Ist das Glas nun halb voll, oder doch eher halb leer? So genau war die Stimmungslage der Beteiligten von der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen bei der Vorstellung des jüngsten Konjunkturberichts nicht zu analysieren.

In den Hallen der Cosi-Stahllogistik in Hagen präsentierten SIHK-Präsident Ralf Stoffels, Geschäftsbereichsleiter Christoph Brünger sowie der Leiter des SIHK-Konjunkturumfrageteams Julian Pflichtenhöfer die Ergebnisse der Umfrage. Mit am Tisch als Gastgeber: Unternehmer Marc Simon.
362 der Unternehmen im SIHK-Bezirk (Ennepe-Ruhr-Kreis, Stadt Hagen, Märkischer Kreis) hatten die Fragebögen ausgefüllt zurückgeschickt. „Ein Drittel der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. 13 bis 16 Prozent als schlecht“, so SIHK-Präsident Ralf Stoffels. Dennoch sei die Verunsicherung in den Betrieben groß. Der Geschäftsklimaindex sei zwar zum zweiten Mal in Folge gestiegen und liege aktuell bei 108 Punkten, also erstmals seit Ausbruch des Krieges wieder im positiven Bereich.
Stoffels: „Die Analyse der Risiken trübt jedoch die Hoffnung auf eine dynamische Konjunkturerholung“, so Stoffels. Die Entwicklung sei zudem von den verschiedenen Branchen abhängig. Die Zuversicht und Investitionsfreude sei von den vielen politischen Entscheidungen abhängig, die aktuell anstehen.

Stoffels: „Ich erwarte einen schwierigen Herbst“
Sorge bereitet Stoffels nach wie vor die Energieversorgung: „Ich erwarte einen schwierigen Herbst. Was machen wir, um uns darauf vorzubereiten“? fragt der SIHK-Chef. Die Sorgen der Unternehmen sind nicht neu: Verteuerung der Rohstoffe, Kostenexplosion bei den Energiekosten, Fachkräftemangel, fehlende Industriegebiete. „Das Klima in der deutschen Wirtschaft ist rauer geworden, auch untereinander“, hat Ralf Stoffels festgestellt. Und er fügt hinzu: „Die Politik muss mittelstandsfreundlicher werden.“ Als Beispiel nannte er die Strompreisbremse. „Davon profitieren in erste Linie große Konzerne, die zu mehr als 14 Prozent Energie intensiv sind. Viele Mittelständler, die 14 Prozent nicht erreichen, profitieren davon nicht.“
Ein Beispiel aus dem Transportgewerbe fügte Marc Simon hinzu. Falls auf Wasserstoff angetriebene LKW umgestellt werden könne, verteuere das die Transportkosten um 35 Cent pro Kilometer. Simon: Das sind 35.000 Euro mehr im Jahr.“ Es gebe zudem keinen grünen Wasserstoff und die LKW-Hersteller haben noch gar keine Fahrzeuge im Portfolio. Falls dann noch, wie geplant, ab 2026 eine Maut hinzukomme, verteuere sich der Kilometer nochmals. „Der Maut-Anteil steigt von 10 bis 15 Prozent auf 20 bis 30 Prozent an den Frachtkosten.“
„Der Handel ist das Sorgenkind der Region“
Das Sorgenkind der Region sei aktuell der Handel, erklärte Julian Pflichtenhöfer von der SIHK. Und Kollege Christoph Bürger beschrieb die Folgen der Energie- und Rohstoffkrise für die Unterhemen im Kammerbezirk so: „62 Prozent geben die Kosten an die Kunden weiter, 50 Prozent investieren in effizientere Maßnahmen, 15 Prozent können sich eine Standortverlagerung vorstellen, 80 Prozent sehen keine Entlastung durch die staatliche Preisbremse und 22 Prozent stellen aktuell Investitionen zurück.“
Fazit: „Im Moment deutet vieles auf eine Stagnation auf niedrigem Niveau hin“, so SIHK-Präsident Ralf Stoffels.