Ziel der Bundesregierung ist es, nach der Corona-Pandemie sowohl junge Menschen als auch lokale Kulturträger zu unterstützen. Beide müssen sich dafür registrieren lassen. Alle, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, können den Kulturpass beantragen. Mit dem Budget von 200 Euro können sie Museen, Ausstellungen, Konzerte oder Park besichtigen, Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente kaufen.

Das läuft offenbar nur schleppend an. Bei Anfrage von LokalDirekt gab es beim Märkischen Kreis noch kein Konzept für die Nutzung des Kulturpasses. Sprecher Alexander Bange verwies darauf, dass Pass-Inhaber ab Juli freien Eintritt in die Museen des Kreises haben sollen.
Die Stadt Lüdenscheid hat das Thema auf dem Schirm, aber bietet noch keine Möglichkeit, den Kulturpass zu nutzen. Man habe aber „großes Interesse daran, eigene „Kulturpass“-Veranstaltungen und –Angebote für Jugendliche zu organisieren“, so Pressesprecher Sven Prillwitz. Der zuständige Fachbereich beschäftige sich mit dem Thema.
Inge Zensen verweist auf Online-Tickets
„Wir haben darüber nachgedacht“, schildert Regina Semeraro den Stand bei der Stadt Kierspe. In den Museen sei der Eintritt ohnehin frei. „Eine Kollegin ermittelt noch, was Sinn macht“, so Semeraro. Selbst organisiere die Stadt nur eine Kulturveranstaltung. Da lohne sich der Aufwand kaum.
Eduard Hauf vom Fachbereich Bildung, Kultur und Sport in Meinerzhagen sieht eher die Kulturveranstalter als Ansprechpartner, etwa KUK. Eigene Veranstaltungen biete die Stadt nicht an. Mit Blick auf die Musikschule prüfe man, welche Möglichkeiten es gebe.
Halvers Kulturbeauftragte Inge Zensen begrüßt die Möglichkeit, junge Leute auf diesem Weg anzusprechen. Es gibt es zwar keine eigenen städtischen Angebote, wohl aber die Möglichkeit, den Kulturpass über ein Ticket-Portal zu nutzen. Aldona Weis vom Kulturamt erklärt, wie es funktioniert: „Alle städtischen Kulturveranstaltungen, die bei Eventim angemeldet sind, befinden sich automatisch auf der Kultur-Pass-App und können von Jugendlichen gebucht werden.“ Eine einfache Lösung für alle Beteiligten, für die auch auf der Homepage geworben wird.
Bei KUK (Verein für Kommunikation und Kultur), der für Kierspe und Meinerzhagen ein umfassendes Kulturprogramm organisiert, gibt es kein Konzept, den Kulturpass einzubinden. „Für die nächsten Veranstaltungen ist nichts geplant“, so der 2. Vorsitzender Steffen Wieland. Man wisse nicht, „wie das abrechnungstechnisch funktioniert“. Der ehrenamtlich geführte Verein sieht sich mit den verfahrenstechnischen Gegebenheiten überfordert. Ausschließen, dass 18-Jährige ihr Budget auch bei KUK nutzen können, will Wieland nicht und „sehen, wie sich das entwickelt.“
Buchladen und Kino machen mit
Auch beim Kauf von Musikinstrumenten stoßen Jugendliche schnell an Grenzen. Beim Musikladen MIB in Kierspe haben sie mit dem Kulturpass keine Chance zu „bezahlen“. Andere private Anbieter sind da offenbar schneller, sehen, dass auch sie davon profitieren können. Buchhändler Wolfgang Schmitz in Meinerzhagen hält den Kulturpass für eine gute Sache und will das Angebot auch zugänglich machen. Aus organisatorischen Gründen habe das aber noch nicht geklappt.
„Wir machen da mit.“, sagt André Lubba vom Filmpalast in Lüdenscheid. Probleme sieht er nicht. Nutzer müssten sich einen Gutschein runterladen. Der QR-Code werde gescannt, ein möglicher Restwert werde dem Kulturpass-Konto wieder gutgeschrieben. „Im Zweifel den höherwertigen Gutschein nehmen“, rät Lubba den jungen Kinobesuchern. „Das ist echt problemlos“. Auch die Nachfrage sei inzwischen da. „Es kommen regelmäßig welche“, sagt er mit Blick auf Kulturpass-Inhaber. „Es gibt durchaus mal Nachfrage“, weiß auch Sascha Bombien vom Park-Theater in Lüdenscheid, aber man könne das noch nicht anbieten, da noch ein Zugang fehle.

Technische Probleme werden zuweilen als Grund angeführt, dass es noch keine Angebote gibt oder Anbieter zögern. „Das Verfahren hätte übersichtlicher sein können“, weist man im Nachbarkreis Olpe auf bürokratische Hindernisse vor allem beim Abrechnungs-Modus, aber auch bei der Registrierung hin.
„Zwei Jahre lang konnten junge Menschen während der Pandemie keine Live-Kultur erleben. Mit dem Kulturpass möchte der Bund es ihnen jetzt leichter machen, ihre Kulturszene vor Ort näher kennenzulernen. „Wir wollen den Weg in die Kultur öffnen und junge Menschen für die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern“, betont Kulturstaatsministerin Claudia Roth – auch Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) genannt -, auf deren Initiative der Kulturpass zurückgeht. In den ersten drei Wochen seit der Freigabe hatten sich bereits 270.000 junge Leute registriert (Stand 7. Juli). Sie können wählen, wofür sie ihr 200-Euro-Budget einsetzen, müssen dazu aber die Kulturpass-App herunterladen.
Info:
- Für den Kulturpass hat der Bundestag 100 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.
- Mit dem Projekt folgt die Regierung dem Beispiel anderer europäischer Länder
- Bei Erfolg kann der Kulturpass auch für 16- und 17-jährige geöffnet werden, so die Planung.
Hier geht’s zur App: www.kulturpass.de
Link: www.kulturpass.de/ueber-den-kulturpass und
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/kulturpass-2142398.