Zwei schnelle Schläge knallen auf die blauen Protektoren, die Joel Oganda (15) vors Gesicht hält. Aus der Drehung kommt ein Fußtritt Richtung Kopf. Axel Buchwalder (16) übt, was bei den Turnieren gefragt ist und womit er bei der Weltmeisterschaft punkten will. Der Schüler der Humboldtschule in Halver hat sich als Rangerster in seiner Klasse für die Kickbox-Weltmeisterschaft des Verbandes WKU (World Kickboxing and Karate Union) Ende Oktober in Cardiff (Wales) qualifiziert.
Der Schüler aus Halver ist der aktuelle internationale Deutsche Meister in der Altersgruppe 15 bis 17 Jahre. Sein Trainingspartner in der Kampfsportschule von Thomas Seckelmann in Lüdenscheid ist Joel, der in Schalksmühle zur Schule geht. 90 Minuten – zweimal die Woche wurde bis Mitte August gefightet. Jetzt fährt Trainer Udo Sohn, selbst erfolgreicher Kickboxer und Team-Mitglied der deutschen Delegation in Wales, die Intensität des Trainings auf drei- bis viermal wöchentlich hoch.
„Doppelschlag, Sidekick“, gibt der Trainer vor, was er sehen will. Axel und Joel führen die Kommandos aus. Wechselweise jeweils fünf Mal die gleichen Schläge oder Tritte. Udo korrigiert, zeigt, worauf es ankommt: „Beim Sidekick nicht so weit ausholen.“ Der Tritt mit dem Fuß nach hinten soll „ansatzlos“ aus dem Stand erfolgen. Die Jungs probieren es erneut. Schon nach wenigen Minuten läuft der Schweiß in Strömen.
Der Trainer mahnt zusätzlich zur Vorsicht. Grund: kein Kopfschutz – wegen der Fotos. Ansonsten gehören Kopf- und Mundschutz, Tief- und Schienbeinschutz zur Wettkampfausrüstung. Bei den Kämpferinnen kommt noch ein Brustschutz hinzu. Die Ausrüstung wird bei Turnieren von den Kampfrichtern überprüft. Thomas Seckelmann schaut interessiert und zufrieden zu. Im gleichen Kurs trainieren auch junge Frauen. Für Seckelmann, der seit 45 Jahren in dem Geschäft aktiv ist, ist das selbstverständlich.



Sofort wird klar: Kickboxen fordert den ganzen Körper. Schnelligkeit, Konzentration, Kondition, Kraft und Technik sind gefragt. Für Axel ist das der Kick. Er hatte vorher Handball gespielt. Da sei er schnell an seine Grenzen gestoßen und „hat was Neues gesucht.“ Über YouTube wurde er aufs Kickboxen aufmerksam. Schnell merkte er, dass das sein Ding ist, etwas, das ihm Spaß macht. „Hier habe ich Möglichkeit, selbst was zu erreichen. Das hatte ich beim Handball nicht.“ „Spaß gehört dazu“, betont auch der Trainer, der stolz auf seinen Schützling ist. Axel sei in Deutschland Rangerster in seiner Gewichtsklasse. „Auch international hat er gute Chancen“, ist der Coach überzeugt. Mit 16 dabei zu sein, sei schon etwas Tolles. In der Region sei Axel konkurrenzlos.
Axel hofft noch auf Sponsoren
150 Teilnehmer umfasst die deutsche Delegation. Sie treffen auf Sportler aus 50 Nationen. Ist man da vielleicht etwas nervös? „Es geht“, sagt Axel, „vielleicht kommt das später.“ Wenn jetzt noch das Training intensiviert wird, glaubt er gute Chancen zu haben. Sein Ziel? „Der erste Platz natürlich.“ Ein Optimismus, den seine Mutter teilt. Karin Buchwalder karrt ihren Sohn zum Training und den Turnieren. Sie hofft, dass sich „die viele Fahrerei“ auch lohnt und Axel am Ende auf dem Treppchen ganz oben steht. Für die Sportler und deren Familien ist die WM neben der logistischen auch eine finanzielle Herausforderung. Die Reisekosten für den Cardiff-Trip müssen sie selbst tragen. Karin Buchwalder hofft, dass sich noch Sponsoren finden, die helfen, die Kosten zu stemmen.
Infos zum Sponsoring unter: [email protected]