Auch wenn es in der Politik oft um schwere Themen geht – es darf auch einfach mal gelacht werden. In Wiblingwerde wurde nicht nur intensiv über Sport diskutiert. Die Politiker bewegten sich auch selbst. Ina Scharrenbach bewies Ehrgeiz beim Basketball. Paul Ziemiak erzählte von seinen neuen Sporterlebnissen und Bürgermeisterin Birgit Tupat dominierte ganz souverän die Hula-Hoop-Challenge. Alle hatten sichtlich Spaß an der Bewegung und irgendwann verloren auch die letzten ihre Scheu und machten mit. Sport verbindet – auch im Wahlkampf. Und um die Bedeutung von der gemeinsamen Freude an der Bewegung ging es auch im Rahmen der Diskussion im Vereinsheim des Turnvereins.
Der Wiblingwerder Turnverein hat aktuell 719 Mitglieder. „Damit ist statistisch jeder zweite Wiblingwerder Mitglied bei uns“, erzählte der Vorsitzende Jens Grote. Der Verein sei bemüht, Menschen eine Heimat zu geben – und das gelinge in vielen Fällen. Etliche Mitglieder bleiben den Sportlern ein Leben lang treu. „Es beginnt schon früh beim Mutter-Kind-Turnen. Da werden Kontakte und Freundschaften unter Familien geknüpft“, erzählte Grote. Ehrenamt, so waren sich alle in der Runde einig, könne in so einer kleinen Gemeinde niemand ersetzen. Und doch sei es schwer, Übungsleiter zu finden. „Das Zeitfenster ist zum Beispiel für Kinder recht klein. Sie gehen lange in die Schule. Und abends darf es nicht zu spät werden. Viele Erwachsene arbeiten aber in der Zeit“, berichtet Grote. Insbesondere männliche Übungsleiter seien schwer zu finden.
Ein großes Problem für die Sportler ist aktuell der fehlende Sportplatz. Dieser wurde bei der Flut 2021 zerstört. Nachdem Planer und Gutachter den Platz angesehen hatten, wurde er komplett für die Öffentlichkeit gesperrt. „Wir müssen uns daran halten. Sonst sind unsere Fördermittel in Gefahr – und es geht um rund 1,6 Millionen Euro“, betonte Bürgermeisterin Birgit Tupat. Thomas Bäcker, sportlicher Leiter des Vereins sieht das anders. Einige Teile würden sehr wohl noch gehen. Kugelstoßen, worin die Wiblingwerder über die Landesgrenze hinaus bekannt sind, ginge durchaus auf dem Platz. Da wäre es dann sogar egal, wo der Ball einschlage. Auch ein Stück Laufbahn für 50- oder 100-Meter-Läufe lasse sich bestimmt noch finden, ergänzt Iris Krutz, Organisatorin des Zusammenschlusses der heimischen Sportvereine.
„Die Leichtathletik im Verein ist wirklich in Gefahr. In Nachrodt sind kaum freie Zeiten und auf dem Kunstrasen ist Kugelstoßen auch nicht der beste Plan. Wir können in Altena am Pragpaul mittrainieren. Aber wie soll das logistisch langfristig gehen? Dann müsste man um 12 Uhr hier mit dem Bus los, damit man um 16 Uhr in Altena ist und dann dort übernachten, um am nächsten Morgen über Lüdenscheid zurückzukommen“, sagte Jens Grote. Es sei zwar aktuell eine gute Notlösung, langfristig sei das für die Jugendlichen aber keinesfalls praktikabel.
Bürgermeisterin Birgit Tupat erklärte noch einmal die ganzen bürokratischen Hürden. Aktuell warte man beispielsweise darauf, dass Bodenproben für den Unterbau entnommen würden. „Wir müssen, um die 1,6 Millionen Euro Fördergelder zu bekommen, aber drei Angebote vorlegen. Wir wären schon froh, wenn wir eines hätten. Die Ausschreibungen sind einfach ein riesiges Problem“, erklärte Tupat.
Paul Ziemiak: „Wie wollen doch keinen Weltraumbahnhof errichten. Die Bürokratie klingt aber danach. Wer ist denn da der Fördergeber?“ Kurz und knapp kam die Antwort von Ina Scharrenbach. „Das bin ich.“ Auch sie betonte, dass sie keine Lust auf „Behörden-Ping-Pong“ habe und forderte noch vor Ort die Unterlagen an, um dann nach einer Lösung suchen zu können.
Michael Schlieck von der Nachrodt-Wiblingwerder CDU betonte noch einmal die große Bedeutung von Ehrenamt und Sport. „Was die Vereine hier machen, ist die beste Sozialarbeit, die man haben kann.“ Dem konnten die Politiker nur zustimmen. Paul Ziemiak ist übrigens auch selbst ehrenamtlich aktiv. Seit seiner Jugend sei er Mitglied bei den Maltesern und seit 20 Jahren beteilige er sich einmal jährlich an einem Feriencamp für Heim-Kinder im Libanon. Zudem sei er aktiv im Schützenverein und Mitglied in vielen anderen Vereinen. „Beim Ehrenamt ist das Besondere diese Unmittelbarkeit. Man sieht in den Augen, wie Menschen sich freuen“, betonte Ina Scharrenbach. Den direkten Kontakt und den Austausch, der bei der ehrenamtlichen Tätigkeit ganz selbstverständlich entstehe, wisse sie zu schätzen. Davon kann auch Birgit Tupat berichten: „Wenn ich mich in der Kirchengemeinde oder der Familie mit Kindern beschäftige ist das zum Beispiel so. Das gibt einem einfach ein gutes Gefühl. Ehrenamt ist immer auch etwas für die Seele.“
Die Politiker hatten viel Zeit mitgebracht und vermutlich hätten sie auch noch gerne den Fußball ausgepackt und mit den Jedermännern eine Runde gekickt. Aber nach fast zwei Stunden ging es für sie weiter zur Burg Altena.