„Vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber es ist unsere Zeit“ – mit diesem Zitat von Jean-Paul Sartre eröffnete Gerwart Pätsch vom evangelischen Männerkreis Heedfeld die erste von insgesamt drei Gesprächsrunden mit den Bürgermeisterkandidaten der Gemeinde. „Es soll heute politisch werden, wir wollen gemeinsam einen Blick auf die mögliche Zukunft unserer Gemeinde werfen“, führte er weiter aus und machte eine Geste in Richtung Roman Bossart. Der Bürgermeisterkandidat der UWG war am Donnerstag, 22. Mai, der Einladung von Gerwart Pätsch gefolgt – und stellte sich den Fragen der rund 20 erschienenen Bürger der Gemeinde.
„Ehrenamtliche Arbeit war mir immer schon wichtig“
Ehrenamtliches Engagement sei Bossart schon immer wichtig gewesen – angefangen beim Vorsitz der Elternvertretungen des Kindergarten und der Grundschule Spormecke, wie er erklärt. Dabei habe ihm besonders der Kontakt mit Menschen immer sehr viel Spaß gemacht: „Ich möchte auch deshalb Bürgermeister werden, weil ich immer schon Freude daran hatte, mit Menschen auf allen Ebenen zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren.“
Und apropos Bürgermeisteramt: „Ich glaube, dass es für mich gerade der perfekte Zeitpunkt wäre, noch einmal etwas Neues in meinem Leben zu beginnen, eine neue Herausforderung zu suchen und anzunehmen. Verantwortung zu übernehmen liegt ohnehin in meiner DNA, als Unternehmer musste ich schon sehr früh lernen, eigenverantwortlich zu handeln und zu arbeiten.“ Für den Fall seiner Wahl sei schon eine Nachfolgeregelung für sein Unternehmen getroffen worden.
„Das Hotel zur Post wird brummen“
Von einem der Teilnehmer auf das Hotel zu Post im Ortskern angesprochen, erklärte Roman Bossart: „Ich halte die Sanierung des Gebäudes für zukunftsweisend und glaube, dass der Laden brummen wird, wenn die Sanierung erst einmal abgeschlossen ist und dort sowohl Übernachtungen als auch Restaurantbesuche wieder möglich sind.“
Kritik hingegen äußerte er an der Dauer des Prozederes: „Die Vorgänge sind mit viel Bürokratie verbunden und dauern mir persönlich aktuell ein wenig zu lang.“ Allgemein, ergänzte er, dürfe man sich nicht immer nur an der Beantragung und Bewilligung von Fördergeldern festhalten, so gut und wichtig diese auch seien. „Man muss auch mal antizyklisch handeln, mutig sein und von sich aus etwas anstoßen“, betonte er.

Wohnen in Schalksmühle
Die Gemeinde erlebe derzeit wieder einen vermehrten Zuzug von 30 bis 50-Jährigen, besonders aus den Städten Lüdenscheid, Halver und Hagen, wie Bossart berichtete. Dennoch sei die Bevölkerungszahl insgesamt rückläufig, was er bedauerte. Daher sei der Lückenschluss der A 45 für ihn ein äußerst relevantes Thema, außerdem sollten seiner Meinung nach noch weitere Neubaugebiete wie in Stallhaus erschlossen werden, um „die hohe Lebensqualität in Schalksmühle zu erhalten.“ Die Schaffung von seniorengerechten Wohnungen in Randbezirken wie Heedfeld sei für ihn vorstellbar – sofern ein Investor hierfür gefunden wird. Seines Erachtens werde aber auch das Mehrgenerationenwohnen wieder zunehmend zum Thema.
Industrie in Schalksmühle
„Die Politik kann nur Rahmenbedingungen für Unternehmer schaffen“, betonte Roman Bossart. Tatsächlich seien in der letzten Zeit mehr Gewerbe an- als abgemeldet worden. Und auch er selbst glaubt an einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine Verbesserung der Auftragslagen: „Ich denke, dass wir alle bald wieder mehr arbeiten können.“
Einer möglichen Erweiterung von Gewerbegebieten steht er grundsätzlich offen gegenüber – wenn er auch „kein Freund von Flächenversiegelungen“ sei, wie er betonte. Stattdessen würde er es bevorzugen, mit Unternehmern gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Bürgernähe, Digitalisierung, Gemeinschaft
Zum Abschluss gab Roman Bossart noch einen kurzen Ausblick darauf, worauf er im Fall seiner Wahl zum Bürgermeister seine Schwerpunkte legen möchte. Als ein wichtiges Kernthema nannte er die Digitalisierung, die er weiter vorantreiben möchte und die ihm als Inhaber einer Softwarefirma natürlich „besonders am Herzen liege.“ Außerdem möchte er den Kontakt zu den Menschen in der Gemeinde forcieren: „Die Verwaltung sollte sich als Dienstleister verstehen und die Bürgernähe verbessern.“
Schaffen wolle er vor allem „niedrigschwellige Angebote“ – hier nannte er als Beispiel den Mountainbikepark, der jüngst von drei Primusschülern beantragt wurde. Außerdem möchte er eine Bürgersprechstunde einrichten – an wechselnden Orten in der Gemeinde, um allen Interessierten eine Teilnahme zu ermöglichen. „Die Bürger müssen mehr mitgenommen werden“, betonte er.
Sein Grußwort am Ende der Veranstaltung richtete er an die Teilnehmer der Veranstaltung: „Ich danke allen, die heute hergekommen sind. Von interessierten Bürgern wie Ihnen lebt unsere komplette Demokratie.“
Auch die weiteren Bürgermeisterkandidaten stellen sich bald im evangelischen Männerkreis Heedfeld vor: Am Donnerstag, 26. Juni, wird Hajo Kapfer (SPD) zu Gast sein, am Donnerstag, 24. Juli, André Krause (CDU).