Da sitzen wir nun, Getrud sei Dank, am Küchentisch und diskutieren darüber, ob diese Hausaufgaben am Wetterwarnungs-Schneefrei-Tag denn wirklich gemacht werden müssen, oder nicht. Viele Eltern fühlen sich heute zurückversetzt in die Homeschooling-Zeit während Corona. Gestern war die Welt doch noch in Ordnung. Erst gegen 17 Uhr kam die alles verändernde Nachricht, die uns Eltern den kalten Angst- und vielleicht auch Wutschweiß auf die Stirn trieb: Morgen Schulfrei. Wetterwarnung. Alle Kinder bleiben zuhause.
Na toll. Wer von uns beiden geht denn dann morgen arbeiten? Und wer bleibt zuhause? Hat Oma Zeit? Chaos und Hektik, weil nur noch ein Resttag bleibt, um alles zu organisieren. Der Blick auf die Wetter-App lässt mich verwundert zurück, da sehe ich nichts von Schneechaos am Morgen.
Und jetzt, um 9.40 Uhr, sitze ich hier und warte auf den Schnee, die Massen, die da angekündigt sind und unseren Kindern einen Schulweg unzumutbar machen. Zwei Stunden noch, dann wären die Grundschüler schon wieder auf dem Weg nach Hause, denke ich. Hätten sie also locker geschafft, ohne im Schnee zu versinken. Na toll. Gertrud trödelt wohl. Oder tobt sich noch woanders aus. Denn im Süden von Deutschland geht’s schon richtig zur Sache: Eisregen, Schnee, Blitzeis.
Ob uns diese Wetterlage aber auch erreicht, wissen wir bislang nicht. Die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes schwanken und berechnen für den Märkischen Kreis derzeit Neuschneemengen von fünf bis 15 Zentimetern – ab dem späten Mittag. Sollte für den Sauerländer kein Problem sein. Und für Schulkinder sowieso nicht. Aber wenn ich dann so an die Straßen im Berufsverkehr denke… Und dass die Vorhersagen von Unwetterlagen nicht immer zielgenau vorhergesagt werden können, haben wir ja nun schon mal erlebt. Da trifft es uns dann eben unangekündigt mit voller Härte oder es passiert nichts, obwohl wir aufs Schlimmste vorbereitet wurden.
Überrollt uns aber tatsächlich eine – wie in einigen Medien angekündigte – Schneewalze, in der Schulbusse stecken bleiben, ins Schlingern geraten, Elterntaxen auf Blitzeisstraßen ineinander fahren und Kinder auf dem Heimweg im Schneegestöber feststecken, fragen alle nach den Verantwortlichen, die das nicht erkannt haben. Und die Verantwortung dafür möchte niemand übernehmen. Hypervorsicht statt einen Schritt zu weit ins Risiko. So oder so – einer ist immer der Blöde. Und so streiten sich in den sozialen Medien die Menschen über den Sinn oder Unsinn dieser Schulfrei-Entscheidung, sagen, dass man vor 40 Jahren noch durch hüfthohen Schnee zur Schule stapfte und die verweichlichte Generation von heute ohnehin schon verloren ist, während die anderen überzeugt sind, dass von diesem einen Schneefrei-Tag kein Kind verweichlicht.
Und während ich hier so sitze, auf die Schneemengen warte und mit meinem Kind über den Sinn von Homeschooling diskutiere, danke ich den mutigen Erzieherinnen in der Kita, die heute viele Kinder ganz normal betreuen – ob Schneegestöber oder nicht; vis-à-vis zur leeren Grundschule.