Schickhaus geht davon aus, dass sein Schaf Opfer eines Wolfes wurde. Und mit dieser Vermutung ist er nicht alleine: Befreundete Jäger schätzten sowohl bei der Sichtung vor Ort, als auch anhand von Bildern ein, dass es sich um einen Wolfsriss handeln muss. Eine Spurensuche beginnt. DNA-Proben sollen für Aufklärung sorgen, doch die Auswertung dauert.
„Uns hat eine Jägerin gesagt, dass es nur ein Wolf gewesen sein kann. Ein Fuchs etwa mache nicht solche Schäden“, verriet Schickhaus‘ Partnerin, Lena Textor, gegenüber LokalDirekt. Auffällig sei noch ein weiterer Befund: Ein Wolf beiße seinem Opfer zuerst in die Kehle, um es zu töten – dieses Vorgehen sei bei dem betroffenen Schaf festzustellen. Und noch mehr vermuteten die Jäger: Es könne sich um mindestens zwei Wölfe gehandelt haben.
Wolfsberater gerufen
Für Klarheit soll nun das Ergebnis einer DNA-Spuerensicherung sorgen. Schickhaus und Textor riefen Wolfsberater Heiko Cordt an. Sie erreichten ihn in Iserlohn. „Trotzdem machte er sich zeitnah auf den Weg zu uns“, lobte Textor. „Wir wussten nicht, wer uns helfen kann und haben uns erstmal bei befreundeten Bauern umgehört. Die gaben uns den Tipp, bei der Wolfsberaterhotline anzurufen. Da waren wir erleichtert, denn ein Tierarzt aus Halver sagte uns, er und seine Kollegen hätten mit Wolfs-Vorfällen nichts zu tun. Schon erschreckend, dass kaum jemand wusste, wer zuständig ist.“
Cordt machte sich im Auftrag für das Recklinghauser Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) auf nach Kierspe – ausgestattet mit einem Koffer samt DNA-Stäbchen und weißen Handschuhen. „So, wie man es vom Tatort kennt“, berichtete Cordt gegenüber LokalDirekt. „Und jeder Menge Bürokratie-Kram“.
Ergebnis noch offen
Über ein potentielles Ergebnis wollte er sich nicht äußern. „Ich bin nur von der Spurensicherung, auswerten tun andere.“ Trotz der Annahme, dass die Wolfspopulation zunehme, werde Cordt nicht öfter zu Einsätzen auf der Weide gerufen. „Früher war’s heftiger“, schätzt er ein.
Proben aus ganz Deutschland
Die, die die Proben auswerten, das sind die Mitarbeiter des Labors des Senckenberg Zentrums für Wildtiergenetik im hessischen Gelnhausen. Hier werden nach eigenen Angaben im Rahmen des bundesweiten Wolfs- und Luchsmonitorings gesammelten Proben zentral untersucht.
„Auch wir schicken die Proben weiter an das Senckenberg-Institut“, erklärte LANUV-Pressesprecher Frank Seidlitz gegenüber LokalDirekt. „Da dort die Proben aller Bundesländer landen, dauert der Vorgang entsprechend lange. Zehn Wochen sind die reguläre Dauer“, so Seidlitz. Diese könne auch nicht beschleunigt werden.
Nun heißt es abwarten.
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Erstmeldung
Wolle auf der Weide verteilt, am Ende der Spur der Schreck für Alexander Schickhaus: Eins seiner 17 Schafe wurde in der Nacht zum Sonntag, 8. Oktober, zwischen Kierspe und Halver (Vor der Mark) getötet.
„Vermutlich wurde mein Schaf von einem Wolf gerissen“, befürchtete Schickhaus gegenüber LokalDirekt. „Zum Glück war’s nur eins.“ Dennoch würden seine Sorgen wachsen: „Ich lasse meine Schafe nicht mehr auf die Weide. Das Risiko ist mir zu hoch.“
Ohne Wolfsschutzzaun kein Schadensersatz
Ein weiteres Manko: Der Schaden durch Wolfsangriffe würde nicht beglichen, da er seine Weide nicht mit einem Wolfsschutzzaun abgesichert habe.
„Hätte ich einen Wolfsschutzzaun mit den entsprechenden Anforderungen, etwa mit einer bestimmten Höhe, könnte ich auf eine geringe Förderung hoffen, da wir offiziell zum Wolfsgebiet gehören.“ Doch so ein Zaun könne tausende Euro verschlingen.
Ob das betroffene Schaf tatsächlich von einem Wolf gerissen wurde, soll ein Wolfsberater aus Iserlohn klären.
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FAQ: Wissenswertes über ein Wolfsgebiet
Was ist ein Wolfsgebiet?
Ein Wolfgebiet wird vom Landesumweltamt erklärt, wenn ein sesshafter Wolf über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten nach der ersten individualisierten Bestätigung nachgewiesen wurde. Bei einzelnen Wolfsmeldungen kann zunächst ein Wolfsverdachtsgebiet ausgewiesen werden. Zum Schutz von Weidetieren kann eine Pufferzone um das Wolfsgebiet eingerichtet werden. Hier gelten dieselben Förderrichtlinien wie im Wolfsgebiet.
Welche Vorteile bringt die Erklärung als Wolfsgebiet mit sich?
In einem erklärten Wolfgebiet haben die Weidetierhalter oder Betreiber von Wildgehegen Anspruch auf Fördermittel für den Erwerb von Elektrozäunen und die Optimierung von bestehenden Zaun- und Schutzanlagen.
Was ist ein wolfssicherer Grundschutz?
a) ein mindestens 90 Zentimeter hohes stromführendes Elektronetz oder ein Zaun mit mindestens fünf stromführenden Litzen (untere stromführende Litze maximal 20 Zentimeter über dem Boden), die jeweils über eine Spannung von mindestens 2,5 Kilovolt und 2 Joule Entladungsenergie verfügen, oder
b) ein stationärer Zaun von mindestens 120 Zentimeter Höhe mit einem Untergrabeschutz (mit einem bodengleichen Spanndraht oder stromführender Litze) oder
c) für Gehegewild ein mindestens 180 Zentimeter hohes Knotengitter oder Maschendrahtzaun mit jeweiligem Untergrabeschutz. (vgl. Förderrichtlinie) .
(Ausschnitt der „FAQ“ zum Wolfsgebiet: Ralf Schwarzkopf)
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