Einer angeblichen Empfehlung des Bundeskanzlers folgend wollte ein Kiersper in Kryptowährung investieren. Einen Monat später ist er um eine fünfstellige Euro-Summe ärmer.

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Die Polizei warnt vor der als "Cybertrading-Fraud" oder "Trading-Scam" bekannten Masche. Krypto-Betrüger werben im Internet mit Prominenten-Namen - natürlich ohne deren Einverständnis: TV-Moderatoren wie Günther Jauch, Politiker wie Friedrich Merz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder Sahra Wagenknecht oder Kabarettisten wie Dieter Hallervorden werden als angebliche Kronzeugen der ungebremsten Geldvermehrung herangezogen. Dabei haben die Promis nie dergleichen gesagt und die gutgläubigen Investoren in Wirklichkeit bald weniger Geld auf dem Konto.

Die Masche funktioniert schon seit Jahren. Die Stiftung Warentest warnte bereits 2021 vor der "Bitcoin-Abzocke" und dem Missbrauch des Namens von Friedrich Merz. Inzwischen erfinden die Betrüger nicht nur Zitate, sondern setzen auch auf Deepfakes und Künstliche Intelligenz: So können sie den Promis im angeblich durchgeführten Interview Versprechen über Traumgewinne in den Mund legen, so die Polizei in einer Pressemitteilung. Diese Videos werden mithilfe von Computerprogrammen künstlich erzeugt. Eingeblendete Logos der Tagesschau oder bekannter Medien sollen zusätzlich Seriosität vorgaukeln.

Der Fall des Kierspers wäre typisch verlaufen: Vorsichtig zahlte er zunächst 250 Euro ein. Die vermeintlich kleinen Summen machen den Einstieg leicht. Schon Tage später meldete sich der vermeintliche Krytpo-Dienstleister telefonisch. Der Anrufer belog den Senior, dass sich sein Geld explosionsartig vermehrt habe auf nunmehr 160.000 Euro. Allerdings müsse er vor der Auszahlung Steuern zahlen. Das tat der Mann. Bei der Verbuchung lief angeblich etwas schief, wie ihm die Betrüger mitteilten. Sie forderten erneut Geld plus Zinsen. Auch das überwies der ahnungslose Investor. Das Geld sollte auf ein Konto in Litauen gehen. Am Ende meldete sich angeblich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Kierspe. Der Kiersper sollte etwas in einer App veranlassen. Echt war allerdings einzig und allein die Meldung der Bank des Seniors: Die sperrte sein Konto wegen verdächtiger Geldbewegungen und drängte darauf, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Das tat der Mann.

Die Täter schalten Anzeigen auch auf bekannten Internet-Portalen oder wenden sich per Messenger an mögliche Opfer. In ihrem Portfolio sind angeblich neben Kryptowährungen auch Aktien oder andere angeblich innovative Finanzprodukte. Die Aussicht auf fette Renditen ließen die Opfer oft unvorsichtig werden, so die Polizei. Die Täter träten zunächst absolut seriös auf und umgarnten ihr Opfer. Spiele das nicht wie erwünscht wird, bauten die Betrüger mehr Druck auf. Immer wieder fänden sie eine neue Erklärung, um Geld nachzufordern: Gebühren, Schadensersatzforderungen, Zinsen, ... "Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und die Lügenmärchen häufen sich immer höher, bis die Opfer ihr letztes Geld überwiesen haben."

Die Polizei rät: Wer investieren will, der sollte sich lieber sehr genau informieren über den angeblichen Dienstleister. Allein auf Behauptungen im Internet oder Versprechen am Telefon zu vertrauen und lediglich mündliche Absprachen zu treffen, kann teuer werden. Sehr hohe Renditeversprechen sollten generell misstrauisch machen. Hohe Gewinnspannen gibt es nur für die Betrüger.

Übersandte Ausweiskopien können gefälscht sein oder sie wurden möglicherweise bei anderen kriminellen Taten erbeutet. Es kommt vor, dass Betrüger zunächst kleinere Gewinne überweisen und damit ihre "Kunden" täuschen. So werden die Opfer animiert, mehr Geld zu überweisen oder sogar Freunden Empfehlungen zu geben und mit ins Unglück zu reißen. Im Betrugsfall sollten Opfer schnell reagieren, Anzeige bei der Polizei erstatten und sich an ihre Bank wenden. Möglicherweise lassen sich Überweisungen zurückholen.