Damit die Baufahrzeuge möglichst nah an die Brücke heran kommen, wird ein breiter Weg angelegt. Um etwa zwei Meter muss der Fußweg verbreitert und geschottert werden, damit das Ufer tragfähig und somit befahrbar für die schweren Baugeräte wird. Etwa vier bis fünf Wochen sind für die gesamte Maßnahme eingeplant. Gearbeitet wird unter anderem mit Tauchern, die unter Wasser die Arbeiten ausführen. LokalDirekt hat mit Julia Ollertz, Pressesprecherin von Straßen.NRW, über die aktuelle Maßnahme gesprochen:
Wie wurden die Schäden festgestellt?
Julia Ollertz: Die Schäden wurden von Tauchern im Zuge einer Sonderprüfung der Lennebrücke Ende Juli 2023 festgestellt.
Wie gefährlich sind diese Schäden im Bezug auf den eh schon desolaten Zustand? Ist das nur ein letztes Flicken oder sind diese Arbeiten eher eine Standardmaßnahme?
Die Beseitigung der Schäden ist erforderlich, um die Standsicherheit des Bauwerks bis zum Ersatzneubau aufrecht erhalten zu können.

Man kennt es von anderen Brücken. Erst heißt es, das Bauwerk wird in Stand gesetzt, dann werden weitere Schäden festgestellt und es erfolgt die Sperrung. Wie wahrscheinlich ist es, dass weitere Schäden gefunden werden?
Das Schadensbild des Bauwerks ist aufgrund der regelmäßigen Bauwerksprüfungen und der intensiven Beobachtungen bekannt. Bisher unbekannte Schäden werden nicht erwartet.
4. Die Untersuchungen wurden mit Tauchern gemacht. Wie geht das? Wie arbeitet sie unter Wasser?
Die Taucher verfügen neben ihrer Tauchausrüstung (Anzug, Sauerstoff, Schwimmflossen etc.) über zusätzliche Ausrüstung für die Bauwerksprüfung (zum Beispiel Zollstock, Kamera), welche unter Wasser ebenso eingesetzt wird wie über Wasser. So können zum Beispiel Unterspülungen festgestellt werden, welche von außerhalb des Wassers nicht oder nur unzureichend beurteilt werden können.
Konkret zur Baumaßnahme: Wie arbeitet man mit Beton unter Wasser? Fließt das Material nicht weg? Wie trocknet der Beton? Und wie kommt er an die richtigen Stellen? Arbeiten in einem Fluss sind vermutlich sehr kompliziert, oder?
Es wird eine Wasserhaltung – die aus Wasserbausteinen besteht – um den beschädigten Pfeiler herum aufgebaut (ca. 75 Meter). Somit wird die Fließgeschwindigkeit des Gewässers für den Arbeitsbereich (am Pfeiler) deutlich reduziert, gar komplett abgeschaltet. In diesem fließfreien Gewässerzustand ist es dem Taucher möglich, Beton in den unterspülten Pfeiler zu pumpen. Mit speziellem Unterwasserbeton ist es dann möglich, den Beton an die gewünschten Stellen zu pumpen, ohne dass er unwillkürlich entweicht. Das Wasser reagiert direkt mit dem Zement/Beton (Hydratation), sodass sich bereits beim Pumpvorgang der Beton verfestigt. Die Erhärtung des Betons passiert somit mit sofortiger Reaktion des Wassers – anders als beim „normalen“ Beton. Natürlich werden Vorkehrungen getroffen, dass ein eventuelles Entweichen des Betons in das Gewässer aufgehalten wird – im Sinne einer Sperre (Thema Umweltschutz).
Wenn die Pfeiler wieder gestärkt sind, ist dann die Brücke wieder voll befahrbar? Und wenn nein, warum nicht?
Nein, da es sich lediglich um eine zustandssichernde Instandsetzung und nicht um eine Verstärkungsmaßnahme handelt.
Fotogalerie zum aktuellen Stand der Baumaßnahmen:











Was kostet dieses Reparatur?
Für die Instandsetzungsmaßnahme sind Kosten von circa 200.000 Euro kalkuliert.
Das sind hohe Kosten. Und die für eine Brücke, die eh abgeschrieben ist. Wie ärgerlich ist das?
Die vorgesehenen Kosten der Instandsetzung sind im Sinne der Aufrechterhaltung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs als wirtschaftlich anzusehen.
Wie ist denn der aktuelle Stand in Sachen Planfeststellungsverfahren für den geplanten Neubau? Da muss es doch langsam mal etwas Neues geben, oder?
Die Planunterlagen lagen in der Zeit von 14.3.2022 bis einschließlich 13.4.2022 bei der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde zur allgemeinen Ansicht aus. Alle Personen, deren Belange durch das Vorhaben berührt sind, konnten bei der Bezirksregierung Arnsberg oder bei der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde Einwendungen zu dem Vorhaben erheben. Die Einwendungen wurden den Vorhabenträgern zur Gegenäußerung zugeleitet. Dort wird aktuell eine fachlich fundierte und rechtlich belastbare Synopse als Gegenäußerung zu den Einwendungen und Stellungnahmen erarbeitet.