Die gut 3000 Mitglieder der Genossenschaft können weiterhin mit einer Dividende von 6,5 Prozent rechnen. 85.000 Euro schüttet die Bank dafür aus. Damit, so Böhse, liege sie „über dem Bundesdurchschnitt“. Vor Steuern erzielte die Genossenschafts-Bank 1,488 Mio. Euro Überschuss. Als Bilanzgewinn weist sie 216.000 Euro aus. Damit habe man das Eigenkapital kräftig stärken können. „Unsere Lebensversicherung“ betont Böhse. Denn das sei wichtig, um die Kreditnachfrage erfüllen und den Auflagen gerecht werden zu können.
„Eigenständigkeit gesichert“
Insgesamt sei 2023 noch ein „sehr gutes Jahr“ gewesen. Die Spareinlagen seien „überproportional gewachsen“, was Böhse auch auf die wieder angestiegenen Zinsen zurückführt. Unterm Strich verbuchte die Kiersper Bank damit ein Wachstum von 2,6 Prozent. 1,3 Prozent waren es bei den Krediten. Auch da sei man „gut weggekommen“. Damit sieht die Geschäftsleitung die Eigenständigkeit der Bank gesichert. Die Volksbank Kierspe verzeichne eine „konstante und gute Entwicklung“.
Insgesamt hat die Bank 376.000 Euro an Steuern gezahlt. Davon profitiere auch die Stadt. Mit Spenden in Höhe von 33.000 Euro seien Vereine, Kindergärten, Schulen, die Feuerwehr und der KUK-Verein unterstützt worden.
Gleichwohl beklagen die beiden Vorstände die wirtschaftliche Situation. Sie verweisen auf Arbeitsplatzverluste und Kurzarbeit. „Investitions-Entscheidungen gehen an der Region vorbei“, so Böhse. Als Hauptgründe sieht er die Energiewende, die „nur eine Idee war“. Strompreise seien nicht wettbewerbsfähig. Unternehmen wanderten ab oder hielten sich bei Investitionen zurück. Zudem verhinderten auch weiterhin hohe Zinsen Investitionsentscheidungen. Das, so Baldschun sei betreffe auch den privaten Wohnungsbau. Beide befürchten einen „massiven Wohlstandsverlust“, falls sich nicht schnell etwas ändere. „Alle reden vom Bürokratieabbau, aber es passiert nichts“, so Stephan Baldschun. Fachkräfte, zög es zu Behörden, die Auflagen kontrollierten. Diese fehlten dann in der Wertschöpfungskette, spricht Stephan Böhse mit dem Fachkräftemangel ein Dauerthema an.
Automat im Dorf bald wieder verfügbar
Während die Bank im Kreditbereich „noch gut unterwegs“ sei, gebe es perspektivisch Probleme bei den Einlegern. „Die brauchen ihr Geld für andere Dinge“, so Baldschun. Die Bank sei insgesamt gut aufgestellt, betonen die Vorstände. Das Personal sei verjüngt worden. Derzeit würden neun junge Leute ausgebildet. Angesichts von etwa 30 Beschäftigten sei dies eine hohe Quote. Nachwuchsprobleme sehen die Banker für ihren Bereich derzeit nicht. Noch vor Ostern soll auch der Geldautomat in Kierspe-Dorf wieder verfügbar sein – mit hohen Sicherheitsstandards.
Auch mit der Nachfrage auf Seiten der Kunden sind beide zufrieden. Die Kiersper Volksbank punkte nicht mit Preisen, sondern mit Beratungsqualität und einem „ausgewogenen Verhältnis zwischen Bank und Kunden. Kunden wollen nicht alles digital machen“, so Böhse. „Wir finden immer eine Lösung“, setzt er auf persönliche Ansprache und Kontakte. Eine Fusion, im Bankenbereich vielfach Dauerthema, stehe nicht an. „Wir sehen keine Existenzprobleme“, sagt Böhse, wünscht aber gleichwohl weniger Reglementierung und weniger Bürokratie für die Wirtschaft insgesamt. Die Vorstände treibt dabei die Sorge um, dass ein wirtschaftlicher Einbruch auch an den Banken nicht spurlos vorbei gehen dürfte.