„Mich hat einfach das Konzept Waldkindergarten interessiert und auch, wie eine Elterninitiative funktioniert“, erzählt die Abgeordnete. Bereits seit 7 Uhr ist sie im Kindergarten. „Ich mache den ganzen Tag mit“, sagt Lugk. Paula kann das noch nicht so ganz glauben: „Bist du dafür überhaupt richtig angezogen? Es ist nass, da gehen Turnschuhe eigentlich nicht.“ Erwischt, heute ist Gummistiefel-Tag. Ausnahmsweise werden aber auch die „wetterfesten Turnschuhe“ der Praktikantin akzeptiert. „Aber ich habe drei Jacken dabei und eine gut funktionierende Waschmaschine“, erzählt Lugk. Ein bisschen gespannt ist sie schon, was sie erwartet. Ein bisschen Vorfreude hat sie in Sachen Matschberg. Und genau da geht es jetzt mit den Kindern hin, denn jetzt heißt es ran an die Schüppen.
Die Sozialdemokratin ist mittendrin. Sie lernt schon viel: „Du musst erst Wasser drauf machen, dann kannst du schüppen“, erklärt Paul. Sein Kumpel Max ergänzt: „Es darf aber auch nicht zu nass werden, du musst darin ein bisschen kleben bleiben.“ Der Matschberg ist definitiv eine Wissenschaft für sich. Aber schnell ist die Praktikanin eingearbeitet – und um nicht einmal 9 Uhr ist die Hose dreckig. „Also ich bleibe ja lieber bis zum Frühstück sauber, aber das muss sie halt noch lernen“, sagt Paula grinsend.
Natürlich möchte Bettina Lugk nicht nur von den Kindern lernen, sondern auch mit den Erzieherinnen ins Gespräch kommen und hören, wo der Schuh drückt. Neben den bekannten Problemen, die nahezu alle Kindergärten haben – wie Fachkräftemangel, Finanzierungsnot und hohe Auflagen, hat der Waldkindergarten noch ein ganz anderes schwerwiegendes Problem: „Die Waldgesundheit ist ein riesen Thema für uns“, erklärt Kindergartenleiterin Marina Hoheisel. Dem Wald gehe es schlecht. Bei Wind könnten die Kinder kaum noch in den Wald, da es schlicht zu gefährlich sei. Dabei ist der Waldkindergarten gesäumt von einem schönen Buchenwald. „Die Buchen auf den Kuppenlagen haben unter der extremen Trockenheit der vergangenen Jahre sehr gelitten“, erklärt Förster Christof Schäfer auf Nachfrage. Buchen seien eigentlich Bäume für atlantisches Klima, sprich feuchte und niederschlagsreiche Sommer.
Durch die trockenen Sommer seien die sie Zopftrocken. Das bedeutet, dass die Äste in den Kronen vertrocknet seien. „Fallen dann armdicke Äste hinab, bekommt die Buche schnell Probleme. Sie bekommt Luftembolien und wird anfällig für Pilze“, erklärt Schäfer. Und auch die Eichen, die weiter hinten stehen, seien in Gefahr. Sie leiden unter dem Eichen-Prachtkäfer, der sich durch die Trockenheit ebenfalls stark ausgebreitet habe.
Wie genau das den Alltag der Kinder beeinträchtigt, erfährt Lugk nach dem Morgenkreis und dem Frühstück. Dann geht es nämlich mit den Kindern in den Wald. Viele Bäume wurden bereits durch den Förster ausgezeichnet und auch der Laie erkennt die trockenen Äste. „Wenn es stürmt, wäre es viel zu gefährlich und auch so können wir viele Stücke schon gar nicht mehr nutzen. Das ist super schade“, erklärt Hoheisel.