In den Vorjahren war der Samstagabend gut besucht. Livebands und andere Showacts lockten zahlreiche Besucher in das kleine Dorf zwischen Wiblingwerde und Nachrodt. Auch das Fernsehen war oft da und die Gäste kamen sogar aus dem Ruhrgebiet, um den ersten Weihnachtsmarkt des Jahres zu besuchen. Doch in diesem Jahr blieben die Besuchermassen aus. Am Samstagabend war es ungewöhnlich leer. Um die 30 Gäste hatten es sich in der Dorfmitte am Café gemütlich gemacht. Nach einem kleinen Bummel durch die Verkaufsstände und einer Stärkung im Schneegestöber warteten die Gäste vor allem auf die versprochene Feuershow. Alles war bereits aufgebaut. Doch dann kamen die ersten dicken Tropfen. Nur Sekunden später schüttete es – und es hörte nicht auf. Die Show fiel folglich ins Wasser, die Besucher flohen in Richtung Autos. „Das Unwetter war natürlich absolute Scheiße.“ Norbert Grebe findet klare Worte. Wirtschaftlich war der Abend folglich gelaufen. Und die Stimmung im Keller. Einige Besucher waren sichtlich unzufrieden.
„Nichtmal Weihnachtslieder spielen sie. Sitzen kann man auch nicht und das Angebot ist doch sehr überschaubar“, kritisierte eine Besucherin. Doch die Meinung teilten längst nicht alle. „Die Veranstaltung ist Kult. Wir kommen jedes Jahr. Es ist einfach immer lustig – und fürs Wetter kann ja keiner was“, sagte eine Nachrodterin.
Am Sonntag kamen vor allem die kleinen Besucher auf ihre Kosten. Mit großen Augen begrüßten sie den Nikolaus, der bei doch sommerlichen Temperaturen in seinem Festgewand ins Schwitzen kam. Er nahm sich viel Zeit für die Besucher und natürlich hatte er auch für alle Kinder eine süße Überraschung im Sack. „Ich stell mich jetzt mal an die Landstraße und winke ein bisschen, vielleicht kommen dann noch ein paar Gäste“, erzählte er lachend. Manch ein Autofahrer staunte nicht schlecht. Mitten im August ein winkender Nikolaus? Das gibt es so auch nur in Rennerde.
Feuerkünstlerin und Zirkuspädagogin Debora Görzen sorgte für den Weihnachtszirkus. Die Kinder, die den Markt besuchten, wurden kurzerhand zu Artisten. Ausprobieren und Anfassen war ausdrücklich erwünscht. Tellerjonglage, bunte Tücher – und sogar Feuer hatte sie für die Kinder im Gepäck. Wer mutig war, konnte selbst die Fackel auf die Hand halten. „Das ist gar nicht so heiß, wie ich dachte“, freute sich ein Mädchen.
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Was das Resümee betrifft, ist sich das Veranstalter-Duo nicht ganz einig. „Es waren schon deutlich weniger Besucher. Der Trend ist abnehmend“, sagte Norbert Grebe am Sonntagabend. Andererseits sei das auch ein Trend, den er auch woanders beobachte. „Die Leute haben auch einfach nicht mehr so viel Geld“, sagte Grebe. Die Aussteller seien dennoch zufrieden gewesen. Gisela Gundermann-Grebe: „Es geht ihnen ja nicht nur ums Geld verdienen. Sie kommen auch immer wieder, wenn sie nicht so viel umsetzen. Sie fühlen sich hier einfach wohl.“
Am stärksten sei die Resonanz nach Corona gewesen. „Aber diese Zeiten sind vorbei. Das haben wir schon zuvor gemerkt“, sagte Grebe. Zudem habe es mit Party@School eine große Parallelveranstaltung in Wiblingwerde gegeben. Ob es eine 13. Auflage des Weihnachtsmarkts geben wird? Gisela Gundermann-Grebe antwortet sofort: „Natürlich. Ich mache das gerne. Ich bin einfach kein Typ, der nachmittags ab 16 Uhr vor dem Fernseher sitzt.“ Norbert Grebe ist etwas zurückhaltender: „Wir gucken mal, ob wir dann noch fit sind. Die 13. Auflage ist dann aber vermutlich die letzte.“ Dem widerspricht seine Frau deutlich, wenn auch mit einem Augenzwinkern: „Quatsch, wir werden 110 Jahre alt. Und haben tolle Helfer. Wir machen weiter.“