Bei den einzelnen Workshops für das „Innenentwicklungskonzept Kierspe-Dorf“ schwankte die Teilnehmerzahl immer wieder, doch am Dienstagabend, 25. April, blieb bei der Abschlussveranstaltung in der Gaststätte „Umbaubar“ kaum ein Stuhl leer.
Das Interesse an den Ergebnissen war groß. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Bürger, die im Stadtteil „Bahnhof“ leben, aber großes Interesse an den Konzepten haben.
Bürgermeister Stelse: Dorf und Bahnhof im Blick
Im Gespräch mit LokalDirekt korrigierte Bürgermeister Olaf Stelse auch einen falschen Eindruck: Keinesfalls sei das „Dorf“ jetzt privilegiert in Genuss einer Entwicklungsmaßnahme gekommen und der Ortsteil „Bahnhof“ übergangen worden. Stelse verwies darauf, dass es für den Bereich um die Kölner Straße herum bereits vor rund 10 Jahren ein derartiges Projekt gegeben habe, unter anderem mit finanziellen Hilfen bei der Fassadengestaltung und einem Leerstandsmanagement. „Leider mit durchwachsenem Erfolg“, so Stelse.
Gerade die Leerstände würden die Kölner Straße optisch beeinträchtigen, weniger die Häuser selbst, aber hier sei der Einfluss einer Verwaltung sehr begrenzt. Ein Erfolgsmodell sei aber der Volmefreizeitpark, der seinerzeit gegen manche Widerstände realisiert worden war und heute sehr gut von den Menschen angenommen würde.
Wunde Punkte: Leerstände und Verkehr
Das Thema Leerstände ist allerdings auch im Dorf ein wunder Punkt, bei dem sich hinsichtlich der Entwicklung niemand der Anwesenden Illusionen macht: Der Bedarf kleinerer Ladenlokale schwinde und mit hübschen Häuserfronten alleine sei es sowieso nicht getan: „Wir können die Fassaden vergolden, aber das wird insgesamt nichts ändern.
Wir können uns über die Farbe der Dachpfannen unterhalten, aber uns fehlt das Fundament“, formulierte ein Anwohner seinen Unmut, der sich besonders um die Fluktuation alteingesessener Bürger Gedanken macht.

Die Verkehrssituation sorgte unter den Teilnehmenden ebenfalls für Resignation. Bürgermeister Stelse verwies darauf, dass zumindest mit Hochdruck am Tempo-30-Limit gearbeitet würde, wovon man eine gewisse Entschärfung der Probleme erwarte. Susanne Neumann vom Entwicklungsbüro „Neuland Plus“ hätte das Thema Verkehr gerne ausgeklammert.
Zumindest hinsichtlich der Aspekte Brückensperrung und durchfahrender LKW. Die werde es auch trotz eines Tempolimits weitergeben, räumt Stelse ein. Trotzdem oder gerade deshalb sei es wichtig, das Potential zu sehen: „Wir müssen das Dorfentwicklungskonzept unabhängig vom Verkehr entwickeln“, plädierte der Kiersper Bürgermeister.
Ideensammlungen: Verweilplätzte oder Treffpunkte für Jugendliche
Interessante und realisierbar erscheinende Ideen wurden in den einzelnen Workshops in großer Zahl zusammengetragen. Daraus wurden für die verschiedenenn Handlungsfelder insgesamt 24 Konzepte formuliert, die zum Teil aus mehreren Einzelmaßnahmen bestehen. So wie die einladende Gestaltung von sieben einzelnen Plätzen, die zum Verweilen anregen sollen. Aus Sicht der Verwaltung eine attraktive Idee, jedoch nicht unkompliziert, da die Besitzverhältnisse sehr unterschiedlich seien.
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Andere Ideen lassen sich leichter realisieren: Veranstaltungen in und um die Margarethenkirche beispielsweise. Oder die Einrichtung eines Treffpunktes für Jugendliche. Dieser solle in bereits vorhandenen Räumen auf die Beine gestellt werden. Ein Konzept, an dem Stelse offensichtlich viel liegt, und für das er den Aufwand als überschaubar einschätzt.
Gerade weil die Situation sich an den Hauptverkehrsstraßen so schwierig sei, wird in den Konzepten angeregt, das Potential „in der zweiten Reihe“ zu erschließen. Als Beispiel dafür nennt Stelse Spielplatz und Grünflächen, die am Büscherweg an den Friedhof grenzen. Von der Friedrich-Ebert-Straße aus würde man davon überhaupt nichts ahnen.
Realisierungsprozess fängt an
Auch wenn der Abend in der Umbaubar als Abschlussveranstaltung tituliert wurde, fängt der Realisierungsprozess damit gerade erst an. Den Gästen wurden auf Schautafeln präsentiert, welche Ideen es in die Endrunde geschafft haben. Die Themen haben sich wie bereits zuvor in den Workshops überschnitten. Die beteiligten Entwicklungsbüros werden in den kommenden Wochen die formulierten Konzepte im Detail weiter ausarbeiten. Ergebnisse werden in den kommenden Wochen erwartet.
Für die Verwaltung fängt dann die Arbeit erst mal richtig an. Ob und in welcher Reihenfolge die Ideen umgesetzt werden, hängt maßgeblich auch von monetären Aspekten ab, insbesondere von Fördermöglichkeiten.
Zeitgleich werden Gespräche mit Institutionen wie der Kirche geführt, da manche Idee das Anwesen der Margarethenkirche betrifft. Spätestens wenn ernsthafte bauliche Maßnahmen auf dem Plan stehen oder erhebliche Ausgaben, müssen die Instanzen von Rat und Verwaltung durchlaufen werden. Auf das Rathaus rollt eine Menge Arbeit zu, doch wenn die Ergebnisse sich positiv auf das Leben in Kierspe auswirken, ist diese Arbeit wohl gut investiert.
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