Wegen eines vermeintlichen Kleinbrandes rückte der Löschzug Neuenhaus/Vollme aus. Bereits vom nahgelegenen Gerätehaus war eine starke Rauchentwicklung sichtbar. Sofort wurde der Löschzug 1 „Stadtmitte“ nachgefordert, denn es stand ein Stall in Flammen. Derartige Brände sind leider keine Seltenheit. Ungewöhnlich war allerdings, dass sich der Besitzer des brennenden Holzverschlages über das Eintreffen der Feuerwehr wunderte.
Der nach eigenen Angaben 73 Jahre alte Mann gab verdutzt an, er hätte den Stall absichtlich angezündet, um ihn „warm abzureißen“. Das hätte er auch mit der Stadt Kierspe und auch der Feuerwehr telefonisch vorher vereinbart. Während ein Angriffstrupp unter schwerem Atemschutz den Brand per C-Rohr zügig unter Kontrolle bekam, liefen bei der ebenfalls ausgerückten Wehrleitung die Drähte heiß. Einsatzleiter Andreas Pfaffenbach versuchte abzuklären, ob der Mann, selbst Anwohner, tatsächlich vorher Kontakt mit der Stadtverwaltung aufgenommen hatte.
Auch die anwesenden Polizeibeamten waren perplex und wussten anscheinend nicht recht, wie zurechnungsfähig sie den Besitzer der Tierbehausung einschätzen sollten. Immerhin: Der Grund für den Abriss klang durchaus plausibel. Der Mann gab gegenüber LokalDirekt an, er hätte den Stall abreißen müssen, weil er zu nahe an der Grundstücksgrenze gestanden hätte. Das stimmt tatsächlich, wie Christian Schwanke, Pressesprecher der Kiersper Feuerwehr, bestätigen konnte.
Kurioserweise ist es ausgerechnet das Grundstück für den Neubau des Gerätehauses der Löschgruppe Vollme, dessen Grenzen von dem Stall überschritten worden waren. Mit dem „warmen Abriss“, so gab der ehemalige Stallbesitzer an, habe er es sich einfach machen wollen. Der gelernte Dachdecker erklärte, er habe die Hütte seinerzeit so massiv gebaut, dass er sich im betagten Alter nun außerstande sah, diese auf normalem Wege wieder zu zerlegen.
Bildergalerie
Letzlich entschied man sich seitens Polizei und Feuerwehr, die Sache als sehr leichtsinnig einzustufen – und als vorsätzliche Brandstiftung. Ein Schaden im engeren Sinne ist keiner entstanden, denn immerhin ist der Plan des Besitzers aufgegangen. Angesichts der unmittelbar angrenzenen Baumbestände ist es aber einem Wunder, aber auch der feuchten Witterung zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert war. Schließlich stand der Stall, dessen ursprüngliche Größe sich nicht mehr seriös schätzen ließ, auch nicht weit von einer Reihe Mehrfamilienhäuser entfernt. Darum waren auch Kräfte vom Deutschen Roten Kreuz ausgerückt, um bei Bedarf betroffenen oder gar verletzten Menschen zu helfen. Das war aber zum Glück nicht nötig.
Offen blieb bis zum Schluss, ob möglicherweise Tiere zu Schaden kamen. Bisher waren Gänse in dem Stall untergebracht, für die es aber wohl kein Weihnachtswunder gab: „Die habe ich alle aufgegessen“, erklärte der Besitzer belustigt. Ob der Mann die Sache auch auf die leichte Schulter nimmt, wenn er die Rechnung für den Einsatz bekommt, bleibt abzuwarten. Einer etwaigen Strafe sieht er nach eigener Aussage gelassen entgegen: „Die bezahle ich eh nicht“.
Er beharrt darauf, dass ihm seitens der Stadt nicht verboten wurde, den Stall anzuzünden. Die Nachfragen beim Ordnungsamt brachten keine Klärung, dort konnte man sich nicht an eine derartige Absprache erinnern. Auch seitens der Feuerwehr kam ein klares Veto. Immerhin gab sich der Verursacher gastfreundlich: „Wenn ich gewusst hätte, dass so viele Feuerwehrleute kommen, hätte ich noch Würstchen gegrillt“.