Wie ist es um die heimische Wirtschaft aktuell bestellt, speziell um die Unternehmen in Iserlohn? Das wollten die Mitglieder der Iserlohner CDU-Ratsfraktion bei ihrem Besuch in der SIHK-Geschäftsstelle an der Corunnastraße 1 in Iserlohn wissen. Gesprächspartner für die Christdemokraten waren SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat und Geschäftsstellenleiter Frank Herrmann.

Längste Durststecke seit Jahrzehnten 

Deren Antworten dürften den Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitikern nicht wirklich gefallen haben. Obwohl Fraktionsvorsitzender Fabian Tigges in seiner Begrüßung eine „langsame Besserung“ der Stimmungslage festgestellt haben wollte, sehen die Fakten der SIHK aus deren jüngster Konjunkturumfrage anders aus. „Wir erleben die längste Durststrecke für unsere Unternehmen seit Jahrzehnten“, erklärte Dr. Ralf Geruschkat. Die Umfrage habe zudem das schlechteste Ergebnis in ganz Nordrhein-Westfalen erbracht.

Automobilzulieferer unter großem Druck 

Der SIHK-Hauptgeschäftsführer sprach von „zunehmenden Problemen“ bei den Unternehmen, vor allem die heimischen Automobilzulieferer stünden unter großem Druck. Die Faktoren sind schnell aufgezählt: Steigende Arbeitskosten, hohe Energiekosten, fehlende Fachkräfte und jetzt noch die Diskussion um höhere Zölle. „Das ist für unsere exportorientierten Unternehmen und die Region nicht gut“, so Dr. Ralf Geruschkat.

Diese GroKo muss funktionieren 

Sein Appell an die Lokalpolitiker, ihren Einfluss auf die heimischen Bundespolitiker zu nutzen. Geruschkat: „Unsere Mitglieder und die Wähler setzen auf diese große Koalition. Jetzt muss es funktionieren“. Es dürfe zudem in Berlin und Düsseldorf nicht immer nur um die Großkonzerne und die Industrie gehen. „Jetzt geht es um den Mittelstand“, so der SIHK-Hauptgeschäftsführer, der die Stromsteuersenkung für alle einforderte, nicht nur für die Industrie.

Doch auch in der Region könne die Politik der heimischen Wirtschaft helfen. Dr. Ralf Geruschkat: „Die Wirtschaft braucht Fläche, um sich für die Zukunft aufstellen zu können.“

Die Gesprächsrunde in der SIHK-Geschäftsstelle an der Corunnastraße in Iserlohn.
Foto: Hendrik Klein / LokalDirekt

Neue Gewerbeflächen dauern zehn Jahre 

Dem pflichtete SIHK-Geschäftsstellenleiter Frank Herrmann bei: „Neue Gewerbeflächen auszuweisen dauert heute zehn Jahre – das ist viel zu lange.“ 100 Hektar Gewerbeflächen gesteht der neue Regionalplan Iserlohn zu – nur 30 Hektar seien aktuell vorhanden. Eine Lösung deuteten die CDU-Fraktionsmitglieder an, das Stichwort sei interkommunale Zusammenarbeit. Als Beispiele wurden die Gebiete Landhausen mit Hemer, Menden oder die Edelburg in Hemer genannt. Platz 73 beim Standort-Ranking 2024 sei so schlecht nicht, waren sich die Gesprächspartner einig. Ein Grund, sich darauf auszuruhen, gebe es aber nicht.

Unternehmen dürfen KI nicht verschlafen 

Aber auch die heimischen Unternehmen müssen sich fit machen für die Zukunft, so Dr. Ralf Geruschkat. Er sah gute Chancen für die heimischen Automobil-Zulieferer, jetzt in den Rüstungsbereich einzusteigen. Nicht nur deshalb sei es auch dringend erforderlich, dass sich die SIHK-Mitgliedsbetriebe mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) deutlich stärker beschäftigen. Dr. Ralf Geruschkat: „Wer sich jetzt nicht darum kümmert, wird von seinem Mitbewerber überholt.“ Die SIHK biete dazu reichlich Informationen und Fortbildungsmöglichkeiten.