„Heimat ist mehr als nur ein geografischer Ort – sie ist das Herzstück unserer Identität, unserer Kultur und unseres Zusammenhalts“, sagte Bürgermeisterin Birgit Tupat zu Beginn ihrer Laudatio auf die drei Preisträger. Heimat gebe Geborgenheit, biete Orientierung und sei ein Ort, an dem Gemeinschaft lebendig werde. Und weiter erklärte sie: „Initiativen, die sich für die Bewahrung, Entwicklung und Förderung unserer Heimat einsetzen, leisten einen unschätzbaren Beitrag. Sie stärken das Gemeinschaftsgefühl, bewahren Traditionen und gestalten gleichzeitig die Zukunft.“ Der Heimatpreis mache solche herausragenden Leistungen sichtbar und ehre diejenigen, die mit Herz und Tatkraft die Heimat lebendig halten.
1. Platz: Turnverein Wiblingwerde
Der Sieg ging in diesem Jahr an den Wiblingwerder Turnverein. Die Mitglieder leisten nach Meinung der Jury insbesondere im Bereich Integration von Familien und Senioren sowie im Knüpfen von Netzwerken einen wichtigen Beitrag. Birgit Tupat: „Beim Turnverein kommen in Wiblingwerde Kinder aus unterschiedlichen Kulturen, sozialen Hintergründen und mit verschiedenen Fähigkeiten zusammen. Durch gemeinsame Bewegung und spielerische Aktivitäten lernen sie früh, sich gegenseitig zu respektieren und Teamgeist zu entwickeln. Zwischenmenschliche Barrieren werden durch den Sport oft überwunden. Zudem fördert Kinderturnen nicht nur die körperliche Fitness, sondern auch das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen der Kinder, was ihnen langfristig hilft, sich in neue Umgebungen und Gemeinschaften einzufügen. Euer Verein bietet somit einen wertvollen Raum, um soziale Integration von klein auf zu unterstützen.“ Mit der Arbeit in den Kindergruppen sowie beim Mutter-Kind-Turnen hatte sich der Verein beworben. Tupat hob aber einen weitere wichtigige Gruppe hervor: die Senioren. Die Sportstunde sei für viele ein wichtiger Termin. „Raus aus dem Haus und gegebenenfalls der Einsamkeit. In kaum einer Sportgruppe ist das wichtiger. Beim Turnen und für die etwas jüngeren auch beim Walken geht es um weit mehr. Wenn Heike Hermann liebevoll von ihrer Walking- und Talking-Gruppe erzählt, macht das deutlich, um was es neben dem Sport eben auch geht“, sagte Tupat.

Das einende Element im Verborgen, das über das körperliche Training hinausgehe, sei das Besondere. „Dort, wo sich die zugezogene Famillie willkommen fühlt; dort, wo der Außenseiter in der Schule in der Freizeit plötzlich nicht mehr gemobbt wird und sich angenommen fühlt; dort, wo Alleinstehende der Einsamkeit entfliehen können, wo private Sorgen aller Art gehört werden und wo sich Menschen persönlich gebraucht fühlen. Ihr gebt Menschen nicht nur ein Gefühl von Heimat innerhalb des Vereins, sondern weit darüber hinaus“, lobte Tupat.
2. Platz: Dorfgemeinschaft Rennerde
In Rennerde ist das Miteinander besonders. Das weiß Bürgermeisterin Birgit Tupat natürlich. Denn sie selbst lebt in dem kleinen Dorf zwischen Nachrodt und Wiblingwerde. „Heimat ist mehr als ein Zuhause. Und dass wir Rennerder dieses Gefühl haben, verdanken wir vor allem der gelebten Gemeinschaft“, erklärte die Bürgermeisterin. Einer der größten Vorteile einer lebendigen Dorfgemeinschaft, wie sie in Rennerde gelebt werde, sei die gegenseitige Unterstützung im Alltag. „Wo man in der Anonymität einer Großstadt oft auf sich allein gestellt ist, sind in Rennerde Nachbarn füreinander da. Eine kurze Nachricht in die WhatsApp-Gruppe, und schon ist Hilfe zur Stelle. Auch in den schwersten Stunden, sind es die Nachbarn, die sich kümmern. Das uralte Prinzip der Notfallnachbarn, wird in Rennerde noch gelebt“, sagte Tupat.

Neben der praktischen Unterstützung entstehe in Rennerde durch die rege Dorfgemeinschaft eine tiefe emotionale Bindung. Freundschaften entwickelten sich, die über den bloßen Nutzen hinausgingen. Man treffe sich nicht nur zum Helfen, sondern auch zum Plaudern, Lachen oder für gemeinsame Aktivitäten – beispielsweise im Sommer ganz spontan am Dorfplatz. „Diese sozialen Bindungen fördern das Gefühl der Zugehörigkeit und schaffen eine Lebensumgebung, in der sich Menschen wirklich zu Hause fühlen. Besonders in herausfordernden Zeiten, wie bei Krankheit oder familiären Krisen, zeigt sich der unschätzbare Wert dieser Freundschaftsdienste“, betonte die Bürgermeisterin. Besonders seien in Rennerde die zahlreichen gemeinsamen Aktivitäte. Feste wie das Dorffest, Adventsfeiern oder Osterfeuer böten die Gelegenheit, zusammenzukommen und das Miteinander zu feiern. „In einer Zeit, in der das Miteinander oft vernachlässigt wird, sind solche Gemeinschaften ein echtes Geschenk – sie machen das Dorf nicht nur lebenswerter, sondern auch reicher an menschlichen Begegnungen und gemeinschaftlichem Erleben“, sagte Birgit Tupat.
2. Platz: Gemeinde St. Josef der Pfarrei St. Matthäus
„In einer zunehmend globalisierten und digitalen Welt, in der sich vieles rasend schnell verändert, gewinnen Traditionen und Brauchtumspflege eine besondere Bedeutung. Sie schaffen Verbindungen zwischen Generationen, stärken das Gemeinschaftsgefühl und tragen zur Identitätsbildung bei“, erklärte die Bürgermeisterin zu Beginn ihrer Laudatio. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür sei der alljährliche St.-Martins-Umzug in Nachrodt. Bereits zum 75. Mal fand dieser in diesem Jahr statt. Für ihren traditionellen Umzug mit Pferd, Martin, Blasmusik und Gesang wurde die Gemeinde ebenfalls mit dem zweiten Platz ausgezeichnet.
Die Tradition erwecke nicht nur die historische Figur des Martins zum Leben, sondern vermittele zugleich wichtige moralische Werte, die den Zusammenhalt in der Gemeinschaft fördern. „Die Teilnahme an solchen Brauchtümern wie dem St.-Martins-Umzug stärkt das Gemeinschaftsgefühl auf mehreren Ebenen. Kinder und Erwachsene kommen zusammen, um die Geschichte des Heiligen Martin zu feiern. Durch das gemeinsame Erleben und die kollektiven Rituale entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das über kulturelle und soziale Unterschiede hinweg verbindet“, betonte Tupat. In einer Zeit, in der die Gesellschaft immer individualistischer werde und traditionelle Werte oft in den Hintergrund rückten, seien Feste wie diese eine wertvolle Gelegenheit, um innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen: die Gemeinschaft und das Miteinander. Tupat: „Traditionen wie diese geben uns Orientierung und helfen uns, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Sie erinnern uns daran, woher wir kommen und welche Werte uns als Gesellschaft ausmachen.“ Die Teilnahme am Umzug sei somit weit mehr als eine festliche Tradition – sie sei ein lebendiger Ausdruck kultureller Identität und ein Weg, Kinder auf die Bedeutung von Empathie und Solidarität aufmerksam zu machen.