„Es ist einfach nur schade, es steckten eine gute Planung und gute Ideen in dem Fest. Aber für das Wetter kann einfach niemand etwas“, sagte Vanessa Grüber, Vorsitzende des Wiblingwerder Waldkindergartens. In einer Schicht hatte die Elterninitiative gerade einmal drei Waffeln verkauft. Die Besucher blieben aus. Auf dem Gelände befanden sich überwiegend die, die auch einen Stand hatten oder sonst irgendwie in die Organisation eingebunden waren.
Zwei Tage Party, Open-Air-Kino und gemütliche Geselligkeit. Das war das Ziel. Dafür hatten Ronny Sachse und sein Verein KulturSchock gekämpft. Da das Lenne-lebt-Fest in diesem Jahr aufgrund der Bauarbeiten nicht möglich war, wollten die KulturSchocker eine Alternative für die Nachrodt-Wiblingwerder anbieten. Sie legten sich mächtig ins Zeug. Zwei Bands wurden gebucht, ein Open-Air-Kino organisiert, heimische Vereine und Verbände motiviert mitzumachen, ein buntes Programm für Kinder auf die Beine gestellt und vieles, vieles mehr. Doch schon am Freitag ging alles schief, war schief gehen konnte.
„Also eigentlich sollte es eine viel kleinere Bühne sein und die Leinwand fürs Kino daneben stehen. Jedoch ist das Gestänge der Leinwand direkt durch den Wind gebrochen. Also wurde umdisponiert: Größere Bühne und Leinwand auf die Bühne. Das wäre für die, die am Rand sitzen eigentlich doof, da die Träger die Sicht beeinträchtigen, aber darum müssen wir uns wohl heute keine Sorgen machen“, sagte Ronny Sachse mit Blick auf die leeren Ränge. Doch das sei nicht das einzige Problem gewesen. Es gab lange keinen Strom und der Bierwagen habe einige Stunden Verspätung gehabt. Doch am Ende stand um 19 Uhr alles für die Gäste bereit. Auch die Band kam gerade noch rechtzeitig. Das Duo Slow Hands hatte mehrfach im Stau gestanden und gezittert, ob sie es schaffen würden. Letztlich war auch das egal. Denn um 18.30 Uhr kam Regen, viel Regen, sehr viel Regen. So viel Regen, dass schnell klar war, dass es wohl niemanden vom Sofa nach draußen ziehen würde.
Fotogalerie:
„Wir spielen auch vor 5 Zuschauern“, scherzte einer der Musiker. Doch, um ehrlich zu sein, waren diese fünf nicht einmal da. Um 19 Uhr war Simone Groß die einzige Nachrodterin, die mit ihrer Familie kam, um den Abend auf dem Fest zu verbringen und nicht um den Partner oder Freund am Stand zu unterstützen. Es schüttete aus Kübeln. „Ich kann es wirklich verstehen, da würde ich jetzt auch nicht los wollen“, sagte Norbert Grebe, der mit seiner Frau Gisela einen Bewirtungsstand aufgebaut hatte. Im Battle zwischen Getränkewagen und Grillstand, wer wohl den cooleren Job hat, siegte erstmalig der Grillstand, denn: „Hier ist es wenigstens warm“, scherzte das Gartenhallenbad-Team, die für Pommes und Wurst sorgten.
Alle Hoffnungen lagen nun auf dem Samstag. Der begann mit einem ökumischen Gottesdienst, zu dem neun Gäste auf den Bänken Platz nahmen. Sitzplätze gab es für rund 200 potenzielle Gottesdienstbesucher. Danach füllte sich der Platz kurzfristig und sogar das Wetter spielte mit. Magier Wolfgang knotete Ballontiere und trug dabei seine eigenen Gedichte vor, vereinzelt hüpften Kinder über die riesige Hüpfburg und auch an den Ständen gab es etwas Betrieb. Aber von einem Ansturm konnte auch in den trockenen Phasen nicht die Rede sein. „So ist das eben bei Open-Air-Veranstaltungen. Alles steht und fällt mit dem Wetter“, sagte Ronny Sachse. Er war schon sichtlich enttäuscht, auch wenn er von allen Seiten Mut zugesprochen bekam. „Es ist so schade, es sieht alles so schön aus“, sagte eine Besucherin.
Und so stand auch die Band Dan Moses am Samstagabend vor fast leeren Rängen. Um die 20 Zuhörer trotzten dem Wetter. Wind, Regen und kalte Temperaturen vermiesten jedoch auch den Hartgesottensten irgendwann die Stimmung. Alle Akteure waren sich jedoch in einem Punkt einig: Hätte das Wetter mitgespielt, hätte die Veranstaltung Potenzial. Wird es also eine Neuauflage geben? „Ich denke eher nicht. Das war als einmaliges Projekt geplant. Also nur als Ersatz für Lenne lebt und das wird ja hoffentlich nächstes Jahr wieder stattfinden“, sagte Ronny Sachse. Rund 18.000 Euro steckten in dem Fest. Ein riesiger wirtschaftlicher Verlust. „Aus der Vereinskasse hätten wir das gar nicht stemmen können. Es waren zum Glück überwiegend Fördergelder. Aber ohne die wären wir vom KulturSchock das Risiko auch gar nicht eingegangen“, betonte Ronny Sachse.