Schwimmen, spielen, Seele baumeln lassen – seit 90 Jahren ist das Waldfreibad eine Institution in Halver. Anlässlich des neunzigsten Geburtstags schaut LokalDirekt zurück: eine Chronik.
1933
Nach zwei Jahren Bauzeit und knapp 30.000 – wohlgemerkt ehrenamtlichen – Arbeitsstunden ist es am 23. Juli soweit: Die Herpine feiert Eröffnung. Und ist zu diesem Zeitpunkt nicht das einzige Freibad der Stadt Halver – den damals 7839 Einwohnern der Gemeinde stehen außerdem noch das Bad des Wassersportvereins Mühlenstraße, die „Badegelegenheit“ des Schwimmvereins an der Hagener Straße und das – zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch im Bau befindliche – Strandbad Heidegrund des Vereins Wassersport Eichholz zur Verfügung.
Spoiler: Das „Volks- und Freibad Herpine“ entwickelt sich schon bald zum Anziehungspunkt, auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Weitere Impressionen aus der Bauzeit der Herpine in der Fotogalerie:



1939
Die Herpine verdrängt die anderen Freibäder aus Halver: Die Vereine Wassersport Mühlenstraße, Wassersport Eichholz und der Schwimmverein Halver 1931 lösen sich „im Interesse der Volksgemeinschaft“ auf.
1950
Die Zeit des Wiederaufbaus – und das Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Halver. Und auch im Waldfreibad tut sich etwas: Es wird ein neuer Kessel mit einem Fassungsvermögen von 30.000 Litern, Filter und Pumpanlage installiert, der ab sofort der Umwälzung und Wasserauffrischung dient.

1961
Während in Berlin eine Mauer gebaut wird, freut man sich im Halveraner Waldfreibad über einen neuen Rekord: Am 3. Juli werden mehr als 5000 Besucher gezählt. Und es gibt noch eine weitere erfreuliche Nachricht: Wegen des schönen Wetters wird die Saison bis zum 2. Oktober verlängert.
1970
Die städtebauliche Entwicklung innerhalb der Stadt wird vorangetrieben – neue Wohngebiete geschaffen, Straßen modernisiert und die Infrastruktur erweitert. Zur gleichen Zeit entscheidet man sich in der Herpine dazu, die Umkleidebereiche von Frauen und Männern zu trennen: Damit nicht noch mehr „Gucklöcher“ in die Kabinenwände gebohrt werden.
1973
In Zeiten der Ölkrise schmiedet man in Halver Pläne für ein kombiniertes Hallenfreibad an der Karlshöhe – die kurz darauf jedoch schon wieder verworfen werden. Stattdessen soll die Herpine „so umgestaltet werden, dass sie für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre den Ansprüchen der Bevölkerung genügt.“
1974
Deutschland ist nicht nur Gastgeber, sondern gewinnt auch noch die Fußball-Weltmeisterschaft. Währenddessen überlegt man, im Waldfreibad zwei Warmwasserbecken anzulegen – und neue Umkleidekabinen zu bauen. Pläne, die bereits im nächsten Jahr wieder verworfen werden: Statt eines Beckenneubaus entscheidet man sich für die Erwärmung der Wettkampfbahn mittels einer Wärmepumpe.
1977
Bundeskanzler Helmut Schmidt wird wiedergewählt. In der Herpine werden derweil Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität getroffen: eine Umwälzanlage, eine Druckleitung mit starker Pumpe und ein Kiesfilter sollen das Badevergnügen hygienischer und sauberer machen.
1981
„Dallas“ läuft zum ersten Mal im Deutschen Fernsehen – und im Waldfreibad fallen die Umkleiden einem Feuer zum Opfer. Der Brandstifter? – Feuerwehrchef Ernst-Adolf Plate persönlich. Die Herpine hofft auf Fördermittel für einen Neubau.
1983
Hitzerekord in Deutschland: Am 27. Juli klettert das Thermometer auf 40,2 Grad. Und auch sonst ist es ein gutes Jahr für die Herpine: Der Verkehrs- und Heimatverein spendet einen Betrag in Höhe von 57.000 Mark für den Bau einer 26 Meter langen Rutschbahn.

1984
Ab sofort heißt es: Autofahrer bitte Gurt anlegen – die Anschnallpflicht wird eingeführt. Im Halveraner Freibad wird derweil die Rutschbahn von 26 auf 40 Meter verlängert. Und noch etwas Neues entsteht: Ein Kinderplanschbecken.
1988
Berlin (West) wird Kulturhauptstadt Europas, während man in Halver vor Problemen steht: Die Stadt muss pro Freibadbesucher einen Betrag in Höhe von 15,76 DM zuschießen. Daraus resultieren zwei Fragen: Wie lange kann die Herpine noch gehalten werden? Und könnte eine Privatisierung das Blatt wenden?
2000
In Hannover ist die Weltausstellung Expo zu Gast. Derweil gibt es gute Nachrichten für das Waldfreibad: Nach langwierigem Ringen wird die Herpine umfangreich saniert – Wasseraufbereitung inklusive Gebäude, Beckenboden, Drainage und die Zuleitung für einen Wasserspielgarten. Sehen lassen können sich auch die Kosten: Die Sanierung schlägt mit über 2 Millionen Mark zu Buche.
2001
Die Firma Apple stellt den ersten iPod vor – und die Herpine wird zum Versicherungsfall. Durch menschliches Versagen bei der Beckenentleerung – die Drainage war nicht geleert – entsteht ein Schaden in Höhe von 100.000 DM an der Bodenplatte.
2003
In den Kinos startet „Findet Nemo“. Währenddessen bekommt die Herpine einen neuen Wasserspielgarten. Kostenpunkt: 90.000 Euro, komplett durch Spenden finanziert.
2008
Barack Obama wird zum Präsidenten der USA gewählt – und in Halver gründet sich ein neuer Verein, der Freundeskreis Waldfreibad Herpine. Das erklärte Ziel: Nicht nur der Erhalt, sondern auch die Steigerung der Attraktivität der Freibades.

2010
In Südafrika findet die Fußball-Weltmeisterschaft statt, während die Herpine vollständig privatisiert wird. Geschäftsführer wird Dietrich Turck.

2012
Felix Baumgartner springt von der Stratosphäre aus mit einem Fallschirm zurück auf die Erde. Die jungen Besucher des Waldfreibades können sich derweil über eine neue Attraktion freuen: Es entsteht ein neues Kleinkinderbecken. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 215.000 Euro, die Hälfte davon fördert das Land NRW.

2013
Angela Merkel wird ein weiteres Mal zur Bundeskanzlerin gewählt. In der Herpine wird derweil der Winter für eine umfangreiche Renovierung genutzt: Erneuert werden die Technik, die Filteranlage, die automatische Chlorung und die Beckenwände im Schwimmerbereich. Die Kosten hierfür belaufen sich auf insgesamt 1 Millionen Euro.

2015
Das Jahr bringt den drittwärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Halver wird die Bürgerstiftung Eignerin der Herpine GmbH, Dietrich Turck wird Vorsitzender des Stiftungsrates. Und auch einen neuen Geschäftsführer bekommt die Herpine GmbH: Phillipp Hutt.

2020
Die Pandemie geht auch am Halveraner Waldfreibad nicht spurlos vorbei: Besucherzahlen brechen ein. Aber, sobald es wieder erlaubt ist, werden – unter Einhaltung sämtlicher Auflagen wie Hygienekonzepten, Zugangs- und Kontaktdatenerfassung und Abstandsregeln – der Betrieb aufrechterhalten.
2021
Das Jahr der Jahrhundertflut – die auch die Herpine nicht verschont. Die Beachvolleyballfelder werden überschwemmt, das Becken so verunreinigt, dass es komplett geleert und gereinigt werden muss. Dank zahlreicher Helfer kann der Betrieb bis zum Ende der Saison weitergehen.

2023
Die WHO erklärt am 5. Mai die Pandemie für beendet. Und: Die Herpine wird 90 Jahre alt. Grund zum Feiern: Am 22. Juni findet die große Jubiläumsfeier statt.

Hinweis: Dieser Artikel wurde redaktionell überarbeitet, um Genauigkeit und Klarheit sicherzustellen. Die Aktualisierung erfolgte am 19. Juli 2023 um 8.30 Uhr. Der erste Zoo Deutschlands eröffnete 1844 in Berlin – und nicht, wie in der ersten Version des Textes, im Jahr 1988.