Der Ortsverband „Bündnis90/Die Grünen Meinerzhagen“ hatte zu dem Vortrag „Energiewende in Bürgerhand“ eingeladen. Etwa 25 Gäste waren der Einladung gefolgt und ließen sich umfangreich informieren. Nach einleitenden Worten durch Grünen-Sprecherin Sibylle Mangold referierte Rolf Weber, Gründungsmitglied und Vorsitzender der „Bürger Energie Genossenschaft“ (BEG-58), über die Wichtigkeit der Energiewende und darüber, was Privatpersonen dabei leisten und schlussendlich wie sie auch in mehrfacher Hinsicht davon partizipieren können.
Was ist die „Bürger Energie Genossenschaft“?
Die BEG-58 wurde 2010 in Hagen von zwölf umweltbewussten Bürgern gegründet. Die Idee: in Eigenregie nachhaltige, regionale und dezentrale Strom-Erzeugungsanlagen bauen und betreiben zu wollen und somit einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Referent Rolf Weber stellte sich zunächst vor, bekannte, dass er bereits seit 1995 aktiv im Umweltschutz tätig sei und dass die BEG bislang ausschließlich Photovoltaig(PV)-Anlagen betreibe. Momentan entstünden in Hemer drei weitere Anlagen. Den Grundstein der BEG stellten im April 2011 die sechs Anlagen dar, die in Sprockhövel und im Ennepe-Ruhr-Kreis installiert wurden. Mit einem Investitionvolumen von 630.000 Euro wurden die PV-Anlagen auf öffentlichen Dächern angebracht. Hier wurden bis zum 31. Dezember 2018 über 1,5 Millionen kWh Solarstrom erzeugt.
Inzwischen betreibt laut Weber die BEG (der nicht offizielle Zusatz 58 ergibt sich aus der Region mit der Postleitzahl 58xxx) rund 140 PV-Anlagen im Postleitzahlgebiet – etwa in Iserlohn, Hagen, Schalksmühle, Sprockhövel und Witten – und sei „finanziell gut aufgestellt“.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Privatleute erwerben für 500 Euro (plus zehn Euro für den verwaltungstechnischen Aufwand) eine Mitgliedschaft der Genossenschaft und erhalten jährlich eine Dividende. Mit einer Mitgliedschaft hat zudem jeder Bürger die Möglichkeit, die Geschicke der BEG-58 mitzubestimmen. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft ist unabhängig und steht jedem offen.
Klimawandel in den Köpfen
Auch wenn Geld vorhanden sei, reiche dies, so Weber weiter, für eine geplante Investition in große Freiflächen-PV-Anlagen nicht aus und man müsse neue Mitglieder akquirieren, um effektiv dem Klimawandel entgegen wirken zu können. Noch wichtiger: Man brauche „den Klimawandel in den Köpfen“.
„Die vielen in den vergangenen Jahren auf privaten und öffentlichen Gebäuden errichteten Dach-Photovoltaik-Anlagen sind zwar ein guter Anfang, reichen bei weitem aber nicht aus, um alle Energiebedürfnisse zu decken“, stellte Rolf Weber fest.
Mit 65 unentgeltlichen Mitarbeitern treibe man die Genossenschaft voran, setzte auf klimabewusst handelende Mitmenschen und habe das Ziel, 100 Prozent erneuerbare Energie in der Region zu generieren.
Momentan arbeite die BEG mit vier Solarteuren (Anm. d. Red.: Fachkraft für den Bau und die Instandhaltung von Solaranlagen) zusammen, die sich in der Vergangenheit bewährt hätten und mit denen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde. Der erzielte Strom werde etwa an die regionalen Stadtwerke verkauft, die diesen an an die Bürger weitergeben, zudem habe man auch über die Leipziger Strombörse versucht, Strom zu verkaufen. Wegen des hohen Verwaltungsaufwands und der relativ geringen Erträge über die kleinen Dachanlagen lohne sich es kaum, selbst als Stromanbieter aufzutreten.
Bereits seit vier Jahren bemühe sich die BEG um eine Freifläche in Iserlohn-Letmathe auf der eine große PV-Anlage installiert werden könne. Doch stoße man hier auf Widrigkeiten und Schwierigkeiten, etwa in Bezug auf die Besitzverhältnisse und ohne schriftliche Zustimmung könne man nichts machen, so Weber weiter.
Auf die Frage, ob sich die Meinerzhagener der BEG-58 anschließen könne, betonte Weber, dass „Meinerzhagen schon relativ weit weg“ sei. Da es in Lüdenscheid auch eine BEG gibt, schlug Weber abschließend vor, sich an diese zu wenden.