„Da muss wohl ein Bus gekommen sein“, scherzte die Parteivorsitzende Sonja Hammerschmidt zu Beginn und freute sich sichtlich über den sehr vollen Raum. Und die Gespräche kamen auch sofort in Schwung. Es ging direkt zur Sache. Ein Überblick:
Breitband-Ausbau durch die UGG
Ein Bürger erkundigt sich nach dem Stand der Dinge. „Wir hatten arge Schwierigkeiten mit der Bautätigkeit. Inzwischen wurden die Bauleitung und die Bautrupps komplett ausgetauscht. Viele Baustellen konnten wir nicht freigeben. Es wurde mangelhaft gearbeitet und auf den Baustellen war vor allem die Arbeitssicherheit ein ganz großes Thema. Das ging so nicht“, erklärte die Bürgermeisterin. Das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) führt den Ausbau in Nachrodt eigenverantwortlich durch. Nach größeren Differenzen laufe es nun besser. Derzeit würde unter anderem an der Schmalsgotte gearbeitet. „Ich hatte heute noch ein Gespräch mit dem Breitbandkoordinator des Märkischen Kreises. Er sagte, dass Ende des Jahres die Hausanschlüsse liegen werden“, berichtete die Bürgermeisterin. Das bedeute jedoch nicht, dass Licht auf der Leitung sei. Dafür müssten noch weitere Leitungsarbeiten aus Richtung Altena erfolgen.
Grundschule und Offener Ganztag Nachrodt
UWG-Mitglied Regina Tschentscher erkundigte sich nach einer Perspektive für eine Renovierung und Sanierung des Altbaus sowie den aktuellen Stand in Sachen OGS-Ausbau. „Wir renovieren in den Sommerferien einzelne Klassenräume. Außerdem werden in den großen Ferien die Toiletten im Altbau neu gemacht“, erklärte die Bürgermeisterin. Eigentlich hätte das im laufenden Betrieb stattfinden sollen. Da aber auch Rohre erneuert werden müssen und unter anderem mit schlechten Gerüchen zu rechnen ist, wurde die Maßnahme nun in die Ferien verlegt.
„Für den OGS-Ausbau bekommen wir 270.000 Euro. Das reicht natürlich bei Weitem nicht“, sagte Birgit Tupat. Also müssten Fördergelder beantragt werden, dafür sei jedoch ein aktueller Schulentwicklungsplan erforderlich. Es gebe zwar einen, der müsse aber grundlegend überarbeitet werden. Daran arbeite ein Fachunternehmen. „Wir liegen in den letzten Zügen. Der Plan wird dann im Schulausschuss vorgestellt und dann weiß man auch genau, welche Flächen man braucht und mit welchen Bedarfen zu rechnen ist“, erklärt die Bürgermeisterin. Ab 2026 haben alle Erstklässler Anspruch auf einen Ganztagsplatz. Jährlich wird es dann ein Jahrgang mehr. Bis schließlich alle Grundschüler versorgt sind. Allerdings ist die Nachfrage aktuell weit von 100 Prozent entfernt. Nach Auskunft der Verwaltung besuchen derzeit 275 Schülerinnen und Schüler die Grundschule Nachrodt-Wiblingwerde. In Nachrodt 181 und in Wiblingwerde 94 Schüler. „Die OGS besuchen zurzeit 56 Schülerinnen und Schüler, das macht gemessen an der Gesamtschülerzahl 20 Prozent aus. Bezogen auf den Standort Nachrodt bei 53 SuS sind dies 29“, erklärt Claudia Meulenberg von der Verwaltung auf Anfrage von LokalDirekt. Deutlich höher sind die Zahlen der Schüler, die die Betreuung von „8 bis 2“ nutzen. Das sind insgesamt 63 Prozent.
Fest steht bereits jetzt, dass das benachbarte Gebäude in Nachrodt abgerissen wird, um Platz für die Betreuung zu schaffen. Vorerst wird nicht neu gebaut. Übergangsweise sollen die Container genutzt werden, in denen die Grundschule Wiblingwerde während der Umbauzeit untergebracht war.
Amtshaus
Eine interessierte Bürgerin fragte nach dem aktuellen Stand in Sachen Amtshaus. „Von außen ist der Altbau schön. Innen sind wir noch weit von fertig entfernt“, berichtete Birgit Tupat. Aktuell prüfe ein Statiker die aktuellen Decken. „Wenn die Mitarbeiter auf ihren Bürostühlen die Füße hoch nehmen und in eine Ecke rollen, ist das vermutlich ein Zeichen, dass dort auch etwas nicht stimmt“, machte sie die Problematik deutlich. Ein Problem sei der Denkmalschutz, der mache die Sanierung noch einmal deutlich komplizierter. Auch die Suche nach Handwerkern gestalte sich schwierig. Zeitintensiv seien vor allem die europaweiten Ausschreibungen für die einzelnen Gewerke. „Mitte 2023 haben wir die Ausschreibungen vorbereitet. Mitte 2024 konnten wir dann die Planungsarbeiten vergeben. Die Fristen sind so lang. Wir haben jetzt zwei Architekten. Einen für den denkmalgeschützten Bereich und einen für den Neubau. Die müssen sich koordinieren und alle Gewerke müssen wieder ausgeschrieben werden. Kompliziert wird es dann, wenn es um Arbeiten für beide Gebäudeteile geht“, erklärte sie die Schwierigkeiten. Beispielsweise mache es keinen Sinn, die Elektroarbeiten getrennt zu vergeben. Wenn aber alle einzelnen Handwerker, Architekten und Behörden koordiniert werden müssen, grenze das an bürokratischen Wahnsinn und dauere einfach extrem lange. „Aber so sind halt die Vorschriften, wenn man auf Fördergelder angewiesen ist.“ Der Plan sei, Mitte 2027 von den Containern in das fertige Amtshaus zu ziehen.

Bahnübergang Einsal
Ein Anwohner der Bachstraße erkundigte sich zudem nach dem Umbau des Bahnübergangs Einsal. Er verstehe nicht, warum es Lkw über zehn Meter Länge möglich gemacht werden soll, den Bahnübergang zu überqueren. Bürgermeisterin Birgit Tupat begründete dies mit der erhöhten Unfallgefahr und dass es möglich sein muss, dass in Ausnahmefällen Lkw den Bereich passieren, beispielsweise um im Bereich Einsal Bauteile zu liefern. Auch soll der Bahnübergang verlegt werden. Bisher sei dort noch nichts passiert, da das Unternehmen Open Grid, ein Fernleitungsnetzbetreiber für Erdgas mit Leitungen in dem Bereich, ein Veto eingelegt habe.
Alter Friedhof Niemöllerstraße
Scharfe Kritik äußerten einige Anwesende gegenüber der evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde, die die Friedhöfe so verkommen lasse, dass sie nicht mehr würdig seien. „Ich muss schon eine Schere mitbringen, um zum Grab meines Mannes zu kommen“, sagte Regina Tschentscher. In dem Zuge erkundigte sie sich auch nach dem aktuellen Stand zum alten Friedhof Niemöller Straße. „Es ist nach wie vor so, dass wir dort gerne etwas machen würden. Wir warten aber weiterhin auf die Kirchengemeinde. Die darf das Grundstück nicht einfach der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde überlassen. Das muss alles in Bielefeld entschieden und genehmigt werden“, erklärte die Bürgermeisterin. Im Gespräch ist unter anderem ein Babywald, der dort entstehen könnte. Bebaut werden darf das Grundstück nicht. Zudem sind dort noch drei russische Kriegsgräber, die erhalten bleiben und zugänglich sein müssen.
Wiederaufbau nach der Flut
Der Wiederaufbau stockt vor allem aufgrund von Bürokratie. „Man muss erstmal die ganzen Leute bekommen. Geologen, Ingenieure, etc. sind Mangelware. Oft brauchen wir zwei oder drei Ausschreibungen, um überhaupt so viele Angebote zu bekommen, dass wir den Richtlinien entsprechen. Leider dürfen ja keine Direktvergaben erfolgen“, erklärte Birgit Tupat. Jede einzelne Maßnahme muss intensiv besprochen werden. Inzwischen liegen die Kosten für den Wiederaufbau bei 31 Millionen Euro.
Hallenbad
„Wir werden noch in diesem Jahr im Hallenbad schwimmen“, versprach Bürgermeisterin Birgit Tupat. Mit großen Schritten gehe es auf die Zielgerade. Der Estrich muss 28 Tage trocknen. Im Mai kommen dann die Fliesenleger und im Juni/Juli kommt der Beckenbauer aus Österreich. „Es geht jetzt also Schlag auf Schlag“, freute sich Birgit Tupat.
Feuerwehrgerätehaus Nachrodt
„Auch wenn es so aussieht, als würde nichts passieren. Das ist nicht so“, erklärte die Bürgermeisterin. Inzwischen würden die Betonfertigteile für das neue Feuerwehrgerätehaus am Holensiepen produziert. Auch ist inzwischen klar, dass eine Betonbodenplatte gegossen wird und es kein Streifenfundament gibt. „Der Aufbau geht dann recht zügig. Das sind alles fertig Elemente, sodass es dann schnell mit dem Innenausbau los geht“, berichtete Tupat.
Lennehalle
Ein Anwohner erkundigte sich nach dem aktuellen Stand in Sachen Lennehalle und fragte in dem Zusammenhang auch, ob es nicht möglich und sinnvoll sei, den Neubau als Schutzraum zu konzipieren – im Hinblick auf einen Blackout und einen Angriffskrieg. Rein zum Neubau berichtete Tupat, dass der Arbeitskreis getagt hätte. Grundsätzlich sei es so, dass Hallen, die für Veranstaltungen mit mehr als 200 Besuchern konzipiert würden, ein Brandschutzkonzept bräuchten. Es gebe aber auch die Möglichkeit, eine Sporthalle zu bauen, die dann für bis zu 25 Veranstaltungen im Jahr genutzt werden könnte. Dann könne die Feuerwehr eine Brandwache stellen.
Was den Schutzraum betrifft, erklärte Birgit Tupat, dass die Gemeinde einen Gefahrenabwehrplan hätte. Die Turnhallen Holensiepen und Wiblingwerde würden zum Beispiel im Fall eines Blackouts zu Wärme- und Kälteinseln. „Aber da werden natürlich auch Gebäude wie das Jugendheim auf dem Ahorn oder das VCP-Heim mit mehreren Betten in Betracht gezogen“, berichtete sie. Einen intakten Bunker gebe es in der Gemeinde nicht.

Windkraft
Bürgermeisterin Birgit Tupat berichtete, dass es laut Regionalplan nur eine Fläche für Windkraftanlagen gibt – und das sei die nördlich von Veserde, auf der bereits Anlagen stehen. Die Kommune habe aber die Möglichkeit, eine sogenannte Positivplanung anzustoßen. „Dann würden andere Gebiete bei Bedarf noch einmal überprüft“, erklärte die Bürgermeisterin. Die Gemeinde könne dazu allerdings nicht gezwungen werden.