Die Sängerinnen und Sänger um Chorleiter Helmut Jost ließen das Publikum spüren, dass Spirituals und Gospels aus tiefsten Herzen kommen und Menschen in aller Welt gleichermaßen berühren.
„Maybabo Mamani“ – zu afrikanischen Rhythmen zog der Projektchor in den Altarraum ein und startete den Streifzug durch die Geschichte mit Klängen, die an den Ursprung des Gospels und den Beginn der Sklaverei erinnern.
Beides hängt ebenso eng zusammen wie das Leid, der Wunsch nach Anerkennung, nach Befreiung und nach Gleichberechtigung, der die versklavten Kinder, Frauen und Männer und ihre Nachkommen ein Leben lang begleiteten. So entstanden die Lieder, aus denen diese Sehnsucht klingt.
Der Chor sang überlieferte Stücke, deren Ursprung niemand kennt, wie den Worksong „Hold on“. Dazu kamen Welthits wie „Oh happy day“ von den Edwin Hawkins Singers, „We shall overcome“, die Hymne der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung oder mit „I am waiting“ ein zeitgenössisches Stück, komponiert von Helmut Josts Ehefrau Ruth Wilson. Bei einigen Stücken hatten die Solisten Cora Alles, Peter Kanitz, Antje Langenegger und Michael Hegemann Gelegenheit, sich auszuzeichnen.
Helmut Jost schlüpfte beim Konzert in die Rolle des afrikanischen Erzählers, der in bewegenden Worten die Geschichte der Sklaverei von Beginn an schilderte. „Die Gospels sind Schallräume unserer Biografien – ein Schrei unserer Seele“, ließ er den Erzähler sagen.
Daneben stellte Helmut Jost mit einem Trompetensolo unter Beweis, dass er auch ein begnadeter Instrumentalist ist. Das gilt auch für Michael Strunk, der den Chor als Percussionist begleitete und das Publikum mit einem furiosen Solo zu Beifallstürmen hinriss.
Die Besucherinnen und Besucher in der vollbesetzten Kirche erlebten ein abwechslungsreiches Jubiläumskonzert, in dem auch das berühmte „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade) erklang. Den Text, erläuterte Helmut Jost, schrieb ein berüchtigter Sklavenhändler, der aus Seenot gerettet wurde und so zum Glauben fand. Die Melodie stammt von unbekannten Farmarbeitern. Mit dem Anbetungslied „God is able“ und dem Wunsch „May the Lord send Angels“ (Text und Musik: Helmut Jost) klang das Jubiläumskonzert aus.
Der Eintritt zum Konzert war frei. Beim Ausgang spendeten die Besucherinnen und Besucher für die „Arche“, eine gemeinnützige Einrichtung, die Menschen besonders in schweren Lebenssituationen wie Hilfsbedürftigkeit im Alter, Sterben, Tod und Trauer unterstützt.