„Eine kreative Idee zwischendurch“, lächelt Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen bei der Vorbesichtigung. Noch hängen nicht alle Bilder. Manches mutet noch wie kreatives Chaos an. Aber es wird deutlich: Die Fotografien von Tata Ronkholz, Henk Kosche und Dirk Vogel beschreiben unterschiedliche Blickrichtungen. Gemeinsam ist ihnen aber der Blick auf das Menschliche an sich – auch in der ausdrücklichen Abwesenheit von Menschen im konzeptionellen, sachlich-dokumentarischen Ansatz von Tata Ronkholz. „Ihre Bilder wirken wie Katalog-Aufnahmen“, sagt Dr. Susanne Conzen.

Zu sehen sind Bilder von Trinkhallen, Fabriktoren und Gebäuden. Immer der gleiche Abstand, immer die gleiche Perspektive, immer in Schwarz-Weiß, immer ohne Menschen und immer Frontalaufnahmen.
Die Bilder sind zwischen 1978 und 1985 entstanden. In dieser Zeit versuchte Kata Ronkholz als freie Fotografin Fuß zu fassen. Als der wirtschaftliche Erfolg ausblieb, nahm sie eine Arbeit in einer Kölner Fotoagentur an. Kata Ronkholz starb 1997. „Sie gehört leider zu den vergessenen Fotokünstlerinnen“, bedauert Dr. Susanne Conzen. Immerhin gehörte sie wie Andreas Gursky und Candida Höfer zu den ersten Studierenden der 1976 von Bernd und Hilla Becher eingerichteten Klasse für Photographie an der Düsseldorfer Kunstakademie. Die ausgestellten Arbeiten stammen aus einer privaten Kunstsammlung.

Vom Ehepaar Becher spannt sich der Bogen zum Lüdenscheider Fotografen Dirk Vogel. Im Auftrag der Süddeutschen Zeitung (SZ) begleitete er 2002 als Fotograf zwei SZ-Journalisten bei einer Reportage über Bernd und Hilla Becher. Während des Atelierbesuchs entstanden zahlreiche Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die ein liebevoll analysierendes Bild des Ehepaars zeigen. Typisch für Dirk Vogel, der über sich selbst sagt: „Fotografie ist für mich vor allem die Begegnung mit Menschen.“ Das drücken vieler seiner Bilder aus. Ein Beispiel dafür ist die Veröffentlichung „Gesichter der friedlichen Revolution“. Dabei handelt es sich um eine fotografische Bestandsaufnahme von Frauen und Männern der DDR-Bürgerrechtsbewegung 20 Jahre nach dem Mauerfall.

Henk Kosche zeigt Bilder aus seiner Serie „Looking at Art“. Die Bühne für seine Aufnahmen sind Kunstausstellungen in aller Welt. Geduldig wartet er dabei auf Momente, die in ganz besonderer Weise die Beziehung zwischen Mensch und Kunstwerk zeigen. „Fotografieren bedeutet, genau hinzusehen, visuelle Eindrücke zu strukturieren, Zusammenhänge herzustellen und schließlich alles zu einer einzigen (und nie perfekten) Aussage zu verdichten.“ So beschreibt Henk Kosche seine Arbeitsweise. Im Hauptberuf ist Henk Kosche Produktdesigner in leitender Position bei ERCO.
Die Städtische Galerie lädt an den Sonntagen, 11. August und 8. September (jeweils ab 15 Uhr) zu öffentlichen Führungen ein. Die Finissage zum Abschluss der Ausstellung findet am 29. September statt.
Die Ausstellung wird mit Unterstützung der Kunstfreunde Lüdenscheid realisiert.