Mit diesem Diskussionsabend knüpfe man wie versprochen an eine Veranstaltung vor etwa einem Jahr in Plettenberg an, erklärte der Plettenberger CDU-Vorsitzende Torben Hamme eingangs. „Das Thema ist in Neuenrade noch nicht so brisant wie in der Nachbarschaft“, so die Neuenrader CDU-Vorsitzende Lisa Hanke-Klute, doch durch die Sichtung des Wolfsrudels zum Beispiel in Herscheid habe sich die Ausgangslage etwas verändert. So halte man die Aufklärung der Bevölkerung auch in Neuenrade für wichtig.
Auf dem Podium diskutierten Bianca Winkelmann (MdL und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen), Paul Ziemiak (MdB und Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen), Hans-Jürgen Thies (MdB und Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft), Bernd Eichert (Wolfsbeauftragter des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands) sowie Matthias Eggers (MdL CDU).
Krankheitsbedingt hatte Nicole Kronauer, Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, abgesagt. Sie hatte stattdessen eine Stellungnahme verfasst, die Torben Hamme vorlas. Darin verwies die Wolfsschützerin unter anderem auf den wichtigen Beitrag des Wolfs zum Erhalt des Ökosystems sowie auf gute Erfahrungen mit wolfsabweisenden Zäunen und Herdenschutzhunden. Sie sei überzeugt, dass eine Co-Existenz von Menschen, Tierhaltern und Wölfen gelingen könne.
Dieser Meinung schloss sich an diesem Abend in Affeln niemand an. Ziemiak betonte: „Für mich stehen die Menschen, die Weidetiere und der Wildbestand an erster Stelle.“ Die Politik müsse sich frühzeitig um dieses Problem kümmern, sonst führe es zu Frustration in der Bevölkerung. Der Wolf müsse ins Jagdrecht aufgenommen und die Jäger damit aus der Illegalität geholt werden.
Das unterstrich auch Hans-Jürgen Thies: „Nur Jäger können das Bestandsmanagement durchsetzen.“ Andere EU-Länder gingen pragmatischer mit dem Wolf um, berichtete er. Sorge bereite ihm der regelrechte Hass, den einige Wolfsbefürworter den Jägern entgegenbringen.
„Wir haben hier ein ernsthaftes Problem“, stellte auch Matthias Eggers fest. Er verstehe die Sorgen der Weidetierhalter. Eggers wies darauf hin, dass in NRW bisher eine fünfstellige Fördersumme für Schutzmaßnahmen ausgezahlt worden sei, betonte aber auch, dass Zäune nicht ausreichten.
Bernd Eichert, der selbst Milchviehhalter im Nebenerwerb ist, führte aus, dass die zusätzliche Herausforderung durch den Wolf tödlich für diese Art von Landwirtschaft sei.
Diese Ansicht gaben auch mehrere Beiträge aus dem Publikum wieder. Im Sauerland finde ein großer Teil der Weidetierhaltung im Nebenerwerb statt. Der Aufwand und die Kosten für passive Schutzmaßnahmen sei nicht zu stemmen, zumal Zäune die Wölfe nicht abhalten könnten. „Die haben ruckzuck raus, wie sie darüber kommen können“, sagte ein Landwirt.
„Mein Hobby entwickelt sich zum Horror“, erzählte eine Pferdehalterin. Sie könne nachts nicht mehr schlafen. Die Interessen von allen Landwirten und Weidetierhaltern würden einem wilden Tier untergeordnet, empörte sich ein Landwirt.
Fragen an die Podiumsgäste kamen letztlich aus dem Publikum wenige, sondern Statements und Erfahrungsberichte von Betroffenen. Tenor: „Wir sind die Dummen. Behörden und Politik lassen uns im Stich.“
