Die Eltern kamen, um gehört zu werden. Doch am Ende wurden sie schlichtweg überhört. Von denen, die sie ja eigentlich zum Hinhören wählten. Lokalpolitiker sollten in erster Linie die Interessen der Bürger vertreten. Daran scheiterten sie am Mittwoch, 20. November. Denn nachdem die Familien, die teilweise ihre Kinder am Abend mit in die Sitzung des Ausschusses für Bildung und Jugend brachten, all ihre Sorgen und Nöte schilderten, stimmten sie dennoch fast geschlossen für die Abschaffung der 14-Uhr-Betreuung. Es war also vielmehr eine Anhörung und längst beschlossene Sache statt ein Dialog auf Augenhöhe.
Vielleicht fehlt ihnen die Nähe zum Thema; vielleicht ist es die ausreichende Auseinandersetzung mit der Problematik. Vielleicht geht’s am Ende auch um mehr Geld in der Stadtkasse. Aber immerhin nutzen in Halver 102 Familien die Abholzeit bis 14 Uhr, 88 Familien kommen um 15 und 66 um 16 Uhr. Ein großer Teil nutzt also den frühen Zeitslot und möchte ihn offensichtlich auch behalten.
Die Argumente der Eltern sind nachvollziehbar: Eine spätere Abholung ist für einige mit erhöhten Kosten verbunden. Der Familienalltag wird durcheinander gewirbelt. Zusätzliche Fahrten entstehen speziell für Familien mit mehreren Kindern, die eventuell auch noch Kitas oder weiterführende Schulen zu anderen Zeiten ansteuern müssen. Viele möchten ihre Kinder einfach früher bei sich haben, um den Tag zu gestalten und die Hausaufgaben zu begleiten.
Ja, einige politische Vertreter konnten die Argumente mindestens nachvollziehen. Aber dann fehlte es doch an der nötigen Ernsthaftigkeit sowie Bereitschaft, Lösungen und Kompromisse zu suchen. So einfach sollten sie es sich nicht machen. Mathias Ihne (FDP) war der Einzige, der den Eltern im Ausschuss eine Stimme verlieh, der sich ernsthaft mit ihren Nöten befasste und die entscheidende Frage stellte: Warum wird etwas weggenommen, was offenbar so wichtig für die Familien ist? Und er hat Recht: Politik und Verwaltung sollten ein maßgeschneidertes Konzept für Halver entwickeln und den Fokus auf die Menschen richten, die hier leben.
Damit sich für die Familien doch noch eine Lösung findet, wären die Entscheidungsträger gut beraten, ein erneutes Gespräch mit den Eltern zu führen. Die Politik sollte Lösungen für die finden, die ihnen ihre Stimme gaben und Entscheidungen in ihrem Sinne treffen. Einen überzeugendes Argument für die Abschaffung können sie bislang nicht vorlegen.
Dieser Kommentar bezieht sich auf folgenden Artikel: Stadt will 14-Uhr-Betreuung abschaffen: Eltern kritisieren Pläne
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