„Ich habe heute Mittag alle Mitarbeiter im Rathaus informiert, dass ich nicht nochmal zur Wahl antrete“, sagte Bürgermeister Jörg Schönenberg am Donnerstagnachmittag, 26. September, in einem Pressegespräch. Es ist ein Amt, das er nie gesucht hat – ein Amt, das er dennoch mit „ganzem Herzen ausfüllt“, wie er sagt.
Für Schönenberg bedeutet diese Entscheidung das Ende einer langen Reise, die im Jahr 2006 begann, als er nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers Wilfried Köhler ins Amt gewählt wurde. Doch Schönenberg war nicht plötzlich auf der politischen Bühne erschienen. Alles begann am 1. August 1978 – dann begann er eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. In den Jahren arbeitete er sich in der Verwaltung hoch. Anfang der 1990er-Jahre übernahm er die Leitung des Ordnungsamtes. 1996 kam die Leitung des Sozialamtes hinzu. Zehn Jahre leitete Schönenberg beide Bereiche.
In dieser Rolle zeigte er bereits sein großes Engagement für das Gemeinwohl, seine pragmatische Art und die Fähigkeit, auch in Krisensituationen Ruhe zu bewahren. Diese Qualitäten führten dazu, dass ihn die Bürger sowie alle politischen Fraktionen gleichermaßen als Nachfolger Köhlers unterstützten – obwohl er parteilos ist. Schönenberg führt die Gemeinde mit einer sachlichen, aber immer menschlichen Hand durch stürmische Zeiten.
„Es war nie mein Plan, Bürgermeister zu werden“
„Es war nie mein Plan, Bürgermeister zu werden“, gibt er heute zu. „Aber als ich 2006 gefragt wurde, ob ich kandidiere, habe ich gespürt, dass ich bereit bin, diese Verantwortung zu übernehmen. Ich bin im positiven Sinne in die Pflicht genommen worden.“ 18 Jahre sind seitdem vergangen – Jahre voller Herausforderungen, aber auch voller tiefer Verbundenheit zu den Menschen in Schalksmühle.
Schönenberg war nie einer, der laut auftrat oder das Rampenlicht suchte. Ihm lag immer mehr daran, Brücken zu bauen, anstatt Gräben zu vertiefen. „Ob ich es bin oder ein anderer, wichtig ist, dass wir das gute Miteinander im Auge behalten“, sagt er nachdenklich. Schalksmühle ist für ihn mehr als nur ein Amtssitz – es ist Heimat. Er schätzt die Nähe und den Zusammenhalt, der in einer kleinen Gemeinde anders ist als in größeren Städten. „In Schalksmühle kennt man sich, man ist füreinander da. Das ist unsere Stärke“, sagte er in einem Interview mit LokalDirekt.
Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin müsse nicht nur das politische Tagesgeschäft meistern, sondern auch diese gewachsenen Strukturen pflegen und schützen, betont er. Schönenberg will geordnete Verhältnisse hinterlassen. Projekte, die in der Pipeline sind, an den Starten bringen oder sogar abschließen.
Die Klagebach-Schule, 8-Giebel, die Feuerwehr Spormecke – diese und andere Projekte seien richtungsweisend für Schalksmühle. Wichtig sei eine intakte Verwaltung – ein geordnetes Feld. Mit Kämmerer Reinhard Voss, Bauamtsleiter Oliver Emmerichs und Jörg Schönnenberg (Sachgebiet Rat, Personal und Organisation) verliere die Verwaltung wichtige Köpfe und viel KnowHow. Dafür will Schönenberg Lösungen finden – Ideen gäbe es dazu.
In der täglichen Arbeit seien immer die Themen Kindergarten, Schule und Kinderkarneval schöne und prägende gewesen. Das wichtigste politische Thema sei wahrscheinlich die Primusschule gewesen. „Es herrschte Untergangsstimmung im Ort – die Primusschule war ein Wendepunkt.“
Doch Schönenbergs Amtszeit war nicht nur von positiven Entwicklungen geprägt. Persönliche Schicksalsschläge, wie der Verlust von engen Vertrauten, und politische Krisen haben ihn geformt. Er hat gelernt, in schwierigen Zeiten einen kühlen Kopf zu bewahren und dabei das Gemeinwohl immer im Blick zu behalten. „Die Menschen zusammenzubringen“ – das ist sein Kredo.
Dass er keine konkreten Ratschläge für seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger geben möchte, liegt daran, dass Schönenberg die persönliche Note eines jeden schätzt. „Jede Bürgermeisterin oder jeder Bürgermeister bringt etwas Eigenes mit. Wichtig ist nur, dass man es schafft, die Leute an einen Tisch zu holen und gemeinsam Lösungen zu finden.“ Eines könne er zur Person aber schon sagen – es werde niemand aus der Schalksmühler Verwaltung werden. „Hier habe ich sondiert.“ Nach seiner Amtszeit (die am 31. Oktober 2025 endet), will Schönenberg Zeit für Hobbys, und die Familie verwenden – auf keinen Fall aber für Politik. „Ich trete in die zweite Reihe – ich werde mich nirgendwo politisch engagieren. Ich war parteilos und bleibe parteilos. Obwohl ich natürlich ein politischer Mensch bin.“
Jörg Schönenberg hat Schalksmühle in den vergangenen Jahren geprägt, mit Ruhe, Nachdenklichkeit und einem tiefen Verständnis für das, was die Menschen bewegt.