Vor heimischem Publikum hätte der amtierende NRW-Meister fast sogar den Sieg eingefahren – immerhin reichte es für die 1. Mannschaft zur Silbermedaille. Das ist nicht nur ein sehr respektables Ergebnis, sondern ganz im Sinne von Spielertrainer Sebastian Falz. Er hätte mit seiner Truppe gerne gewonnen, doch beim Fußballtennis wird Sportsgeist sehr groß geschrieben. Neben dem sportlichen Ehrgeiz ist auch der menschliche Umgang miteinander wichtig.
Der RGSV Moosburg hat das Turnier mit hauchdünnem Vorsprung trotz Punktgleichheit für sich entscheiden können, hatte zuvor aber Verletzungspech – und deshalb zu gewinnen, hätte den Meinerzhagenern nicht behagt: „Die Moosburger haben einfach super gespielt. Ich würde mich schlecht fühlen, nur zu gewinnen, weil sich von denen ein wichtiger Spieler verletzt hat“, erklärt Sebastian Falz nach dem Turnier. Die Vereinsehre bleibt sowieso gewahrt, weil Sieger Moosburg gegen die 2. Mannschaft des TuS Meinerzhagen im Laufe des Turnieres verloren hatte.
In der Halle am Rothenstein sind insgesamt zwölf Mannschaften angetreten, die an zwei Tagen um den Meistertitel kämpften – in einer Sportart, die viele Menschen noch nicht kennen. Jeweils vier Spieler stehen pro Mannschaft auf dem tennisplatzähnlichen Spielfeld. Der Ball wird zwar mit den Füßen geschossen, aber nicht ins Tor, sondern mit taktischem Kalkül über das Spielfeld trennende Netz in der Mitte.
Hier wird mitunter derart akrobatisch (inklusive Fallrückzieher) gespielt, dass man kaum glauben mag, hier einer Disziplin aus dem Behinderten- und Rehasport zuzusehen. Doch genau da hat Fußballtennis seine Wurzeln. So wurde hier etwa auch mit Prothesen gespielt. Um ein Kräftegleichgewicht zu gewährleisten, werden die Spieler nach einem Punkteschema bewertet. Im Mittelfeld landen dabei diejenigen, die etwa wegen den Folgen eines Bänderrisses oder anderer typischer Sportverletzungen nicht mehr regulär Fußball spielen können.
Fußballtennis ist ohne Zweifel ein sehr integrativer Sport, der ursprünglich mit dem Ziel erfunden wurde, Kriegsversehrten eine leistbare Disziplin anzubieten. Das spielt heutzutage zum Glück keine Rolle mehr. Wenn es darum geht, Menschen unterschiedlichster Leistungsfähigkeit eine gemeinsame Mannschaftssportart anzubieten, ist Fußballtennis vorne dabei. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind völlig zu vernachlässigen: Die Damen spielen einfach mit.
Ohnehin muss der Spaßfaktor stimmen. Nun ist eine Deutsche Meisterschaft hier (noch) kein Publikumsmagnet, bei dem etliche tausend Menschen zu den Spielen pilgern. Doch die zwölf Mannschaften und ihre Begleitungen haben an zwei Tagen für mächtig Partystimmung am Rothenstein gesorgt – Fangesänge inklusive. So wurde ein Meinerzhagener Spieler wegen seiner figürlichen Ähnlichkeit, aber auch wegen seines fußballerischen Geschickes liebevoll mit seinem Spitznamen „Diego Maradonna“ angefeuert.
Die Atmosphäre war freundschaftlich, wie sie im Sport vorbildlicher nicht sein könnte. Jetzt muss Ausrichter und NRW-Landesmeister TuS Meinerzhagen nur noch die Meisterschaft holen. Auch wenn es diesmal vor heimischem Publikum nicht ganz geklappt hat, deutet die Steigerung über die Jahre auf viel Potential hin. Immerhin hat die 1. Mannschaft bereits dreimal den dritten Platz, zuvor einmal den vierten Platz erkämpft. Nun wurde das Team von Sebastian Falz Vizemeister. Die zweite Mannschaft des Vereins erkämpfte sich einen respektablen fünften Platz. Die Bronzemedaille ging an den BSG Oberhausen-Sterkrade 1, einer Mannschaft, die die Meinerzhagener aus der Landesliga gut kennen.
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