„Wenn man weiß, was hier für historische Bäume stehen, ist das Umfeld dem nicht angemessen“, erklärte Johannes Koch. Der Kiersper hat den Stein ins Rollen gebracht und Clemens Wieland schnell von seiner Idee begeistern können. Auch Wieland war überzeugt: „Dieser historische Punkt kommt seiner Bedeutung nicht nach“.
Einen Einblick in die Historie der Bäume und ihres Umfelds gibt Hans-Ludwig Knau, ehemaliger Ortsheimatpfleger in Kierspe. Zwischen den beiden Bäumen, die an der Kreuzung Thingslindestraße / Niederhohenholten stehen, verlief im Mittelalter der Königsweg. Dieser Vorläufer der Bundesautobahn 45, wie ihn Knau mit einem Lächeln nannte, führte von Frankfurt über Kierspe bis nach Amsterdam. Auf den Höhen oberhalb des Volmetals hatten die Pferde der mittelalterlichen Fuhrleute aufgrund der zahlreichen Quellen stets ausreichend Wasser; der Weg selbst war jedoch durch die Höhenlage vor Umweltgefahren wie Hochwasser oder Erdrutschen geschützt.
Erstmals beschrieben wurde die Thingslinde nach seinem Kenntnisstand im 17. Jahrhundert als Sitz eines Femegerichts. Diese wurden – anders als die üblichen Gerichtsbarkeiten der Dörfer und Städte – bewusst auf dem Königsweg abgehalten, da alle dort Anwesenden unter dem besonderen Schutz des Königs standen. Die westfälischen Femegerichte hatten in jener Zeit eine überregionale Bedeutung; in Kierspe, so Knau, wurden sogar Fälle aus Konstanz verhandelt.
Im Jahr 1870 wurde dann die angrenzende Kaiserlinde gepflanzt – zu Ehren der Krönung des bisherigen preußischen Königs Wilhelm zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. Beide Bäume sind heute als Naturdenkmäler eingestuft. Clemens Wieland betonte: „Denkmal kommt von drüber nachdenken.“ Aus diesem Grund hat die UWG einen Antrag in den Rat eingebracht, das Umfeld entsprechend aufzuwerten.
Laut den ersten Ideen, für die Clemens Wieland mit Götz Klose – dem Inhaber des Landschaftsarchitekturbüros Club L94 – einen gebürtigen Kiersper gewinnen konnte, sollen rund um die Bäume neben mehreren Sitzbänken auch eine Stromversorgung für Veranstaltungen sowie eine Informationstafel inmitten einer weitläufigen, offenen Blumenwiese entstehen.
Dies würde jedoch auch bedeuten, dass die – aus Kierspe kommend – links der Thingslindestraße stehenden Bäume weichen müssten. Wieland hofft, dass die beiden historischen Bäume auf dieser offenen Fläche besser zur Geltung kommen.
In einer langfristigen Planung sieht der UWG-Antrag zudem die Möglichkeit vor, die Straßenführung der Thingslindestraße rechts an der Kaiserlinde vorbeizuführen und einen „Thingskreis“ aus Steinen in Erinnerung an die frühere Richterzeit aufzustellen.

Auch über die Finanzierung hat sich die UWG bereits Gedanken gemacht: „Wenn ich 80 Prozent Förderung bekomme, dann kann sich der städtische Haushalt das im nächsten Jahr auch leisten“, ist sich Wieland sicher. Er spielt hierbei auf Fördermöglichkeiten wie LEADER oder Zuwendungen für Denkmalschutz und Denkmalpflege des Landes NRW an.
Wieland hofft, dass der Antrag im Rat die erforderliche Mehrheit findet und im Haushalt für das kommende Jahr entsprechende Mittel eingeplant werden.