Samstagvormittag, das Gerätehaus füllt sich langsam. Rucksäcke werden abgestellt, Stimmen hallen durch den Raum, Feldbetten stehen noch unberührt an der Wand. Doch wer glaubt, die 24-Stunden-Übung der Jugendfeuerwehr beginne gemütlich mit dem Einrichten des Nachtlagers, liegt daneben. Kaum sind alle da, vibriert es plötzlich: Der Melder schlägt Alarm.

Für solche Übungen nutzt die Jugendfeuerwehr spezielle Trainingsmelder – sie erinnern an die Pager aus Selbstbedienungsrestaurants, vibrieren, piepen, dulden keinen Aufschub. Bisher waren sie ausgeliehen, dank eines anonymen Spenders gehören sie nun zur eigenen Ausstattung. Für die 17 Jugendlichen bedeutet das: sofort raus, Einsatzkleidung an, Konzentration hochfahren. Erste Alarmierung: Tragehilfe am Dorfplatz. Die Nachwuchsretter rücken aus, koordinieren sich, tragen, sichern. Kaum ist der Einsatz beendet, folgt der nächste Alarm.

An der Heide brennt ein Papiercontainer. Am Nachmittag geht es weiter nach Nachrodt: Auf dem Gelände des Tiefbauers Homann ist technische Hilfe gefragt. Besonders: Diese beiden Übungen wurden von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr selbst vorbereitet. Lea Lüno und Lukas Nowak haben die Szenarien gemeinsam mit ihren Eltern, beide ebenfalls Feuerwehrleute, ausgearbeitet. Verantwortung übernehmen, vorausdenken, Abläufe planen – auch das gehört hier zur Ausbildung.

Zwischendurch bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Das Nachtlager wird erst nebenbei aufgebaut, Feldbetten aufgestellt, die Anfang des Jahres ebenfalls durch Spenden angeschafft wurden. Am Abend steht dann bewusst etwas anderes auf dem Programm: gemeinsames LaserTag bei LaserMaxx. Teamgeist, Lachen, Bewegung – das Wir-Gefühl, das bei der Feuerwehr genauso wichtig ist wie Technik und Taktik. An Schlaf ist danach lange nicht zu denken. Erst gegen vier Uhr morgens fallen die letzten Jugendlichen erschöpft in ihre Betten. Zwei Stunden später ist die Nacht schon wieder vorbei.

Der Sonntag bringt den Höhepunkt: die große Abschlussübung, ausgearbeitet von der Wehrleitung. Einsatzort ist die Grundschule Wiblingwerde. Das Szenario wirkt erschreckend real: Der Rauchmelder hat ausgelöst, zwei Papiercontainer hinter dem Gebäude stehen in Vollbrand, eine Fensterscheibe ist bereits zerborsten, das Schulgebäude stark verraucht. Zudem gilt ein Kind als vermisst.

Zahlreiche Einsatzszenarien wurden durchgespielt.
Foto: Marvin Schmidt / LokalDirekt

Sofort greifen die Abläufe. Zwei Löschangriffe werden aufgebaut, ein Trupp geht unter Atemschutz ins Gebäude zur Menschenrettung vor. Dichter Rauch nimmt nahezu jede Sicht. Die Jugendlichen werden – wie bei einem echten Einsatz – eingeteilt: Löschen, Suchen, Retten, Absichern. Einer kontrolliert die Brandmeldeanlage, ein anderer sichert die Einsatzstelle. Jeder Handgriff zählt.

Als die Übung beendet ist, sind die Jugendlichen sichtlich erschöpft – und gleichzeitig stolz. Sie haben die komplexen Aufgaben mit Bravour gemeistert. In der Nachbesprechung geht es nur um kleine Feinheiten bei Kommunikation und Ablauf. Auch Bürgermeisterin Birgit Tupat verfolgt das Geschehen aufmerksam. „Wahnsinn, wie professionell die das alles abarbeiten“, lobt sie und verteilt zum Abschluss Schokonikoläuse.

Doch bevor es nach Hause ins Bett geht, wartet noch ein letzter Programmpunkt: Aufräumen, Putzen, Ordnung schaffen. Auch das gehört zur Feuerwehr – Verantwortung endet bei der Feuerwehr nicht mit dem Einsatz.

Die 24-Stunden-Übung bildet den Abschluss eines ereignisreichen Jahres für die Jugendfeuerwehr Nachrodt-Wiblingwerde. Neben zahlreichen Diensten war die große Jugendfreizeit in den Sommerferien ein besonderer Höhepunkt: Eine Woche gemeinsames Campen, Lernen und Zusammenwachsen. Zum Jahresende werden zudem die fleißigsten Mitglieder geehrt. Merlin Kayser, Ida vom Hofe und Leni Kayser erhalten für ihre hohe Dienstbeteiligung ein kleines Präsent.

Es war ein Wochenende, das müde macht – und gleichzeitig zeigt, wie viel Engagement, Disziplin und Gemeinschaftsgeist schon im Feuerwehrnachwuchs steckt.