Es ist trocken. Knochentrocken. Seit Wochen hat es keinen nennenswerten Niederschlag mehr gegeben. Die Natur lechzt nach Wasser – gerade jetzt, in der Phase des Wachsens und Gedeihens. „Die lange Trockenheit zu Beginn des Jahres ist außergewöhnlich“, fasst Kreisbrandmeister Michael Kling die aktuelle Wetterlage zusammen. Der Winter habe kaum Schnee und Regen gebracht, der März habe weiter unter dem für diesen Monat erwartbaren Niederschlagsmittel gelegen, weiß Kling. Was das für die Einsatzkräfte der Feuerwehren im Märkischen Kreis bedeutet, ist spätestens seit Donnerstag, 3. April, allen klar: Sechs Wald- und Vegetationsbrände riefen hiesige Feuerwehren auf den Plan – an einem Tag. In Meinerzhagen, Altena, Lüdenscheid, Iserlohn, Letmathe, Menden und Breckerfeld.
Und auch wenn die Einsatzkräfte natürlich am liebsten auf derlei Praxistests verzichten würden, hat der gestrige Tag gezeigt: Die Feuerwehren sind auf diese Großeinsatzlagen vorbereitet und können reagieren. Das Waldbrandbekämpfungskonzept greift und funktioniert – auch und gerade dann, wenn es an mehreren Stellen brennt.
Dennoch blickt Michael Kling mit zunehmender Sorge auf die kommenden Wochen. Denn anhaltender Niederschlag ist vorerst nicht in Sicht. Und den bräuchte es dringend für eine Entschärfung der Situation, schaut man auf den Dürremonitor des Helmholtz-Instituts, Zentrum für Umweltforschung, den auch Kling derzeit im Blick hat. Tiefrot sind die dort angegebenen Bereiche für die Dürre im Oberboden bis 25 Zentimeter. Extreme bis außergewöhnliche Dürre im Bereich Märkischer Kreis – Anfang April.

Die Waldbrandstufe für den Märkischen Kreis liegt derzeit auf Stufe 2 von 4, auch der Graslandfeuerindex des DWD befindet sich im Mittelfeld. „Das sagt aber nicht viel aus“, weiß Michael Kling. „Wir müssen nur mal in den Wald oder den eigenen Garten gehen, dann sehen wir, wie trocken es ist.“ Für die Entstehung eines Wald- oder Flächenbrandes brauche es bei diesen Zuständen derzeit nicht viel. „Eine Kippe, ein Funke genügt, und das Feuer ist entfacht“, warnt der Kreisbrandmeister. „Ja, der Wald ist Erholungsgebiet. Und das soll er auch bleiben. Aber wir müssen uns auch an Regeln halten. Die Wichtigste: Es wird im Wald nicht geraucht“, macht Kling klar. Er sei zum Teil fassungslos, wenn er beobachte, dass Menschen ihre Kippen aus dem Autofenster schnipsen oder einfach auf den Boden schmeißen. In den meisten Fällen seien eben diese Dinge ursächlich für einen Waldbrand. Hinzu kämen absichtliche Fücheleien. Der sogenannte Lupeneffekt durch Glas sei hingegen nachgewiesen ein Märchen.

Begünstigt würden die Brände durch derzeit böige Winde und eine niedrige Luftfeuchtigkeit. Herausfordernd ist auch die Topografie: Brände an Hanglagen, wie am 3. April in Altena und Meinerzhagen, machen den Einsatz schwierig. „Da steht den ganzen Tag die Sonne drauf und der Wind treibt das Feuer den Hang hinauf.“
Mit einem Einsatzwagen kommen die Feuerwehrleute dann zum Teil gar nicht bis an die Brandstellen. Stattdessen nähern sie sich zu Fuß ihrem Einsatzort. Bestens ausgerüstet, versteht sich. Denn darauf haben sich die Feuerwehren im Märkischen Kreis in den vergangenen Jahren intensiv vorbereitet. „Wir haben viel ausgebildet zum Thema Waldbrand und tun dies auch immer noch“, betont Kling. Das beziehe sich nicht nur auf die Einsatzmittel, sondern auch auf überörtliche Hilfe – der Kreis fasst dies unter dem Titel Waldbrandbekämpfungskonzept zusammen. Dies in Großlagen wie am Donnerstag zu koordinieren sei seine Aufgabe, sagt Kling. Und das habe funktioniert. „Das Konzept kam uns gestern zugute“, weiß er.
Der Märkische Kreis fasst die Hinweise an die Bevölkerung zusammen:
- Im Wald und in Waldrandnähe nicht rauchen oder Zigaretten wegwerfen
- Keine Zigaretten aus dem Auto werfen
- Kein offenes Feuer am oder im Wald entzünden – auch keine Grills, Kerzen oder Fackeln
- Nicht mit dem Auto im Wald oder auf Zufahrtswegen parken – sie dienen als Rettungswege
- Brände sofort über die Notrufnummer 112 melden
Den Einsatzort möglichst genau beschreiben und die Feuerwehr an der Zufahrt einweisen – dabei sich selbst nicht in Gefahr bringen.
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