Das Unternehmen Manz, das in Branchen wie Automotive, Elektromobilität und Nutzfahrzeuge aktiv ist, hat seit 1876 seinen Sitz in Schalksmühle. Es durchlebte Höhen und Tiefen – insbesondere bei der Gewinnung von Auszubildenden. Im Rahmen der Woche der Ausbildung erklärt Manz-Geschäftsführer Peter Lux, dass einige Ausbildungsberufe wenig bis gar nicht besetzt werden können. „Je technischer der Beruf wird, desto weniger Chancen werden wir haben, die Stelle zu besetzen“, bedauert er. Dies betreffe insbesondere Ausbildungsberufe wie Werkzeugmechaniker, Stanz- und Umformtechniker sowie Industriemechaniker/mechatroniker.
Im Gegensatz dazu verzeichne die Position des Industriekaufmanns/-frau im Vergleich zu den technischen Berufen noch eine gute Nachfrage. „Die Stellen werden von größeren Unternehmen in der Region abgegriffen“, stellt Lux fest. Diese Sichtweise wird von Kerstin Pfaff, Arbeitsvermittlerin im Arbeitsgeberservice, bestätigt, die darauf hinweist, dass Jugendliche oft mehr Wert auf die materiellen Aspekte der Ausbildung legen als auf deren Inhalt. Ein weiteres Hindernis sei der als zu aufwendig empfundene Bewerbungsprozess, den Jugendliche am liebsten schnell und unkompliziert gestalten würden – idealerweise mit nur einem Klick.
Durch den Sportverein ins Unternehmen
Dennoch stellen die unbesetzten Ausbildungsplätze eine Herausforderung und eine große Lücke für das Unternehmen dar. „Da stellt sich das Unternehmen Manz aber auch viele weitere Firmen die Frage, wie wir uns in der Zukunft aufstellen“, so Lux. Fest steht, dass ein „weiter so wie immer“ nicht funktioniert. Die heutige Jugend sei nämlich nicht mehr in Jugendzentren zu erreichen, sondern verbringe ihre Zeit eher zu Hause vor dem PC, so Pfaff.
Deshalb werden kreative Ansätze benötigt: Das Unternehmen pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt, nimmt an Ausbildungsmessen teil und geht auch einen unkonventionellen Weg: die Zusammenarbeit mit Sportvereinen. Kai Lüsebrink, Handballer bei den SGSH Dragons, hat es über diesen Weg ins Unternehmen geschafft. Das Unternehmen Manz war ihm bereits bekannt, besonders durch die Assoziation seiner Handball-Kollegen mit dem Unternehmen. „Die ganzen Sponsoren hängen an der Hallenwand. Man kennt die ganzen Unternehmen dann schon einmal. Das ist ein guter Anlaufpunkt für mich gewesen“, sagt Lüsebrink. Inzwischen befindet er sich im zweiten Ausbildungsjahr als Industriekaufmann. Bürgermeister Jörg Schönenberg unterstützt diese Form des „Recruitings“ durch Vereine und betont, dass Jugendliche am besten an Orten erreicht werden können, an denen sie gerne Zeit verbringen.
„Wer sich heute nicht ausbildet, hat morgen verloren“
Eine weitere möglich gibt es noch, „den Joker“ oder die „Helden der zweiten Reihe“, wie Lux erklärt: Menschen ohne oder mit einer schlechten Ausbildung erhalten eine Chance, die sie auf dem Arbeitsmarkt normalerweise nicht hätten. „Es klappt nicht immer. Es gibt einige Abbrecher, aber die, die es schaffen wollen, sind gut in ihrer Arbeit“, erklärt der Geschäftsführer. Auch die Vielzahl an verschiedenen Ausbildungsberufen stellt die Jugendlichen vor die Qual der Wahl – auch das Elternhaus spiele oft eine Rolle bei der Berufswahl, weiß Roman Fröhlich, Teamleiter im Arbeitgeber-Service. Mit Sorge schaut Schönenberg auf die wachsende Zahl der Schulabbrecher. „Wer sich heute nicht ausbildet, hat morgen verloren“, warnt er.
Zudem wünscht sich Schönenberg, dass Geflüchtete, die arbeiten oder sich weiterbilden möchten, dies ohne zusätzliche Probleme tun können – allerdings stellt eine Duldung oft ein Hindernis dar. Um den Wohlstand in Deutschland zu erhalten, seien Arbeitskräfte aus dem Ausland notwendig. „Das sind Probleme, die wir uns auf dem Arbeitsmarkt eigentlich nicht leisten können. Wir müssten neu denken“, appelliert Schönenberg abschließend.