Update, 11. Januar, 10 Uhr
Die Polizei hat die Zahlen noch einmal korrigiert. Demnach nahmen 800 Teilnehmer an der DGB-Kundgebung teil. Bei den sogenannten Montags-Spaziergängen waren es demnach 500.
Lüdenscheid. Die Spaziergänger ließen sich auf dem Rathausplatz nicht blicken, sondern begannen ihre inzwischen wöchentliche Veranstaltung vom Bahnhof aus. Nach Angaben von Polizeisprecher Christoph Hüls seien es dort etwa 250 Menschen gewesen, die den nahegelegenen Friedhof als Ziel auserkoren hatten.
Im Gegensatz zur Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes war der Montags-Spaziergang nicht mit den Ordnungskräften abgestimmt, geschweige denn offiziell angemeldet. Um bei möglichen Konfliktsituationen zwischen den Gruppen gewappnet zu sein, waren starke Polizeikräfte in der Lüdenscheider Innenstadt präsent. Da beide Gruppierungen nicht nur in den Ansichten meilenweit auseinanderlagen, sondern auch durch mehrere hundert Meter Luftlinie getrennt blieben, kam es zu keinerlei Konfrontationen. Die Polizei brauchte nicht einzuschreiten.
Während die Montags-Spaziergänge akustisch bislang sehr zurückhaltend blieben, wurde bei der DGB-Kundgebung Tacheles geredet. Mehrere Sprecher erklärten ihre klare Haltung zu den verschiedenen Reibungspunkten rund um Corona. Nicht vertreten waren, obgleich dies ursprünglich geplant war, zwei Redner aus dem Gesundheitswesen, die als Arzt sowie als Pflegekraft mit der Behandlung von Covid-Erkrankten täglich zu tun haben.
Beide hätten ihre Teilnahme abgesagt, weil sie sich Repressalien, Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt sahen, hieß es seitens der Organisatoren. Dr. Gudrun Benkhofer, selbst Hals-Nasen-Ohren-Ärztin, zeigte sich in ihrer Rede bestürzt. Sie erklärte, es mache sie fassungslos, dass stets von Gegnern der Corona-Maßnahmen Angstschüren und Panikmache unterstellt würde, „genau dies aber als probates Mittel eingesetzt wird, wenn es um die eigenen Belange geht“.
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Damit wurde auch ein zentraler Punkt berührt, den besonders Sebastian Wagemayer (SPD) in seiner Rede ansprach. Der Lüdenscheider Bürgermeister unterstrich, dass selbstverständlich eine kritische Diskussion über Corona-Maßnahmen erlaubt sei: „Niemand hier stehe kritiklos zu den Entscheidungen unserer Regierung und unserer Behörden“, sagte Wagemayer.
„Aber Dienstleistung und Schutz unseres Staates und unser Verständnis einfordern, aber gleichzeitig keine Regel beachten, das funktioniert so aber nicht“, machte der Bürgermeister deutlich. Sein Credo: „Freiheit und Verantwortung haben eine Wechselbeziehung.“
Die zahlreichen Teilnehmer, die den Rathausplatz füllten, bekundeten mit Beifall Zustimmung zu den Aussagen der Sprecher. Unter ihnen war auch Christian Breddermann. Der Musiker gab einen Einblick in die teils verheerenden Corona-Auswirkungen auf die Kreativ-Szene. Niemand bestritt die Einschnitte der Corona-Maßnahmen in das alltägliche Leben, doch die Akzeptanz war ganz offensichtlich gegeben. So wurde die rund einstündige Veranstaltung unter Einhaltung der Maskenpflicht abgehalten, bevor sich die Versammlung pünktlich auflöste.