Wie ist es um die Gesundheitsversorgung in Iserlohn bestellt? Antwort: Noch ganz ordentlich, aber die Prognosen sind nicht gut. Das ist das Resümee der öffentlichen Fraktionssitzung, zu der die CDU in den Sitzungssaal des Rathauses gebeten hatte. Die Christdemokraten hatten sich dazu die versammelte Fach- und Sachkompetenz aus der Ärzteschaft eingeladen: Dr. Fritz Lax als Sprecher der Iserlohner Mediziner, Dr. Walter Müsse, Dr. Frank Haase, Dr. Markus Berghoff, Dr. Elias Watfeh und Dr. Mathias Roels. Dass dieses Thema interessiert, zeigten die gut gefüllten Besucherränge. Fraktionsvorsitzender Fabian Tigges kündigte an, die CDU werde sich des Themas annehmen. „Heute ist es nur die Auftaktveranstaltung.“

„Konflikte werden mehr“
Und wie steht es nun um die Gesundheitsversorgung aktuell? „Wir haben in Iserlohn noch einen funktionierenden Ärzteverein, wir reden miteinander“, erklärte Dr. Fritz Lax. „Es geht noch, was die Versorgung angeht – aber wehret den Anfängen“, warnte Dr. Walter Müsse. Dr. Markus Berghoff fügte hinzu: „Die Ansprüche der Patienten steigen, die können wir nicht immer erfüllen.“ Die Hausärzte seinen die Gesundheitsfront, hätten eine zunehmende Lotsenfunktion. „Die Konflikte werden mehr“, so Müsse.
Überalterung der Mediziner
Die Überalterung der Mediziner, („zehn sind über 70 Jahre alt“), lange Arbeitszeiten, übermäßige Bürokratie, zunehmende Rückforderungen der Krankenkassen, beschränkte Behandlungszeiten und immer geringere Honorare seien die Hauptgründe dafür, dass sich immer weniger Mediziner dazu entschließen, eine Praxis aufzumachen. Müsse: „Die nehmen doch lieber eine gut dotierte Stelle mit geregelten Arbeitszeiten in einer Klinik an.“
In Altenheimen drohen unversorgte Patienten
Auf durchschnittlich 1600 bis 2000 Patienten komme jeder Hausarzt – dazu noch die Besuche in den Altenheimen. Die hingen ohnehin inzwischen am seidenen Faden, erklärte Dr. Fitz Lax. „Wenn kein Nachwuchs kommt, geht das Licht aus!“, so die Ankündigung des Allgemeinmediziners Müsse, der mit 69 Jahren immer noch im Dienst ist.
„Die Politik muss sich darauf einstellen, dass es demnächst in den Altenheimen unversorgte Patienten gibt. Als „Schandmal“ bezeichnete er die Schließung der Kinderklinik im Bethanien-Krankenhaus. „Jetzt müssen die Kinder nach Hagen. Machen Sie das mal als Alleinerziehende oder mit einem schwerkranken Kind – von den Fahrtkosten ganz zu schweigen.“

Stimmungslage bei den Ärzten schlecht
Entsprechend schlecht sei die Stimmungslage bei ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen. „Kein Wunder, wir werden ja auch nach Kassenlage bezahlt“, kritisiert der Mediziner die Krankenkassen aber auch die Gesetzgebung wegen der immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen.
Kein Wunder also, dass der größte Teil der Mediziner nach dem Studium den Weg ins Ausland suche. Dafür kämen nach Deutschland immer mehr Ärzte, die kaum Deutsch sprächen. „Nicht missverstehen: Die brauchen wir! Aber im Umgang mit den Patienten muss man nun einmal auch deren Sprache sprechen“, so Müsse weiter.
Krankenhäusern droht weiterer Bettenabbau
Iserlohn sei nun einmal ländlich geprägt – „wir können gegen die Metropolen nicht mithalten“. Dennoch sei auch die Kommunalpolitik gefordert. Was es brauche seien bezahlbarer Wohnraum, ausreichend und zeitlich flexible KiTa-Plätze, Freizeit- und Kulturangebote. „Wir haben keine Kneipenszene wie die Studentenstädte“, beklagt der 69-Jährige.
Der Fachkräftemangel sei nicht nur auf die Ärzteschaft beschränkt. „Wir brauchen auch mehr medizinisches Personal in unseren Praxen.“ Das treffe nicht zuletzt auch auf die Krankenhäuser zu. „Wir werden noch weiter Krankenhausbetten abbauen“, prognostizierte Dr. Markus Berghoff vom St. Elisabeth-Hospital.
Tigges: Alle Ratsfraktionen gefordert
Die CDU-Fraktion im Iserlohner Rat habe verstanden, so deren Vorsitzender Fabian Tigges. „Wir brauchen langfristige Perspektiven, wie wir in Iserlohn mit all seinen Ortsteilen die medizinische Versorgung nachhaltig sichern können.“ Das sei keine Aufgabe für die Christdemokraten allein – da seien alle Ratsfraktionen gefordert.