Er war ein Mann der Zahlen. Einer, der mitdachte und auch mal über den Tellerrand blickte. Einer, der für seine Prinzipien einstand. Einer, der selten laut in der ersten Reihe stand, aber zugleich einer, der im Hintergrund die Fäden zusammenhielt. Sein Verständnis für Zahlen nutzte der einstige Controller auch in seiner Freizeit. Im Heimat- und Verkehrsverein führte er bis zuletzt die Kasse. Im Bürgerbusverein lenkte er lange Zeit als Geschäftsführer maßgeblich die Geschicke des Vereins.
Der Bürgerbus war über Jahrzehnte sein Herzensprojekt. Er war es, der den Verein sprichwörtlich vom Kopf auf die Füße stellte. Früh nach der Gründung trat er in den Verein ein. Als Fahrer gewannen die Vereinsmitglieder einen zuverlässigen Kollegen und Freund. Als Vorstandsmitglied einen Mit- und Um-die-Ecke-Denker, der sich unermüdlich für die Interessen des Vereins einsetzte. So war er es, der das Kassensystem revolutionierte. Die Zeiten, als jeder Fahrer noch selbst seine Fahrscheine einsammelte und bei den Fahrertreffen mühsam abrechnete, gehörten schnell der Vergangenheit an. Ittershagen war es auch, der gemeinsam mit dem Balver Bürgerbusverein die Altersgrenze für Fahrer kippte. Fortan musste kein Fahrer über 70 Jahre seinen Schlüssel an den Nagel hängen – vorausgesetzt, die körperliche und geistige Fitness wurde von einem Arzt bestätigt. Ittershagen fuhr noch im vergangenen Jahr selbst regelmäßig den kleinen Bus durch die Gemeinde. Nach dem Tod seiner Frau Karin zog er sich jedoch aus dem aktiven Dienst zurück. „Reinhard war äußerst kollegial, in seinen Aussagen immer sehr sachlich und fundiert, im Bürgerbusverein hat er sich immer mit einer Persönlichkeit eingebacht, die im positiven Sinne von Autorität gezeugt hat. Kurzum, auf Reinhard konnte man nicht verzichten“, würdigte Johannes Illerhaus, zweiter Vorsitzender des Bürgerbusvereins, das Engagement des Verstorbenen.
Reinhard Ittershagen war auch Sportler. Weit mehr als 25 Jahre gehörte das wöchentliche Sportprogramm mit den Jedermännern des TV Wiblingwerde zu seinem Programm. Noch Anfang des Jahres spielte er dort Fußball-Tennis, was definitiv seine großen Leidenschaft war. „Wir wissen jetzt alle, dass der Ball nur drei Mal tucken darf. Reinhard hat uns allen die Regeln eingeschärft. Aber auf eine nette Weise. Wir werden sicherlich bei jedem Spiel genau daran denken“, sagte Jens Grote, Vorsitzender des TV Wiblingwerde. Ittershagen war immer dabei, wenn Hilfe gebraucht wurde und zeigte auch beim Sport ehrenamtliches Engagement. In guter Erinnerung ist den Jedermännern noch die Plattbootfahrt in Holland, die er beispielsweise einst organisierte.
Reinhard Ittershagen war aber auch ein Brückenbauer. Vereinsübergreifende Zusammenarbeit war ihm ein Anliegen und so entstand auch die Idee einer Koordinationsplattform, die im Rahmen eines Leaderprojekts umgesetzt wird. Die Aktion Rock@School auf dem Schulhof, die Reinigung des Waldlehrpfades, die Dachreinigung der Heimatstube und noch vieles mehr – alles Aktionen, bei denen sich Vereine untereinander halfen und das war maßgeblich seinem Antrieb zu verdanken sind.
Im Heimat- und Verkehrsverein hinterlässt er eine große Lücke. Bis zuletzt war er als Kassenwart dort tätig – und das seit mehr als 20 Jahren. Vor allem die Feste lagen ihm am Herzen. Unermüdlich organisierte er beispielsweise das Ansingen zum Mai und Advent sowie das Ernte-Dank-Fest rund um die Heimatstube. Musste ein Zelt aufgebaut werden, war er es, der genau wusste, wo welche Stange hingehört. „Neben seiner menschlichen Größe waren seine Stärken im Verein das Zupacken, Mitdenken, Anregen, Ausdenken und Initiieren“, sagt Siegfried Kruse, langjähriger Weggefährte des Verstorbenen. Reinhard Ittershagen sei der lebendige Kern eines jeden Vereins.
Viele Nachrodt-Wiblingwerder kennen Ittershagen mit seinem Hund. Lange Spaziergänge und Wanderungen waren sein Hobby. Natürlich war er selbst dabei nicht tatenlos. Lange Zeit war er mit Pinsel und Farbdose unterwegs, um die Wanderwege des Heimatvereins akribisch zu kennzeichnen.