Mal leuchtend bunt, mal in dunklen Tönen gehalten, wechseln die Motive zwischen Deutungen von Bibelzitaten, Innen- und Außenansichten von Kirchen, Urlaubseindrücken oder Blumen. „Das Interessante an diesen Werken ist, dass sie sich keiner Schaffensperiode des Malers zuordnen lassen“, versucht Jana Eilhardt, die auch diese Ausstellung organisiert hat, die Bilder einzuordnen.
Er habe, so konnte sie bei einem Besuch bei Gerhard Brudereck zu Hause feststellen, unendlich viele Bilder gemalt. „Und er hat sie alle aufgehoben. Selbst die aus seiner Schulzeit sind noch da“, bewundert die Kuratorin die Schaffenskraft des ehemaligen Pfarrers.
Gerhard Brudereck kann auf ein bewegtes Leben zurückschauen, das sich in seinen Bildern widerspiegelt. Als er 1936 geboren wurde, herrschte Krieg, der an seinem neunten Geburtstag endete. Mit 13 Jahren erkrankte er schwer. Um sich die Zeit zu vertreiben, malte er die Blumen, die am Fenster seines Krankenzimmers standen. So begann sein Weg als Künstler, der er aber nie sein wollte. Obwohl sein Kunstlehrer am Gymnasium sein Talent förderte, studierte er nach dem Abitur Theologie und Sprachen in Heidelberg, Wuppertal, Hamburg und Münster. Warum er trotzt seines großen künstlerischen Könnens Theologie studieren wollte, begründet Brudereck so: „Ich wollte in einer Welt der schlechten Nachrichten eine gute Botschaft verbreiten.“
Wieder war es eine Krankheit, die ihn während des Studiums zur Kunst führte. „Er erzählte mir, dass ihn sein Arzt gefragt habe, was sein Hobby sei. Daraufhin kaufte er sich vier Tuben Farbe und begann wieder zu malen“, erinnert sich Jana Eilhardt an das Gespräch mit Gerhard Brudereck.
Mit Beginn seiner Tätigkeit als Pfarrer in Schalksmühle gab es wieder eine fast 30-jährige Pause in der Malerei, denn nur der Urlaub oder schlaflose Nächte ließen ihm Zeit, zum Pinsel zu greifen. Dabei entwickelte Hans Gerhard Brudereck eine ganz besondere Technik. Fast scherenschnittartig wirken seine Bilder, bei denen leuchtend farbige Flächen, getrennt von dünnen, weißen Linien, das Motiv ergeben.
Besonders beeindruckend ist diese Technik mit dem Wissen, dass das Augenlicht des Künstlers immer schwächer wurde. Seit 1993 ist er fast gänzlich erblindet. Aber mit einer Lupe und starkem Licht malte er weiter, solange es ging.
Vor einigen Jahren musste er die Malerei ganz aufgeben. Eine Tatsache, die ihm sichtlich schwer fällt. Im Gespräch mit Jana Eilhardt sagte er: „Wenn ich heute einen Spatz auf dem Balkon höre, wüsste ich, wie ich ihn malen würde, aber es geht nicht mehr.“
Heute lebt er zwischen seinen Bildern, die er nie der Öffentlichkeit gezeigt hat. Seine Kinder konnten ihn jetzt schließlich doch dazu bewegen, 50 seiner Arbeiten in einer Ausstellung in der Villa Wippermann zu zeigen. Vom 1. Dezember bis zum 19. Januar sind seine Werke dort in drei Räumen zu betrachten.
Zur Ausstellungseröffnung wird Hans Gerhard Brudereck aber nicht kommen, da er kein Aufhebens um seine Person möchte. Seine Kinder sowie Ausstellungsorganisatorin Jana Eilhardt werden den Gästen, nach der Eröffnungsrede von Bürgermeister Michael Brosch, aber gerne Fragen zu den Bildern beantworten.
„Bei Hans Gerhard Brudereck handelt es sich um einen unentdeckten Künstler – auch wenn er selber so nicht genannt werden möchte – der Zeit seines Lebens gemalt hat. Obwohl die Bilder so gut sind, wurden sie nie zuvor ausgestellt.“, wundert sich Jana Eilhardt. „“Er malt nur für sich selbst. Das lässt seine Bilder ehrlich sein. Sie zeigen, was ihn bewegt hat.“
Diese letzte Ausstellung des Jahres passt in den Augen von Jana Eilhardt wunderbar zum Jahresmotto der Ausstellungsserie 2024 in der Villa Wippermann „Leben in Brüchen“. Auch Hans Gerhard Brudereck hatte immer Brüche in seinen Schaffensphasen, so ihr Argument. „Diese Ausstellung ist ein schöner, versöhnlicher Jahresabschluss, mit farbenfrohen Bildern, die jeden Betrachter beschenken.“
Infos:
- Die Ausstellung läuft vom 1. Dezember bis zum 19. Januar
- Die Ausstellungseröffnung findet am 1. Dezember von 11 bis 16 Uhr statt
- Bürgermeister Michael Brosch hält um 12 Uhr eine Eröffnungsrede
- Öffnungszeiten der Villa Wippermann
- dienstags und mittwochs von 15 bis 17 Uhr
- donnerstags von 15 bis 19 Uhr
- sonntags von 11 bis 16 Uhr
- auf Anfrage gibt es auch Gruppenführungen außerhalb der Öffnungszeiten
- Die Bilder von Hans Gerhard Brudereck sind nicht verkäuflich
- Es werden Postkarten mit Motiven seiner Bilder erhältlich sein
- Außerdem ist ein Ausstellungskatalog mit allen Motiven und dazugehörigen Beschreibungen in Arbeit