Die Mehrzahl der Unternehmen schätzt die Geschäftslage schlechter ein als im vergangenen Jahr. Was Andreas Kostal und Christian Lepping beunruhigt, ist, dass die Stimmung in der Wirtschaft aktuell noch schlechter ist als während der Corona-Pandemie oder der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009.
Andreas Kostal, Geschäftsführer des weltweit operierenden Familienunternehmens Leopold Kostal GmbH & Co. KG, fordert im Pressegespräch ein Umsteuern in der Wirtschaftspolitik und mahnt Tempo an. „Noch haben wir Zeit, die Entwicklung umzukehren“, sagt der Diplom-Ökonom. „Das Potenzial dazu haben wir.“ Er erwartet, dass die Politik in den nächsten Wochen und Monaten klare Prioritäten setzt und konsequent handelt, um die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland mit einer Wirtschaftswende nachhaltig zu verbessern.
„Hierbei geht es unter anderem um die Themen Energiepreise und sichere Energieversorgung, Verringerung der Steuer- und Abgabenlast, Modernisierung der Infrastruktur und den Abbau der überbordenden Bürokratie.“ Als ein Beispiel für Überregulierung führt Andreas Kostal das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz an. Es verursache in den Unternehmen einen erheblichen finanziellen und zeitlichen Mehraufwand auf und schaffe keinen Mehrwert.
Für den Kostal-Geschäftsführer ist klar: „Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft müssen so verändert werden, dass Deutschland wieder ein interessanter Standort für Investoren wird.“
Das gelte gerade für die heimische Region, weil der Wirtschaftsstandort Südwestfalen wie kaum ein anderer in Deutschland von der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe geprägt sei. „Das ist auch der Grund dafür, dass die Ergebnisse der Umfrage vom Dezember 2024 deutlich schlechter ausfallen als die Unternehmenseinschätzungen in NRW-Landesdurchschnitt“, erklärt AGV-Geschäftsführer Christian Lepping.
Der AGV ist der Auffassung, „dass ein gemeinsames Verständnis dafür wiedererlangt werden muss, dass wir eine starke Wirtschaft, insbesondere eine wettbewerbsfähige Industrie brauchen, um unseren Lebensstandard und Wohlstand zu erhalten. Es muss erst erwirtschaftet werden, was politisch verteilt werden soll – sei es für eine soziale, innere und äußere Sicherheit, sei es für andere politisch gewollte Aufgaben und Ziele.“
Hier einige Ergebnisse aus der Umfrage:
Geschäftslage: Mit der aktuellen Geschäftslage ist die Metall- und Elektroindustrie vor Ort ein weiteres Jahr in Folge sehr unzufrieden: Gerade mal 17 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen ihre gegenwärtige Geschäftslage als „gut“ (2023/24: 16 Prozent). Mehr als die Hälfte der Betriebe (51 Prozent) ist mit der aktuellen Lage „unzufrieden“ (2023/24: 56 Prozent).
Geschäftserwartungen: Ausgehend von dieser aktuellen Lage erwarten viele Betriebe sogar eine weitere Verschlechterung für die nächsten sechs Monate. 37 Prozent rechnen mit rückläufigen Geschäften (2023/24: 50 Prozent). Nur drei Prozent erwarten eine Besserung (2023/24: neun Prozent).
Auftragslage: Die aktuelle Auftragslage (sowohl Inland als auch Ausland) verharrt im wesentlichen auf dem schwachen Vorjahresniveau).
Auftragserwartungen: Die Erwartungen bei den Bestellungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Das betrifft sowohl Bestellungen aus dem Inland als auch aus dem Ausland.
Ertragslage: Die Ertragslage hat sich für viele weiter deutlich verschlechtert. Das bewertet der AGV als „besonders kritisch“. Während die Zahl der Betriebe, die ihre Ertragslage als „gut“ bezeichnen, auf elf Prozent gesunken ist, (2023/24: 19 Prozent), hat die sich Zahl der Unternehmen, die ihre Ertragslage als „schlecht“ bezeichnen, deutlich auf 63 Prozent (2023/24: 50 Prozent) erhöht.
Ertragserwartungen: In den nächsten sechs Monaten bleibt die Lage kritisch. Mit einer weiter rückläufigen Ertragsentwicklung rechnen 44 Prozent der Unternehmen (2023/24: 48 Prozent), mit einer Verbesserung nur zwölf Prozent (2023/24: 13 Prozent).
Investitionen: Im Inland wollen 50 Prozent der befragten Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren. Im Ausland wollen 52 Prozent ihre Investitionen drosseln.
Beschäftigung: Während in den vergangenen sechs Monaten 15 Prozent der Betriebe Neueinstellungen meldeten, planen dies für das neue Halbjahr nur noch zwölf Prozent. Vor einem Jahr lagen die Vergleichswerte in beiden Halbjahren bei 13 Prozent. Dagegen haben 29 Prozent der Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten Beschäftigung abgebaut, für die nächsten sechs Monate rechnen 38 Prozent mit Entlassungen. Vor Jahresfrist lagen die Vergleichswerte bei 22 bzw. 25 Prozent. Der Anteil der Kurzarbeit steigt weiter. Die Unternehmen rechnen nach einem Kurzarbeitsanteil von 26 Prozent im vergangenen Halbjahr mit einem Anstieg auf 47 Prozent in den nächsten sechs Monaten. Vor einem Jahr lagen die Werte bei 34 bzw. 38 Prozent.
Ausbildung: Die Ausbildungslage im Verbandsgebiet des AGV Lüdenscheid ist stabil. 76 Prozent der Betriebe wollen ihr hohes Engagement beibehalten (2023/24: 75 Prozent). Neun Prozent der Unternehmen planen eine Ausweitung des Ausbildungsplatzangebotes (2023/24: 19 Prozent). 15 Prozent wollen weniger Ausbildungsplätze anbieten (2023/24: sechs Prozent).