Zu den anhaltenden Diskussionen über die Standorte sowie des Führungspersonals an der Fachhochschule Südwestfalen mit Sitz in Iserlohn und Standorten in Hagen, Soest, Meschede und Lüdenscheid, nimmt Bernd Schildknecht, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Märkischen Kreis wie folgt Stellung:
„Das Verhalten von Landesministerin Brandes hinterlässt Fragezeichen und erzeugt noch größere Fragezeichen, was die Haltung der Landesregierung zum Standort Südwestfalen betrifft. Den Medien ist zu entnehmen, dass erhebliche Zweifel an der Abwahl der von der Hochschulwahlversammlung zur Rektorin gewählten Frau Dr. Senger bestehen. Diese ist durch die Professorenschaft offenbar ohne Beteiligung von Mitarbeitenden, Studierenden und den Mitgliedern des Hochschulrates vollzogen worden. Natürlich ist die Wissenschaftsfreiheit und damit auch die Autonomie der Hochschulen ein hohes Gut. Die Wissenschaftsfreiheit wird aber nicht durch Kritik an Verfahren gefährdet, sondern ganz konkret tritt nun für die Institution Hochschule der Schadensfall ein, auch weil die Ministerin sich aus formalen Gründen nicht zuständig fühlt.
Außerordentlich befremdlich wirkt, dass die Ministerin weder auf Briefe oder Gesprächsanfragen von Frau Dr. Senger reagiert haben soll. Gleichzeitig hat sie nämlich sehr wohl auf dem politischen Parkett über die Situation an der Fachhochschule Südwestfalen gesprochen. So gab Ralf Schwarzkopf, Landtagsabgeordneter der CDU aus Lüdenscheid, öffentlich im Mai an, dass sie ihn persönlich gefragt habe, ‚was denn da bei uns in der Fachhochschule in Südwestfalen los ist‘*.
Die Fachhochschule Südwestfalen muss einer der Leuchttürme sein, die unsere Region auch in der Zukunft trägt. Südwestfalen und insbesondere das Märkische Sauerland sollen in einer Industriewelt der Zukunft nicht nur Werkbank für Regionen sein, in denen Hochschulen und Institute sich ansiedeln. Wir brauchen für die Transformation öffentliche Forschungs- und Wissensressourcen vor Ort, weil wir hier eben den Mittelstand zu Hause haben und nicht die klassischen Großkonzerne mit großen eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Wir rufen deswegen dazu auf, endlich diese Diskussionen abzustellen.
Der Märkische Kreis ist das Zentrum der Industrieregion Südwestfalen. Wie kaum ein anderer Landkreis in Südwestfalen sind wir von der Automobilindustrie und anderen Industriezweigen geprägt, für die die kommenden fünf bis zehn Jahre entscheidend sind. Werden die falschen Entscheidungen getroffen, droht die Deindustrialisierung einer ganzen Region. Noch mehr Abwanderung und ein Verlust von Wohlstand wären die Folge. Die Probleme auf unseren Landesstraßen und durch die Sperrung der Rahmedetalbrücke zeigen, dass die Politik in den vergangenen Jahren zu wenig in diese Region investiert hat. Es ist an der Zeit, dass sich hier die Prioritäten verschieben. Wir brauchen einen Neustart in Bildung, Forschung, Industriepolitik und Investitionen für Infrastruktur in unserer Region.“