„Ich liebe meinen Garten“ – so steht es auf einem der vielen dekorativen Rost-Schilder im Garten von Karin Schröder und Bernd Flasdieck. Und diese beiden lieben ihren Garten nicht nur, sondern sie leben ihren Gartentraum.
Schon mit 20 Jahren hat Karin Schröder, die als Kauffrau beruflich gar keinen Bezug zur Natur hat, an ihrem ersten Gartenwettbewerb teilgenommen. „Damals ging es um das Thema Renaturierung“, erzählt sie. „Ich hatte keine Ahnung von Pflanzen, wollte aber unbedingt ein Stück Natur anlegen, zu dem ganz viele und seltene Schmetterlinge kommen sollten.“ Und schon damals, als absoluter Neuling, hat sie den dritten Platz belegt.
„Damit hat meine Liebe zum Garten angefangen und als mein Mann und ich hier das Haus bezogen haben, stand der Plan, auf dem damaligen Weideland einen naturnahen Garten anzulegen“, erinnert sich Karin Schröder. Dazu standen dem Ehepaar 6000 Quadratmeter zur Verfügung. Doch bevor die erste Pflanze gesetzt werden konnte, mussten unzählige Kubikmeter Erde bewegt werden, damit der große Teich, der zum Projekt dazugehörte, gestaltet werden konnte.
Ein naturnaher Staudengarten sollte es werden, der Insekten eine Heimat bietet und Besuchern zeigt, wie lebendig ein Garten sein kann. Seit inzwischen 27 Jahren arbeiten beide an ihrem Lebenswerk, das immer offen für Besucher war. „Im zweiten Jahr kamen Gäste, die sich umsahen und sagten: „Das wird schon – wir kommen in drei Jahren noch mal wieder – .“ Aber irgendwann wurden es immer mehr Besucher und wir haben angefangen Kaffee und Kuchen anzubieten und Stauden zu verkaufen“, blickt das Ehepaar auf die Entstehung der „Gartenlust“ zurück. „Wir hatten damals auch viele Stammgäste, die immer wieder kamen und genau im Auge hatten, wie sich die einzelnen Gartenteile entwickelten.“
Das Ehepaar ist stolz auf das Ergebnis, das sie mit ihrem Garten erzielt haben. Fertig werden sie dabei aber nie, denn Bernd Flasdieck sagt: „Es sieht hier so aus, als hätten wir keinen Platz mehr, aber meine Frau findet immer noch eine Ecke, wo eine weitere Pflanze hinpasst oder sie hat Ideen für neue Projekte“, Ideen, die ihr Mann gerne gemeinsam mit ihr in die Tat umsetzt.
Viele Arbeiten im Garten hat der gelernte Schreiner und Innenarchitekt zum ersten Mal gemacht. „Die Trockenmauer für den Kräutersenkgarten war mein erstes Projekt in dieser Art, für das wir die Steine sogar aus einem Steinbruch in Lüdenscheid geholt haben. Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Es ist genauso geworden, wie wir uns das vorgestellt hatten und die Mauereidechsen fühlen sich hier sehr wohl.“
Dass der Garten nicht nur für die Menschen ein Rückzugs- und Lebensort ist, ist für beide sehr wichtig. Insekten, Amphibien und andere Tiere sollen sich hier ebenfalls wohlfühlen. „Jedes Tier gehört dazu. Deshalb haben wir auch einige Totholzhaufen übers Grundstück verteilt, in dem kleine Tiere leben und wir lassen einige Bereiche absichtlich unbearbeitet, damit Insekten dort in Ruhe ihre Eier ablegen können“, sagt Karin Schröder. Sie möchte auch alle Gartenbesitzer daran erinnern, unbedingt an das Aufstellen von Vogeltränken zu erinnern, damit diese bei Trockenheit immer genug Wasser haben. Bei der Pflanzenauswahl ist es ihr sehr wichtig, darauf zu achten, dass sie insektenfreundlich sind, wobei es sich allerdings nicht nur um heimische Pflanzen handeln muss.
„Der Garten ist mein Kraftort“
„Der Garten ist mein Kraftort, in der Arbeit gehe ich komplett auf und habe unendlich viel Freude darin, hier zu agieren“, sagt die Hobbygärtnerin. Aber sie muss auch feststellen, dass die oft anstrengenden Arbeiten mit zunehmenden Alter nicht mehr so leicht von der Hand gehen. Das bedeutet für das Ehepaar in Zukunft zwar, die Gartenarbeit ein wenig zu reduzieren, aber auch dafür gibt es schon einen Plan. „Wir werden einige Beete der Natur zurückgeben und sie einfach nicht mehr bearbeiten. Das wird sicherlich zu Anfang weh tun, aber wir sind auch neugierig, wie sich das dynamisch entwickeln wird.“ Auf ihren Garten ganz zu verzichten, kommt für beide nicht in Frage. Deshalb gibt es auch vom Haus bis zum Sitzplatz am Teich – dem Lieblingsplatz des Ehepaares – den einzigen gepflasterten Weg im Garten. „Hier werden wir auch mit dem Rollator noch langfahren können“, schmunzeln beide.
Das zunehmende Alter ist auch der Grund, warum die „Gartenlust“ nicht mehr geöffnet hat. „Wir haben 2017 durch einen Umbau das ehemalige Café und den Ladenbereich zu Wohnräumen umgebaut“, erklärt Karin Schröder den Grund, warum es zur Schließung der „Gartenlust“ kam. „Wir haben dann aber interessierten Besuchern noch die Möglichkeit gegeben, den Garten zu besichtigen und dazu ihren eigenen Kuchen mitzubringen.“ Mit dieser außergewöhnlichen Idee hatten viele Menschen noch die Chance, schöne Stunden in einer der vielen Ecken des großen Gartens zu verbringen.
„Aber im Juli haben wir dann beschlossen, dass es auch damit jetzt vorbei ist“, sagt die Hobbygärtnerin. „Ich habe den Anspruch an mich selbst, dass ich meinen Garten nur zeige, wenn ich selbst mit seinem Zustand 100-prozentig zufrieden bin. Und das schaffe ich inzwischen nicht mehr“, bedauert sie und ergänzt, dass die Stammkunden, die ihren Garten sehr vermissen würden und auch andere Personen, die sich gerne Anregungen für den eigenen Garten holen möchten, nach telefonischer Rückfrage gerne eine Runde durch den Garten drehen dürfen. „Nur Kaffee und Kuchen wird es hier nicht mehr geben!“ – beendet Karin Schröder das Kapitel „Gartenlust“.
Fotogalerie:
Video aus dem Garten:
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