Auch wenn die Kameraden des Löschzugs Breckerfeld, der Löschgruppen Delle und Zurstraße, die Jugendfeuerwehr, der Rettungsdienst und der DRK-Ortsverband Schwelm im Vorfeld wussten, dass es sich um eine reine Übung handelte: Als gegen 15 Uhr die Alarmierung auf ihre Funkmelder kam, wussten sie nicht, welche theoretische Einsatzlage sich ihnen in Brenscheid bieten würde.

Ausrichter war die Löschgruppe Delle
Das Szenario für die große Jahresabschlussübung hatte sich die Löschgruppe Delle als diesjähriger Ausrichter ausgedacht. Ungewiss war für sie jedoch, wieviele der freiwilligen Feuerwehrmänner und -frauen dem Alarm folgen würden: „Auch bei realen Einsätzen, zumal größeren, ist bei der Erstalarmierung nicht immer sofort abschätzbar, ob ausreichend ehrenamtliche Kameraden vor Ort sein können“, sagt Lisa Burmeister, Sprecherin der Löschgruppe Delle. „Somit spiegelt auch eine Übung eine durchaus realistische Situation wider.“
Brand mit Menschenrettung
Am Samstag lautete die Einsatzlage und Erstinformation für die Feuerwehr Breckerfeld „Wohnhausbrand mit mehrfacher Menschenrettung“.
Erst bei Eintreffen vor Ort wurden die Kameraden dann mit weiteren spontan zu bewältigenden Aufgaben konfrontiert: In besagtem Haus war es beim Abriss einer alten Heizungsanlage zu einem Brand gekommen, der im weiteren Verlauf eine Verpuffung zur Folge hatte – und zwar genau in dem Moment, als ein Linienbus vorbeifuhr, der daraufhin ungebremst vor eine Hauswand prallte.

18 Statisten spielen Verletzte
Als die ersten Einsatzwagen der Feuerwehr nach wenigen Minuten in Brenscheid eintrafen, hatten sich neben ‚Dummys‘ auch insgesamt 18 Laien-Darsteller sowie Mitglieder der Jugendfeuerwehr als Verletzte und Tote im (simuliert) brennenden Haus und im verunfallten Linienbus positioniert, ebenso wie zahlreiche Zuschauer, die sich – ähnlich wie „reale Schaulustige“ – das fiktive Unglück nicht entgehen lassen wollten.
Funkstörung sorgt für anfängliches Chaos
In der Funktion des Einsatzleiters koordinierte Stephan Burmeister die eintreffenden Einheiten und versuchte, das anfängliche ‚Chaos‘ aufzulösen: „Wir hatten zu Anfang der Alarmierung eine kurze Funkstörung“, so Lisa Burmeister.
Und das hatte zur Folge, dass einer der ersten eintreffenden Löschwagen die direkte Zufahrt für die nachrückenden Fahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungsdienstes versperrte: „Durch die Funkstörung ist untergegangen, dass insbesondere die großen Löschfahrzeuge über den Lorenzheider statt den Brenscheider Weg anfahren sollten.“

Routine und Erfahrungen für die Praxis sammeln
Doch auch das sei eine realitätsnahe Situation gewesen: „Gerade bei größeren Alarmierungen mit mehreren angeforderten Einheiten und Hilfsorganisationen kann es leicht zu einer, wenn auch nur sehr kurzen, Chaosphase kommen“, erklärt die Löschgruppensprecherin. „Wichtig ist, diese schnell zu bewältigen und daraus für zukünftige Einsätze zu lernen.“
Zusammenspiel hat gut geklappt
Die einzelnen Aufgaben hätten die Kameraden dann vorbildlich und routiniert ‚abgearbeitet‘: Die Rettung der in dem brennenden Haus befindlichen Verletzten und Bergung der Toten unter Atemschutz, die Löscharbeiten einschließlich der zuvor herzustellenden Wasserversorgung, parallel dazu die Versorgung und Bergung der verletzten Businsassen, die Sicherung des Brandschutzes, das Zusammenspiel mit den DRK-Einheiten: „Alles in allem haben die insgesamt 67 an der Jahresabschlussübung teilnehmenden Einsatzkräfte die Situation gut gemeistert“, lobt Lisa Burmeister.

Auf unvorhersehbare Gegebenheiten reagieren
Vor allem auch auf sich spontan verändernde Gegebenheiten hätten die Ehrenamtlichen umschauend und professionell reagiert.
Nicht nur, was die anfangs blockierte Zufahrt zum Einsatzort betraf. Beispielsweise sollte ursprünglich ein DRK-Zelt zur Patientenversorgung aufgebaut werden – was sich bei den teilweise starken Windböen als aussichtsloses Unterfangen herausstellte.
„Patientenablage“ wurde verlegt
Kurzerhand wurde umdisponiert und für die laut einem umgehängten Kärtchen als „schwer verletzt“ gekennzeichneten Darsteller und Dummys eine so genannte „Patientenablage“ unter einem Vordach der Firma Baumeister eingerichtet. Zudem gab es auf einer Freifläche einen Sammelpunkt für alle Personen, die als „leicht verletzt“ gekennzeichnet waren oder seelsorgerisch betreut werden mussten.
Zu wenig Seelsorger für Großeinsatzlagen
Neben dem DRK betreuten auch drei Notfallseelsorger die fiktiv Verletzten. „Aufgefallen ist bei dieser Übung, dass es sinnvoll und wichtig wäre, wenn die am Einsatzort anwesenden Seelsorger ebenfalls über Funkkontakt zu erreichen wären“, sagt Lisa Burmeister.
Zwar seien meistens im Einsatzleitwagen weitere Funkgeräte vorhanden, es müsse dann aber noch abgeklärt werden, ob die Notfallseelsorger im Bedarfsfall auch auf diese zugreifen könnten.

Ohnehin sei bei der Übung aufgefallen, dass für große Einsatzlagen mit mehreren Verletzten oder anderweitig involvierten Personen viel zu wenig Notfallseelsorger zur Verfügung stünden: „Aktuell sind es sechs in Breckerfeld, das ist angesichts der Freiwillig- und somit nicht ständigen Verfügbarkeit absolut zu wenig“, meint Burmeister. „Wir müssten also in einer realen Situation ähnlichen Umfangs für Breckerfeld Seelsorger aus dem gesamten Südkreis anfordern.“

Zudem verfüge Breckerfeld aktuell über keine eigene „PSNV“. Das Kürzel steht für „Psychosoziale Notfallversorgung“, auf die die Einsatzkräfte selbst bei Belastungen durch den Feuerwehrdienst zurückgreifen können, erklärt Burmeister: „Bei Bedarf unterstützt uns derzeit die PSNV der Feuerwehr Ennepetal, da bei der Breckerfelder Feuerwehr leider noch niemand über diese Zusatzausbildung verfügt.“

„Aussprache“ im Gerätehaus
Im Nachgang der gut zweieinhalbstündigen Jahresabschlussübung trafen sich alle Beteiligten zur „Aussprache“ im Gerätehaus Delle und analysierten gemeinsam, was beim simulierten Einsatz in Brenscheid gut gelaufen ist und in welchen Punkten es Verbesserungspotenzial gebe.
„Das Positive überwog“, so Andreas Bleck, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Breckerfeld. Aber die Übung habe auch gezeigt, dass es beispielsweise in puncto Kommunikation noch Verbesserungsbedarf gebe und auch, wie wichtig es sei, bei Großeinsatzlagen genau zu überlegen, wo welche Kräfte eingesetzt werden. Bleck: „Aber genau dazu sind diese Übungen ja da: Solche Dinge zu erkennen und zu verbessern, um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein.“
„Dickes Dankeschön“
Daher sei allen Kameraden zu danken, die sich zur Übung in Brenscheid eingefunden hatten, ebenso dem Besitzer des „brennenden Hauses“ und Udo Baumeister, auf dessen Firmengelände der Einsatz teilweise stattfand, sowie der VER, die den Linienbus zur Verfügung gestellt hatte.
„Ein dickes Dankeschön auch an die 18 Darsteller der Löschgruppe Oberbauer der Freiwilligen Feuerwehr Ennepetal, die mit ihrem schauspielerischen Talent, unterschiedlichste emotionale Reaktionen darzustellen, für ein realistisches Einsatzszenario gesorgt haben.“

Vier Beförderungen
Eine emotionale Reaktion – nämlich Stolz – durften im Anschluss an die Aussprache auch die vier Kameraden Armin Fröhlich (LZ Breckerfeld), Leon Junge und Daniel Röhder (LG Delle) sowie Laura Siebaldt-Ulrich (LG Zurstraße) zeigen: Sie wurden im Rahmen der kleinen Feier, die die Löschgruppe Delle zum Ausklang des Übungstages in ihrem Gerätehaus organisiert hatte, offiziell zum Feuerwehrmann beziehungsweise zur Feuerwehrfrau befördert.

Kameradschaft untereinander groß
„Die Jahresabschlussübung hat mit einer insgesamt sehr guten Beteiligung der Kameraden deutlich gezeigt, dass die Freiwillige Feuerwehr Breckerfeld ein gut funktionierendes Team ist“, fasste Lisa Burmeister tags darauf zusammen.
Ein Team, das mittlerweile drei Generationen vereine – wie beispielsweise am Übungstag die Familie Dahlhaus: Diese war mit Karl als Mitglied der Ehrenabteilung, mit Klaus als Feuerwehrmann im aktiven Dienst und mit Carl Julian als potenziellem Nachwuchskandidaten der Jugendfeuerwehr vor Ort.
Hier gibt’s eine Bildergalerie von der Jahresabschlussübung:














































