Mehr als eine Millionen Klicks auf YouTube, mehr als 3,5 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und eine Fangemeinde, die täglich weiter wächst. In Polen ist Janusz Luczak seit Beginn der Fernsehshow bekannt und beliebt. Das Publikum feiert ihn für seine authentische Art. In seiner Heimat Nachrodt-Wiblingwerde, ist er einfach nur der nette Mann von nebenan, der so gerne singt. Doch auch das ändert sich gerade.
„Hallo, herzlich Willkommen, kommen Sie herein.“ Mit einem breiten Grinsen empfängt der The-Voice-Finalist seine Gäste in Nachrodt. Wer Luxus und Prunk oder ein bisschen Rockerfeeling vermutet, irrt. Janusz Luczak wohnt ganz bodenständig mit seiner Frau und einer kleinen braunen Hundedame in einem Reihenmittelhaus im Herzen von Nachrodt. Die beiden Söhne sind erwachsen und haben bereits eigene Familien mit Kindern. Wenn sich der Nachrodter in der Freizeit nicht um seine Familie und Freunde kümmert, bearbeitet er Presseanfragen und beantwortet Fan-Kommentare in den sozialen Netzwerken. Keine Frage, die Fernsehshow hat sein Leben verändert. „Es ist ein bisschen wie ein Traum. Gut, dass ich noch ein bisschen Resturlaub habe, sonst könnte ich das gerade alles gar nicht schaffen“, erzählt der Sänger.

Seit 32 Jahren arbeitet der Nachrodter im gleichen Betrieb. Hatte dort verschiedene Positionen. Aktuell arbeite er in der Materialwirtschaft. „Die Show wurde durch Überstunden und Urlaub möglich. Allerdings steht mein Arbeitgeber auch sehr hinter mir. Sie wissen von meiner Leidenschaft. Ich habe dort auch schon zu verschiedenen Anlässen gesungen“, berichtet der Nachrodter. Eine gewisse Bodenständigkeit sei ihm wichtig und die wolle er auch durch den musikalischen Erfolg nicht verlieren. „Meine Familie ist das wichtigste und man darf nie vergessen, wo man her kommt“, betont der Sänger. Daher habe er seine The-Voice-Einladung auch erst einmal nur seiner Frau gezeigt. „Ich musste mich ja dort erstmal beweisen. Das musste zu dem Zeitpunkt noch niemand wissen“, erzählt er.
Die Idee zur Teilnahme sei eher spontan durch eine Instagram-Anzeige entstanden. Sein Cousin habe ihn dann ermuntert, seine Anmeldung abzugeben. „Mir gefiel das Format immer schon gut. Zu DSDS oder Supertalent wäre ich nie gegangen. Aber The Voice hat mich schon immer fasziniert. Weil es nur um den Gesang geht und nicht darum, wie man aussieht oder wer man ist“, erzählt Janusz Luczak. Auf seine Bewerbung hin wurde er von der Produktionsfirma aufgefordert, zwei Songs einzusenden. „Diese sollten ohne Begleitung oder technische Effekte eingespielt werden“, erinnert sich der Nachrodter. Für ihn keine besonders große Herausforderung. Er zog sich dafür ein paar Stunden in sein eigenes kleines Tonstudio im Keller zurück. „Als nächstes sollte ich insgesamt 25 Lieder vorbereiten. Davon mussten mindestens fünf ausländische Werke sein“, berichtet Luczak. Auch das meisterte er problemlos. Fehlte noch die dritte Vorauswahl-Aufgabe: In Warschau sollte er vor einem Gesangslehrer und dem Musikdirektor drei Lieder singen. „Der Musikdirektor sagte zu mir, dass ich gut singe, aber meine Nervosität in den Griff bekommen muss“, erzählt Luczak. Erst da sei ihm aufgefallen, dass er zitternde Knie gehabt hätte.
Die ersten großen Shows: Wer drückt den Buzzer?
Dann ging es in die großen Shows, wie es sie auch hier in Deutschland gibt. Vier prominente Musiker sitzen mit ihren Rücken zur Bühne. Der Sänger beginnt und innerhalb einer gewissen Zeit können die Coaches einen Buzzer drücken, wenn ihnen gefällt, was sie hören. Wer drückt, wird umgedreht und kann den Sänger sehen und in sein Team holen. „Ich war sehr aufgeregt. Wirklich. Ich wusste nicht, was ich singe. Die Lieder werden bestimmt.
Und ich wusste nicht, ob überhaupt irgendwer drücken würde“, erinnert sich Luczak. Auf der Bühne sei die aller größte Aufregung dann vorbei. Das riesige Studio habe er gar nicht so registriert. Er habe vor allem Angst gehabt, den Text zu vergessen. „Ich wusste, dass meine Familie immer dabei ist und hinter mir steht, das hat mir unheimlich Sicherheit gegeben“, berichtet der Nachrodter. Und die Sorge um den Buzzer war völlig unberechtigt. Nach wenigen Sekunden drückte bereits der erste, wenig später zwei weitere. Der Nachrodter entschied sich für das Team der polnischen Musiklegende Maryla Rodowicz. Mit 77 Jahren die erfahrenste Jurorin im Team.
Und so kämpft sich der Nachrodter von Show zu Show. Es gibt viele Momente, an die sich der Sänger gerne zurück erinnert. Beispielsweise an einen Auftritt mit zwei der Coaches: „Ich weiß, ich habe angefangen zu singen und es war ganz ruhig im Publikum. Ich hatte keine Ahnung, ob es gefällt. Von jetzt auf gleich hat das Publikum angefangen zu jubeln. Ein unbeschreiblicher Moment.“ Janusz Luczak habe nie davon geträumt ein Superstar zu werden. Er liebt seine Musik. Schon seine Eltern waren begeisterte Musiker. Aber das Wichtigste sei immer seine Familie gewesen. Und genau die habe die The-Voice-Zeit in Warschau für ihn noch besonderer gemacht.
„Meine Familie hat mich immer begleitet. Alle haben alle Termine so geplant, dass sie dabei sein konnten. Wir haben viele kleine Ausflüge in Warschau gemacht. Eine besondere Zeit“, erinnert sich Luczak. Nach einer Show habe ihn beispielsweise seine gesamte Familie überrascht. Er habe sich gewundert, warum alle darauf gedrängt hätten, nach der Show so schnell das Studio zu verlassen. „Als wir raus kamen, fuhr eine riesige Limousine vor. Ich dachte da wäre irgendein Star für einen Dreh in einem anderen Studio drin. Aber die hatte meine Familie für uns gebucht.“ Während der Sänger erzählt, muss er sich die eine oder andere Träne aus dem Augenwinkel wischen. „Entschuldigung, aber das waren so tolle Familienmomente. Die werde ich einfach nie vergessen.“

Im großen Finale am vergangenen Sonntag endete die Reise für den Nachrodter bereits in der ersten Runde. Er unterlag seinem direkten Gegner und schaffte nicht den Einzug in die letzte Runde. „Das war ok. Er war einfach besser und hat am Ende ja auch verdient die Show gewonnen“, berichtet Janus Luczak.
Wie es jetzt weitergeht, weiß der Nachrodter nicht. Vermutlich wie bisher. Er wird zur Arbeit geben, in der Freizeit singen und sich um die Familie kümmern. „Ich muss jetzt erst einmal wieder runter kommen“, sagt Luczak. Allerdings habe er auch gemerkt, dass das Projekt ihn nicht nur nach außen bekannter gemacht habe, sondern auch sein Selbstbewusstsein sei gepusht worden. Er habe den Kopf voller kreativer Ideen. „Ich würde gerne an meinem Projekt weiter arbeiten. Ich komponiere und texte Songs. Die möchte ich auf CD bringen und mal irgendwo vorspielen“, erzählt er. Außerdem könne man ihn und seine Band natürlich auch weiterhin für Feste und Veranstaltungen buchen. „Die Musik wird einfach weiter fester Bestandteil meines Lebens bleiben. Als Hobby. Wie gesagt, ich bin kein Superstar.“