Interview.

Vier Kandidaten wollen Bürgermeister in Schalksmühle werden. Am 14. September fällt die Entscheidung. Im Interview mit LokalDirekt erklären sie, was sie antreibt und welche Pläne sie für die Gemeinde haben. Weiter geht's mit André Krause, Kandidat der CDU. Das Gespräch fand im Juli statt.

André Krause ist 35 Jahre alt, verheiratet und engagiert sich seit 2009 im Gemeinderat. Seit acht Jahren ist er Fraktionsvorsitzender der CDU in der Volmegemeinde, wandert gerne, spielt Cello und liest viel. Außerdem ist er Pressewart des Hülscheider Schützenvereins, Handballschiedsrichter und Vorsitzender des Sozialverbandes VdK. Hauptberuflich ist er als Geschäftsführer der CDU im Märkischen Kreis tätig.

LokalDirekt: Als Treffpunkt sollten Sie einen Ort bestimmen, der Ihnen viel bedeutet. Nun sind wir hier, an der Glörtalsperre - warum?

André Krause: Ich habe schon als Jugendlicher unheimlich viel Zeit an der Glör verbracht - wir haben hier einfach ein wahnsinnig tolles Naherholungsgebiet. Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort.

LokalDirekt: Beschreiben Sie sich selbst in drei Worten. Ohne weitere Erklärung.

Ehrlich. Nah. Verbindlich.

LokalDirekt: Was bringt Sie zum Lachen?

Vieles – besonders aber Kabarett, Anekdoten aus dem Handball- und Schützenverein.

LokalDirekt: Und was macht Sie wütend?

Wenn Menschen ständig den Staat, seine Institutionen oder Ehrenamtliche kritisieren, ohne selbst anzupacken. Die Gesellschaft lebt von Personen, die sich beruflich und ehrenamtlich einbringen.

LokalDirekt: Das Hotel zur Post wird saniert. Wie könnte das Objekt zu einer echten Chance für den Ortskern werden? Und welchen Beitrag könnten Sie als Bürgermeister hierbei leisten?

Ich finde den Erwerb des Objekts komplett zielführend - und tatsächlich hatten wir als CDU diesen schon im Vorfeld beantragt. Schon allein deshalb, weil wir ja am Beispiel von Heedfeld gesehen haben, dass Gastronomie ein ganz wichtiger Bestandteil des Gemeinwesens ist.

Der Kauf war daher meines Erachtens richtig und wichtig - und wird hoffentlich auch der Belebung des Ortskerns dienen. Die Kosten für die Sanierung hingegen halte ich für überhöht, und meine Fraktion hat sich seinerzeit auch dagegen ausgesprochen. Ich halte es nach wie vor für nicht notwendig, zwei Millionen Euro in die Hand zu nehmen und glaube, dass jeder private Investor es für sich selbst günstiger hinbekommen hätte.

Aber nun ist es, wie es ist, und wir müssen schauen, dass wir das Objekt nach vorne bringen. Im ersten Schritt muss jetzt ein neuer Pächter gefunden werden. Die Zimmer und die Heizungsanlage sollen in diesem Jahr fertig sein, genau wie die Küche. Übrigens halte ich auch den Aufschub der restlichen geplanten Arbeiten für eine Fehlentscheidung, nur, um 300.000 Euro zu sparen. Unter dem Begriff „sparen“ verstehe ich im Übrigen etwas ganz anderes.

Als Bürgermeister würde ich bei der Akquise genau hinschauen und den neuen Pächter entsprechend unterstützen. Außerdem sollte eine Belebung des Platzes gegenüber erfolgen - da könnte man, auch gastronomisch, viel mehr herausholen. In Kooperation mit der Gemeindeverwaltung könnte dieser Platz gut bespielt werden – natürlich in enger Abstimmung mit dem neuen Gastronomen.

LokalDirekt: Multifunktionssporthalle. Wenn ja, warum. Wenn nein, warum nicht?

Definitiv ja. Aber: Wir müssen schon darauf achten, dass es auch wirklich eine Multifunktionshalle wird, eine, die nicht nur von einem einzigen Verein genutzt wird. Es muss eine öffentliche Sporthalle für alle Sportvereine in Schalksmühle sein. Außerdem sollte bereits zu Beginn der kommenden Legislaturperiode über einen möglichen Standort gesprochen werden. Vielleicht wäre es auch eine Überlegung wert, aus der Anlage in Kuhlenhagen ein Sportzentrum zu machen, damit sich nicht alles auf den Bereich um die Primusschule herum konzentriert. Es könnte die Verkehrslage am Löh beruhigt und das Parkplatzproblem auf Kuhlenhagen gelöst werden. Das muss man sich aber im Detail noch anschauen. Wichtig ist, dass wir schnell in die Planung einsteigen, damit wir bei finanziellem Spielraum direkt in die Umsetzung kommen können.

LokalDirekt: Junge Menschen sagen: "Hier ist nichts los." - Stimmt das? Und wenn ja: Nennen Sie mögliche Lösungsansätze.

Also hier ist grundsätzlich schon was los - wer, wie ich, seit über dreißig Jahren viele Veranstaltungen in der Gemeinde besucht, kann das so nicht bestätigen. Schalksmühle hat - allein durch das Ehrenamt und das Vereinswesen - tolle Feste. Aber beispielsweise auch das OpenAir-Kino zeigt, dass attraktive Veranstaltungen durchaus gern angenommen werden.

Eine Belebung in diesem Bereich wird gewiss auch kommerziell durch Christian Breddermann auf die Beine gestellt. Auch hier kann die Verwaltung wie in früheren Zeiten auch gewiss noch mehr schaffen. Ich denke da an die Zeiten der Schalksmühler Kirmes oder an die unseres Wochenmarktes.

Obwohl gerade in den Sommermonaten viele gute Veranstaltungen durchgeführt werden, bin ich auch der Meinung, dass wir mehr Angebote für Jugendliche schaffen müssen. Ganz speziell gilt dies für die Altersgruppe zwischen zwölf und 25 Jahren, die hier komplett unterrepräsentiert ist. Da müssen neue Ideen gefunden und umgesetzt werden. Sitzen eine Gruppe Jugendlicher auf dem Schulhof der Primusschule, wird in Schalksmühle direkt der Ruf nach einem Zaun ringsherum laut. Das ist nicht zukunftsorientiert, da müssen wir bedarfsgerechte Lösungen anbieten.

LokalDirekt: Apropos junge Leute: Immer wieder wird die mangelhafte Anbindung der Gemeinde an den öffentlichen Personennahverkehr kritisiert. Wie könnte eine Lösung Ihres Erachtens aussehen?

Immerhin nach Hagen und Dortmund haben wir jetzt wieder eine Verbindung - sofern der Zug denn fährt, was ja auch nicht immer der Fall ist. Nach Halver und Lüdenscheid wird es tatsächlich komplizierter - da müsste man versuchen, andere Lösungen zu finden. In Valbert kommt der Bus beispielsweise auf Anforderung - solche bedarfsorientierten Alternativen, aber auch das Jugendtaxi, sollten noch mal ins Gespräch gebracht und neu durchdacht werden. Wichtig bei allen Vorhaben ist aber, dass der finanzielle Spielraum dafür auch gegeben ist. Ich möchte nichts versprechen, das ich nachher nicht einhalten kann.

Die nächtliche Busverbindung (Nachtbus) wurde damals allerdings deshalb eingestellt, weil es offenkundig keinen Bedarf gab. Zu diesem Thema müsste man noch einmal direkt mit den Jugendlichen in den Dialog treten - und vielleicht auch mal überlegen, wie man diese in Schalksmühle hält. Vorstellbar wären für mich zum Beispiel zukünftig Feiern im Hotel zur Post, die genau diese Altersschicht ansprechen. Im Bereich des ÖPNV müssen wir aber auch innerhalb der Gemeinde schauen, wie wir die Ortsteile besser verbinden können.

André Krause
Foto: Maximowitz

LokalDirekt: Leere Ladenlokale im Ortskern. Wie könnten die Gemeinde und Sie als Bürgermeister Schalksmühle wieder attraktiver für Einzelhändler werden?

Indem man zum einen wieder mehr auf die Bedürfnisse der Einzelhändler eingeht - und in dem Punkt weiß ich genau, wovon ich spreche, weil meine Mutter einen Obst- und Gemüseladen im Ortskern betreibt. Dort fehlt es sicher gelegentlich an einer unbürokratischen Kommunikation. Der Leerstandsmanager der Gemeinde ist sehr engagiert, aber natürlich sind Händler nicht leicht zu finden - wie in umliegenden Kommunen im Übrigen auch.

Am Ende muss im Ortskern ein attraktives Angebot geschaffen werden, damit Einzelhändler auch bestehen können - die jedoch auch zu Schalksmühle passen sollten. Da müsste auch die Gemeindeverwaltung aktiver unterstützen. Am Beispiel des Kulturcafés haben wir gesehen, dass solche Projekte funktionieren können, wenn die Gemeinde Starthilfe durch Förderprogramme gibt. Diese sollten mehr forciert werden, ohne jedoch dabei die bestehenden Einzelhändler zu übersehen. Außerdem sollte der Ortskern aufgehübscht werden - damit er in Kombination mit der Gastronomie wieder belebt werden kann. Wir müssen in Schalksmühle lernen, Projekte zum Abschluss zu bringen – so auch die Attraktivierung des Ortskerns. Wichtig dabei ist aber auch immer, die anderen Ortsteile nicht aus den Augen zu verlieren!

LokalDirekt: Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie in der Gemeinde aktuell?

Mit einem Wort: viele. Zum Beispiel gibt es aktuell keine nennenswerten freien Gewerbeflächen mehr - da müssen wir unbedingt die Planung zur Ausweisung neuer Flächen angehen.

Der beschlossene Regionalplan stellt die Weichen für die Zukunft, nun müssten die Planung und die Umsetzung erfolgen. Nach meiner Überzeugung müssen wir in Schalksmühle auch mal nach dem Prinzip: "Einfach mal machen!" agieren.

Dasselbe gilt für Neubaugebiete, die bereits im Regionalplan ausgewiesen sind - und wo trotz mehrfacher Mahnung immer noch nichts passiert ist.

Außerdem sehe ich auch in den 8Giebeln eine Herausforderung - auch dieses Mammutprojekt muss nach vorne getrieben werden und im Zuge dessen auch über die Parksituation, die Einbindung der Musikschule und Möglichkeiten, wie das alles mit Leben gefüllt werden könnte, gesprochen werden.

Eine weitere Herausforderung ist die Tatsache, dass es nicht ausreichend Kindergartenplätze gibt. Und gelegentlich fehlt es auch an Zuverlässigkeit der Betreuung. Das darf uns nicht zufrieden stellen.

Diese und ganz viele weitere Herausforderungen stehen unmittelbar nach der Wahl an. Viele Vorhaben stehen wegen der angespannten wirtschaftlichen Situation dabei, wie die Bundesregierung sagen würde, unter Finanzierungsvorbehalt.

LokalDirekt: Die Anzahl der Einwohner sinkt: Wie könnte man Schalksmühle als Wohnort für junge Familien wieder attraktiver machen?

Zum Beispiel durch bedarfsorientierten Nahverkehr - in Gesprächen mit Familien höre ich oft Beschwerden, besonders über die Schulbusfahrpläne. Und auch Wohnraum muss geschaffen werden, genauso wie Freizeitangebote. Außerdem müssen natürlich auch Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden, um jungen Familien eine Zukunft vor Ort bieten zu können.

LokalDirekt: Das Pro-Kopf-Einkommen der Bewohner der Volmegemeinde ist höher als das der Düsseldorfer. Aber: Auch hier gibt es Armut. Wie könnten sozial schlechter gestellte Menschen von der Gemeinde aufgefangen und unterstützt werden?

Ich bin sehr aktiv beim Sozialverband VdK und kenne die Sorgen und Nöte der Menschen. Die Gemeinde muss nach wie vor Organisationen wie zum Beispiel die Tafel unterstützen, sollte aber auch weitere Angebote schaffen. Es ist aber in diesem Zusammenhang gewiss auch wichtig, sich die Frage zu stellen, wie die Menschen in die Armut gekommen sind - hier kann die Gemeinde individuelle Angebote schaffen, um beispielsweise Arbeitsplätze zu vermitteln. Und auch für die Fälle, die durch ein individuelles Ereignis - Krankheit, Unfall oder vergleichbare Schicksalsschläge – von Armut betroffen sind, sollten Sprechstunden angeboten werden, um Hilfe bei Gängen zum Amt oder bei der Beantragung von Leistungen anzubieten.

LokalDirekt: In diesem Zusammenhang: Alleinerziehende, Frauen, ältere Menschen, Kinder: Wer wird in Schalksmühle Ihrer Meinung nach strukturell übersehen - und was möchten Sie dagegen tun?

Also grundsätzlich glaube ich nicht, dass Frauen und ältere Menschen in Schalksmühle strukturell übersehen werden - obwohl man natürlich individuell immer nachbessern kann. Und auch für Kinder gibt es viele Angebote. Ob Alleinerziehende strukturell vernachlässigt werden, kann ich nicht beurteilen - aber wir als CDU hat kürzlich erst gegen die Erhöhung der Beiträge für die "acht bis eins" Betreuung gestimmt, die ja Alleinerziehenden auch hilft. Und auch die Musikschule und viele Sportvereine bieten Ermäßigungen für Alleinerziehende. Auch in diesem Punkt muss auch das Ehrenamt unbedingt weiter gestärkt werden.

LokalDirekt: Apropos: Würden Sie im Fall Ihrer Wahl Ihre ehrenamtlichen Aktivitäten zurückfahren?

Manche Ämter würden sich dann wahrscheinlich nicht mehr mit meinem Alltag vereinbaren lassen. Viele Aufgaben sind aber bereits auf mehrere Schultern verteilt, sodass ich hier keine besondere Lücke hinterlassen würde.  

Allgemein schließt aus meiner Sicht das eine das andere aber auch nicht aus. Auch Bürgermeister Schönenberg beweist, dass ein ehrenamtliches Engagement auch neben dem Amt durch aus möglich und nach meinem Empfinden eher förderlich ist. Nur wer sich engagiert kann die Sorgen und Nöte aus erster Hand erfahren und mit ins Rathaus nehmen.

LokalDirekt: Die Primusschule hat ein Alleinstellungsmerkmal in der Region - und ist vor kurzem der Erprobungs- in die Bestandsphase übergegangen, bleibt der Gemeinde also dauerhaft als Institution erhalten. Halten Sie das Konzept für zukunftsfähig?

Definitiv - ich habe mich in Düsseldorf persönlich auch genau dafür eingesetzt. Die Schule ist baulich entsprechend dem Konzept umgesetzt worden, und der Erfolg gibt uns recht. Das erlebe ich hautnah in meinem Umkreis - meine Nichten besuchen die Primusschule, mein Patenkind hat von dort aufs Gymnasium gewechselt und beweist mit super Noten, dass vor Ort gute Arbeit geleitstet wird. Das pädagogische Konzept kann daher nicht ganz so schlecht sein. Was an der Primusschule jedoch unbedingt im Auge behalten werden muss - gemeinsam mit der Bezirksregierung und der Schulleitung - ist der auch dort herrschende Lehrermangel. Von dem Konzept selbst bin ich aber voll und ganz überzeugt.

LokalDirekt: Digitalisierung - ganz Deutschland redet darüber. Und trotzdem werden immer noch Faxe geschickt und Formulare ausgefüllt. Wird die Gemeinde mit Ihnen als BM digitaler?

Definitiv - sowohl nach innen als auch nach außen. Auch die internen Fachbereiche müssen digital arbeiten, um bürgerfreundlich zu sein. Erste Schritte - wie die Abfall-App - sind bereits erfolgt, aber da ist noch jede Menge Luft nach oben. Und auch die Beantragung von Personalausweisen, Pässen und Führungszeugnissen muss digitalisiert werden. Auch der Einsatz von KI muss in Zeiten des Personalmangels offen diskutiert werden.

Ganz wichtig ist mir allerdings auch, dass wir analoge Möglichkeiten nicht vernachlässigen. Unter anderem könnten die Öffnungszeiten des Bürgerbüros ganz unkompliziert wieder den Bedürfnissen der Bürger angepasst werden.

LokalDirekt: Wir leben in Zeiten des fortschreitenden, menschengemachten Klimawandels. Borkenkäfer und Jahrhundertflut liegen hinter uns, aber, realistisch betrachtet, noch viel weitere Wetterereignisse vor uns. Welche konkreten Maßnahmen könnte die Gemeinde ergreifen, um unseren Kindern eine bessere Welt zu hinterlassen?

Wir hatten in der Gemeinde mal einen Klimaschutz-Manager - besonders viele Erfolge hat dieses Konzept jedoch meines Erachtens nicht erzielt. In Zukunft müssen wir darauf achten, dass wir bei jeder Baumaßnahme die Aspekte Klimafreundlichkeit und Photovoltaik mitdenken. Deshalb ist mir persönlich zum Beispiel auch die Bahntrasse und der geplante Volmeradweg so wichtig, und auch die neue Radabstellanlage am Bahnhof müsste viel stärker beworben werden. Außerdem müssen wir dringlich an der Attraktivität unserer Gemeinde für Radfahrer steigern. Das Thema Klimaschutz muss, zusammengefasst, in allen Fachbereichen gedacht werden. Auf dem Rathausdach ist eine PV-Anlage als gutes Beispiel für andere öffentliche Gebäude bereits installiert.

LokalDirekt: Und welchen Beitrag könnte jeder Einzelne für das Klima leisten? In welchen Bereichen gehen Sie bereits als gutes Beispiel voran, indem Sie zum Beispiel das Auto auch mal stehen lassen?

Ich habe tatsächlich sogar ein dienstliches E-Bike. Das (E-)Auto kann ich nicht immer so einfach stehenlassen, weil ich beruflich darauf angewiesen bin - was aber nicht bedeutet, dass ich nicht regelmäßig das Rad nutze. Ich glaube, in unserer Region spielen das Auto oder das Moped eine größere Rolle als im urbanen Raum.

Persönlich planen meine Frau und ich aber beispielsweise auch, unser Haus nach energetischen Gesichtspunkten auszubauen und zu sanieren.

LokalDirekt: In diesem Zusammenhang darf eine Frage natürlich nicht fehlen: Wie stehen Sie zu dem geplanten Windpark auf dem Worthberg?

Zunächst stand ich dem Projekt sehr kritisch gegenüber - was den Standort betrifft. Natürlich ist Windkraft ein wichtiger Punkt, wenn kein Atommüll verursacht werden soll. Ich mache hier nur ganz bewusst ein Fragezeichen an den Standort. Ich glaube, dass mehr Akzeptanz herrschen würde, wenn nicht einfach Fakten geschaffen würden - unabhängig davon, dass diese Form der Energiegewinnung absolut zielführend ist. Wir haben auch an der Autobahn Windräder - diese Standorte finde ich deutlich besser gewählt. Und es muss mehr Transparenz schaffen werden, gerade, was den Nutzen für den einzelnen Bürger angeht - zum Beispiel in punkto geringerer Strompreise. Damit nimmt man die Leute ja viel besser mit - und verbessert auch die Akzeptanz der Bevölkerung. Ohne diese Akzeptanz wird die Energiewende nicht gelingen.

LokalDirekt: Die Haushaltslagen der Kommunen in der Region sind angespannt. Auch Schalksmühle ist mit einem Defizit aus dem letzten Jahr rausgegangen, wenn auch bei vergleichsweise immer noch hohen Rücklagen. Wie wird sich die Haushaltslage mit Ihnen als Bürgermeister wieder verbessern?

Durch Unterstützung der Wirtschaft - und sicher auch mit Investitionen in den richtigen Augenblicken. Wir haben gute, familiengeführte Unternehmen, die sich auch zum Standort Schalksmühle bekennen - denen muss man einfach die Gelegenheit geben, sich weiter zu entwickeln. Die Haushaltslage ist aktuell mehr als angespannt - die Rücklagen werden bald aufgebraucht sein, nach allen Prognosen werden wir spätestens 2026 oder 2027 in die Haushaltssicherung gehen. Wir müssen dafür sorgen, dass es mittel- bis langfristig wieder bergauf geht, ohne, dass die Gewerbesteuer in astronomische Höhen steigt. Deshalb heißt es meines Erachtens nach: Kurs halten - und als Standort für Arbeitgeber attraktiv bleiben.

LokalDirekt: Wie stehen Sie zur geplanten Erhöhung der Kreisumlage?

Bedauerlicherweise spielt die Meinung des Bürgermeisters hierbei keine herausragende Rolle - das entscheidet ja alles der Kreistag, der einen Umlagehaushalt hat. Heißt: Arbeitet der Märkische Kreis defizitär, so wird dieses auf die Kommunen umgelegt.

Damit die Kreisumlage nicht bereits in der Vergangenheit noch höher ausgefallen ist, hat sich der Kreistag darauf verständigt, etwaige Reserven zu nutzen. Doch die sind nun aufgebraucht - was bedeutet, dass gar keine andere Chance besteht, als dies 1:1 an die Kommunen weiterzugeben.

Man darf bei der Kreisumlage deshalb nicht nur meckern, sondern muss auch mal die Standards hinterfragen - wie zum Beispiel den Personalapparat, der meines Erachtens verschlankt werden könnte. Außerdem sollte auf Bundesebene geschaut werden, dass die Soziallasten wieder in den Griff bekommen werden. Im Übrigen sollte die Anstrengung der Bundesregierung weiter sein, das sogenannte Konnexitätsprinzip (Wer die Musik bestellt, der zahlt sie auch.) einzuhalten.

Der Kreis selbst steht gerade vor riesigen Herausforderungen: das Klinikum Hellersen bedarf riesiger, kostenintensiver Unterstützung und auch die MVG, die auf Elektrofahrzeuge umstellen muss, wird uns finanziell noch intensiv beschäftigen. Da müssen gemeinsame Entscheidungen getroffen werden, das alles obliegt allerding nicht nur dem Bürgermeister einer einzelnen Kommune.

LokalDirekt: Wie beurteilen Sie die Lage der Geflüchteten, die in der Volmegemeinde leben? Wo hakt es, an welchen Stellen läuft es gut?

Nach meinem Empfinden läuft die Integration gut - auch dank dem Engagement vieler Ehrenamtlicher. Für die von uns gebauten Häuschen am Sportplatz sind wir lange kritisiert worden - bis zum Kriegsbeginn in der Ukraine, seitdem sind sie voll besetzt.

Fremdenhass oder ein Aufkommen der AfD kann ich hier nicht feststellen. Zwar hat auch die AfD einen nicht wegzudiskutierenden Anteil an Wählerinnen und Wählern – hier meine ich aber, dass die Motivation eher farin begründet ist, dass unser System gelegentlich schlicht und ergreifend nicht funktioniert. Es gilt, diese enttäuschten Wählerinnen und Wähler zurück zu gewinnen.

In Schalksmühle habe ich aber das Gefühl, dass die Geflüchteten sich hier sehr gut integrieren. Und auch für die Geflüchteten selbst ist es hier glaube ich schöner als beispielsweise in der Dortmunder Nordstadt. Wir als Gemeinde tun glaube ich alles, was möglich ist, um die Menschen in dieser schrecklichen Lebenssituation zu unterstützen - es ist schon toll, was diese Ehrenamtlichen hier auf die Beine stellen. Übrigens hier vor Ort genau so wie in Kriegsregionen selbst.

LokalDirekt: Die AfD gründet derzeit in der Region vermehrt Ortsverbände und stellt Bürgermeisterkandidaten - die Volmegemeinde nicht. Dennoch: Wie stellen Sie sich eine Zusammenarbeit mit der mittlerweile als gesichert rechtsextrem eingestuften Partei und deren Vertretern auf Kreisebene vor?

Es gab keine Zusammenarbeit, es gibt keine - und es wird auch in Zukunft keine geben.

Ein einfaches Ignorieren kann nicht die Antwort sein, wenn über 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger diese Partei wählen. Das bedeutet aber nicht, dass eine Zusammenarbeit stattfindet.

Wir müssen wieder die richtigen Lösungen für unser Land und unser Gemeinwohl bieten, damit die Menschen diesem Irrsinn wieder in demokratischen Wahlen ein Ende setzen.

LokalDirekt: Warum ist eine klare politische Positionierung Ihrer Meinung nach gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je?

Weil die Zeiten polarisieren und eine politische Haltung wichtig ist. Dazu gehört auch verbindliches Handeln. Im Rat der Gemeinde Schalksmühle muss ich sagen gibt es gerade bei den ganz großen Projekten immer eine breite Mehrheit. Ich wünsche mir und bin zuversichtlich, dass dieses auch so bleibt.

LokalDirekt: Die CDU möchte das Sicherheitsgefühl in der Volmegemeinde wieder verbessern, unter anderem durch die Einrichtung einer Rufbereitschaft des Ordnungsamts. Woher kommt das Empfinden der mangelnden Sicherheit?

Wir haben hier unterschiedlichste Ansätze - angefangen bei der Park-Situation. Wobei ich zum Beispiel in Kuhlenhagen auch dafür bin, Parkraum zu schaffen, anstatt Verbote auszusprechen - selbstverständlich unter Berücksichtigung der Rettungswege. Am Schnurrenweg in Richtung Bahnhof gab es in letzter Zeit Fälle von Vandalismus. Sicher ist es nicht so, dass sich nach 20 Uhr niemand mehr vor die Tür traut. Unser Antrag zielt darauf ab, in Zusammenarbeit mit der Stadt Lüdenscheid einen kommunalen und bedarfsorientierten Ordnungsdienst einzurichten. Ein Sicherheitsgefühl trägt maßgeblich zu einer lebens- und liebenswerten Gemeinde bei.

LokalDirekt: Rotthausen - enge Straßen, die viele Verkehrsteilnehmer trotzdem nicht von Geschwindigkeitsübertretungen abhalten. Die CDU hat deshalb bereits beantragt, dort Geschwindigkeitsmessungen durchführen zu lassen. Aber reicht das? Welche Maßnahmen könnten noch ergriffen werden?

Angestoßen wurde das Anliegen durch den Wirt des Gasthauses am Nöckel, der mich angesprochen hat. Bereits vor zwei Jahren haben wir dort vor eine Markierung vor dem Gebäude für Fußgänger geschaffen, die aber viele trotzdem nicht von Geschwindigkeitsüberschreitungen abhält. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass unweit auch ein Wanderparkplatz zu finden ist, wäre es fahrlässig, untätig zu bleiben. Deshalb muss eine Lösung mit der Kreispolizeibehörde gefunden und regelmäßige Messungen durchgeführt werden, damit das Handeln der Verkehrsteilnehmer Konsequenzen hat - und das nicht nur in Form eines traurigen Smileys auf einer Anzeigetafel. In Schalksmühle haben wir einige Straßen mit diesem Problem. Ich bin der Meinung, dass wir gemeindeweit diesen Sicherheitsaspekt intensiv nach vorne treiben müssen.

LokalDirekt: Angenommen, es ist Ihr erster Tag als Bürgermeister - mit welchem Projekt fangen Sie, nach dem ersten Kaffee, an?

Ich trinke tatsächlich keinen Kaffee, sondern ausschließlich Tee - aber das nur am Rande. Priorität hätte für mich sowohl die Ausweisung des Gewerbe- und Neubaugebiets, ebenso wie der Eintritt in den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, die Stärkung des Ehrenamts und die Digitalisierung. Dazu gehört natürlich auch die Einbringung des Haushalts - ein Bereich, in dem ich persönlich schon viel Erfahrung mitbringe und keine lange Einarbeitungsphase benötigen würde.

LokalDirekt: Welche Schlagzeile würden Sie, in fünf Jahren, gerne über Ihre Amtszeit lesen?

André Krause: Er bleibt unser Bürgermeister

LokalDirekt: Und welche lieber nicht?

André Krause: Es waren schöne fünf Jahre mit ihm

LokalDirekt: Haben Sie noch etwas zu sagen, was bis jetzt unerwähnt blieb?

Zu sagen wäre gewiss noch viel; nach einem so ausführlichen Interview möchte ich es aber dabei belassen.

Begründen Sie, warum ausgerechnet Sie der perfekte Bürgermeister für Schalksmühle sind.