Die Vorzeichen für das Match gegen das Top-Team aus Wilhelmshaven hätten allerdings durchaus besser stehen können: Zwei Rückkehrer, Julian Thomas und Luis Buschhaus, standen drei Ausfällen gegenüber. Kevin Plate, Benjamin Schäfer und kurzfristig auch Erik Blaauw konnten am Samstagabend nicht mitwirken.
In den ersten Minuten auf der Platte schwante dem Publikum unter den gegebenen Umständen dann auch rasch Böses, als die Gäste nach zwei Minuten bereits mit 0:3 führten. Die Dragons jedoch besannen sich auf das, was sie über die letzten Wochen auch in Niederlagen groß gemacht hatte: Moral. Nicht nur egalisierten sie den Rückstand nach Toren in etwa derselben Zeit. Julian Athanassoglou und Christopher Börner lieferten gleich doppelten Nachschlag, der dem HV so gar nicht schmeckte, und zwangen die Gäste zum sehr frühen Timeout (5:3, 8.).
Fotogalerie:
Es entwickelte sich daraufhin ein klassisches Spiel auf Augenhöhe. Beide Teams zeigten sich vor der jeweiligen Hütte treffsicher und im eigenen Defensivverbund bisweilen zu zaghaft. SGSH-Keeper Hendrik Halfmann sorgte zudem wie sein Gegenüber im Kasten der Wilhelmshavener für tolle Paraden. Es lief so weit eigentlich alles glatt für die Faßbender-Sieben, auch das dritte Schwergewicht wurde über weite Strecken in Schach gehalten. Wie so häufig war es dann Mitte der ersten Hälfte ein Unglück, das für eine kurze Kräfteverschiebung sorgte.
Doppelte Unterzahl und Feldverweis
Zunächst setzte Philipp Jaeger einen Heber nur an den Querbalken (18.), wonach ein Doppelschlag der Gäste folgte (10:12, 19.). Wenige Augenblicke später holte sich Luis Buschhaus zwei Minuten ab, zwanzig Sekunden später wurde Abwehrchef Joe Schuster mit Rot des Feldes verwiesen. Die Dragons agierten in doppelter Unterzahl, überstanden diese bitteren Minuten jedoch relativ gut und hätten selbst treffen können – wären sie nicht wegen Schritten zurück beordert worden. Nach zwei weiteren kleineren Verletzungsunterbrechungen näherte sich das nicht unbedingt temporeiche Spiel der ersten Sirene. Athanassoglou besorgte Sekunden vor dem Ertönen den 15:17-Pausenstand.
Diesen Schwung nahm die Faßbender-Sieben dann auch mit in die zweite Hälfte. Die SGSH zeigte sich gedankenschnell und zielorientiert und legte ein vorbildliches Rückzugverhalten an den Tag. Nach einem Dragons-Doppelschlag gelang so die erneute eigene Führung (20:19, 37.). Gleichermaßen griffen die Gäste wieder schnell nach der grünen Karte für das Team-Timeout. Zwar zeigte sich der HV nach der Ansprache wesentlich aggressiver auf der Platte – in Front lagen aber weiterhin die Sauerländer Drachen.
SGSH lässt Herz auf der Platte
In dieser wichtigen Phase des Spiels kamen die Dragons zu vielen wichtigen Blocks und Ballgewinnen und hatten in Keeper Halfmann, der im zweiten Abschnitt neun Minuten am Stück unbezwungen bleiben sollte, den nötigen Rückhalt. In Kombination ergab es sich, dass die SGSH rund um die 45-Minuten-Marke herum diesmal nicht einbrach, sondern den Gästen entwischte. Bei Gernus’ Treffer zum 27:22 hatte Wilhelmshaven schon gar keine Auszeit mehr (48.). Es war eine weitere Entwicklung im schweren Dezember zu erkennen: Die personell stark gebeutelte Sieben stand füreinander ein und war dabei, das Spiel im Kollektiv zu gewinnen.
Die junge SGSH hätte den Sack sicherlich früher zuschnüren können. Allerdings war mehrfach das Aluminium (49., 52.) im Weg, und der Gegner war nicht ohne Grund in den Top-Vier der Liga zu finden. Diese Qualitäten brachten den HV zwar wieder heran (27:25, 53.). Eine starke Defensive und taktische Finesse jedoch sorgten nach 60 hochintensiven Minuten für einen überaus verdienten Heimsieg der SGSH Dragons, die sich damit Luft im unteren Mittelfeld der Tabelle verschafften.
Match Facts
SGSH Dragons
32:29 (15:17)
Wilhelmshavener HV
SGSH Dragons: Gernus (4), Thomas (6/2), Leppich (3), Halfmann (1), Buschhaus (5), Perey (1), N. Jannack, L. Jannack, Athanassoglou (6), Schuster, Börner (3), Jaeger (3).
B.V.: Disqualifikation Schuster (21.)