Ilona Meuser und Jutta Hendess  von der Anonymen Drogenberatung (Drobs) stellten im neu zusammengesetzten Sozialausschuss die Arbeit ihrer Organisation vor. Die Geschäftsführerin und die Sozialarbeiterin zeichneten das Bild eines immer breiteren Drogenangebots – auch auf dem Lande und in einem vermeintlich ungefährdeten Ort wie Herscheid.

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Die beiden Damen sind seit 30 Jahren bei der Drobs, berichteten sie dem Ausschuss – und ließen damit erkennen, dass sie den sich verändernden Drogenmarkt über Jahrzehnte belegen können. Unverändert  verstehe sich die Drobs als Organisation die Prävention, Beratung, Behandlung und Schadenbegrenzung zum Ziel habe.

Ilona Meuser berichtete – anonym – aus typischen Klientenkontakten, schilderte, wie nah man an den Betreuten sei und der Betreuer vielfach auch die einzige Bezugsperson darstelle. Das Hilfsangebot sei niedrigschwellig, wertfrei und vertraulich. Drogen  seien auf dem Vormarsch, seien einfach zu beschaffen, änderten sich in ihrer Darreichungsform. Sei der klassische Konsument vor Jahren der Heroinabhängige gewesen, gehe es heute um einen Mischkonsum verschiedenster Substanzen.

Und: „Laut Weltdrogenreport haben wir in den letzten zehn Jahren einen 28prozentigen Anstieg des illegalen Drogenkonsums festzustellen.“ Daraus folge „die Zahl der Drogenkonsumenten wächst schneller als die globale Bevölkerung.“ Der Markt für Kokain wachse dabei am schnellsten. Der Stoff sei nicht mehr das Rauschmittel der Reichen  und Erfolgreichen: „Kokain ist in der Mittel der Gesellschaft angekommen.“ Am Rande der Gesellschaft sei Crack „die“ gegenwärtige Substanz. Synthetisch hergestellte Substanzen dominierten den Markt.

Ilona Meuser und Jutta Hendess informierten im Sozialausschuss über den sich wandelnden Drogenkonsum.
Foto: St. Aschauer-Hundt

Was die vermeintlich heile Welt angeht, entzauberten die beiden Damen den Ausschuss. „In Herscheid braucht es 20 Minuten länger als in Berlin, um an Stoff zu kommen.“ Drogentote würden heute immer jünger; ein Viertel der Kinder und Jugendlichen weise einen riskanten oder pathologischen Drogenkonsum auf – wobei bei der Drobs auch Medien, E- und klassische Zigaretten bei der Suchtdefinition herangezogen werden. „Vapen ist die Einstiegsdroge für Kinder und  Jugendliche.“

Die Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen führe dabei direkt in den Drogenkonsum, war das Urteil der beiden Damen sehr klar – sie deuteten dabei den Unicef-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2025 aus. Darin heißt es zum Beispiel, dass mehr als einer Million Kinder wesentliche Voraussetzungen für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und für späteren beruflichen Erfolg fehlten. Armut, schlechte Wohnverhältnisse und mangelnde Unterstützung durch die familiären Bande führten in die Droge.

60 Präventionsveranstaltungen habe die Drobs in 2024 ausgerichtet, 261 Multiplikatoren hätten dabei 3361 Personen erreicht. Mit einem Schulungskoffer, der Lehrern an die Hand gegeben werde, komme die Drobs in Schulen und Klassen. Neu im Angebot seien Veranstaltungen zu K.O.-Tropfen.

Sozialarbeiterin Jutta Hendess rechnete dem Ausschuss vor, dass jeder Euro, der in die ambulante Suchtberatung gesteckt werde, 17 Euro an Folgekosten erspare. Dass die Gemeinde die Bisanz erkannt habe, betonte Bürgermeister Uwe Schmalenbach: In der Mitgliederversammlung der Drobs sei die Gemeinde mit gleich zwei Abgesandten vertreten: Steve Dollase und Barbara Sauerland nehmen für Herscheid an den Sitzungen teil.