als Fels in der Brandung und hielt, was es zu halten gab. Beflügelt durch den eigenen Anhang entwickelten die Drachen nun auch offensive Durchschlagkraft, Leppich verkürzte weiter (3:6, 17.). Auch der OHV nutzte nun die Auszeit, während Joe Schuster nach einem Dreivierteljahr Verletzungspause sein Comeback für die Sauerländer feierte.
Ohne Zweifel schlug das Momentum-Pendel nunmehr minütlich mehr in Richtung der SGSH. Eingebettet in Halfmann-Paraden, der auch im Eins-gegen-Eins Sieger blieb, arbeiteten Christopher Börner, Blaauw per Strafwurf, Leppich und Luis Buschhaus an der Mission Schlagdistanz (8:10, 28.). Man konnte den ersten Abschnitt mühelos in zwei grundverschiedene Teile dividieren, wobei die Dragons den psychologischen Vorteil genossen und mit der gezeigten Leistungssteigerung nach weiteren Treffern von Blaauw und Leppich ins verwaiste Tor tatsächlich mit einem gerechten 10:10-Unentschieden in die Pause gingen.
Mit Schwung aus der Kabine
Und die Dragons nahmen den Schwung mit: Buschhaus besorgte kurz nach Anpfiff die erste eigene Führung des Spiels, welche die Faßbender-Sieben zunächst auch nicht mehr aus den Händen gab. Zwar kamen die Gäste zwischenzeitlich mal zum Ausgleich, doch hatten die Drachen in einer jetzt schnellen und kurzweiligen Partie stets die passende Antwort in petto. Resultat: Das nächste OHV-Timeout (42.).
Dass Leppich das Ei nachfolgend ans Alu drosch, musste Börner da schon von der Bank aus ansehen: Nach der dritten Zeitstrafe war sein Spiel vorzeitig beendet. Das war an diesem Abend aber zu verschmerzen; allen voran Blaauw und Leppich spielten sich in einen regelrechten Rausch und sorgten für den Ausbau der Führung (23:20, 50.). Kurzzeitig zogen die Dragons gar auf vier Tore davon, der Gast aus dem Norden kämpfte sich indes immer wieder neu heran.
Nervenstarker Blaauw entscheidet vom Punkt
Dramatisch wurde es dann kurz darauf in der Hälfte der Gäste: Nachdem sich zuvor beide Torhüter auszeichnen konnten, prallten der OHV-Schlussmann und sein Mitspieler böse ineinander, beide blieben zunächst regungslos auf der Platte liegen. Nach kurzer Behandlung standen die Akteure jedoch wieder aufrecht und nahmen erstmal auf der Bank Platz.
Leppich leitete die Crunch Time schließlich wuchtig mit seinem Wurf an die Unterkante der Latte zum 27:24 ein (56.), die Dragons hielten den Vorsprung bis hierher souverän. Weil sie in der Folge aber zu früh abschlossen, kam der OHV erneut ins Spiel zurück und stellte in der letzten Minute auf 30:29 – ein weiteres Mal Hochspannung in einem Match mit SGSH-Beteiligung. Zu allem Überfluss entschied das Gespann bei weniger als einer halben Minute auf der Tafel nachträglich auf Siebenmeter für die SGSH. Blaauw behielt im Spiel mit dem Feuer die Nerven für die Drachen, verwandelte sicher zum umjubelten 31:29-Endstand und schickt die Gäste ohne Zähler auf die lange Rückreise in den hohen Norden.
Fotogalerie:
Match Facts
SGSH Dragons – OHV Aurich 31:29 (10:10)
SGSH Dragons: Schnepper, Gernus (1), Blaauw (10/4), Leppich (10), Plate (1), Halfmann, Hübner, Austermann (2/0), Buschhaus (5), Perey, N. Jannack, L. Jannack, Sterchele, Schuster, Börner (2).