Um kurz vor 16 Uhr rappelt am Samstag der Melder.“Brandmeldeanlage Grundschule Wiblingwerde“ lautet das Einsatzstichwort. Beim Stichwort Schule ist besondere Eile geboten. Anziehen und ab ins Feuerwehrauto. Wenn alle da sind, geht´s los. Mit Blaulicht und Martinshorn. „Es ist schon alles so, wie es auch im echten Einsatz wäre“, erzählt Jugendfeuerwehrwart Sven Lüno. Gemeinsam mit einem Team aus 9 Betreuern und einigen weiteren Mitgliedern der Feuerwehr hat er das Wochenende geplant. Ein paar Einsätze liegen bereits hinter den Jugendlichen.
Bereits in der Früh ging es zum Dorfplatz. Dort galt es eine Ölspur zu beseitigen und auch eine Person, die in einem Keller hinter einer Tür lag, musste gerettet werden. Wenig später ertönte erneut der Melder. Ein Unglück hatte sich auf dem Waldlehrpfad ereignet. Bei einem Kindergeburtstag war ein Kind unter einen Baum geraten und musste befreit und geborgen werden. „Die sind echt fit. Die haben alles ordentlich und vor allem schnell und konzentriert abgearbeitet“, lobt Kinderfeuerwehrwartin Svenja Lüno. Das einizige richtige Problem war die Kälte. „Die geht schon durch, daher haben wir auch die eine oder andere Aktion noch einmal umgeplant“, erklärt Sven Lüno.
Zurück zur Schule: Während am Gerätehaus die Jugendliche noch in ihre Einsatzkleidung springen, laufen an der Schule die letzten Vorbereitungen. Einige Mitglieder der Kinderfeuerwehr, die die Schüler spielen, bekommen eine Einweisung. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin, gespielt von Bürgermeisterin Birgit Tupat, sollen sie am Fenster um Hilfe schreien. Das erste Obergeschoss ist völlig verraucht. Es gibt für sie keinen Ausweg. Sascha Panne, stellvertretender Leiter der Feuerwehr und Hausmeister an der Grundschule kümmert sich derweil um reale Bedingungen. Mit einer Nebelmaschine wird der Flur verraucht. Außerdem hat er eine große Musikbox dabei. Feuergeräusche und Knistern spielt diese ab. Hinzu schlägt die Brandmeldeanlage Alarm. Ein lauter Alarmton wechselt sich mit der Durchsage „Feuer im Gebäude, bitte verlassen Sie umgehend das Gebäude“ ab.
Die Nebelmaschine produziert derweil immer mehr Rauch. Im Flur ist die Hand vor den Augen nicht mehr zu erkennen. Und es ist laut. „So ist es im Einsatz auch. Man kann sich eigentlich nur tastend fortbewegen“, erklärt Feuerwehrfrau Lara Richter. Inzwischen haben sich auch schon etliche Schaulustige auf dem Gehweg eingefunden. Die Bedingungen werden immer realer. „Für diese Übung sind auch viele Feuerwehrmitglieder da. Es gibt gleich jede Menge Aufgaben für die Kids“, verrät Lüno. Der nun aber keine Zeit mehr zum Plaudern hat. Denn die Einsatzkräfte rollen an. Jetzt können die Jugendlichen demonstrieren, wie als Team funktionieren und was sie in den vergangenen Monaten gelernt haben.
Eine wichtige Aufgabe übernimmt direkt zu Beginn Kaan Kahveci. Er ist heute der sogenannte Melder. „Er hat eine wichtige Aufgabe, er muss die Brandmeldeanlage kontrollieren und so das Feuer lokalisieren. Außerdem kann er hier sehen, wenn sich das Feuer auf andere Gebäudeteile ausweitet und weitere Melder anspringen“, erklärt Feuerwehrchef Jens Klatt. Derweil wird die Einsatzstelle abgesichert und eine Löschwasserversorgung sichergestellt. Etliche Meter Schlauch gilt es zu verlegen. Merlin Kayser und Lea Lüno bilden den ersten Angriffstrupp.
Ihre Aufgabe ist die Rettung der Schüer aus dem Klassenraum. Die erste Herausforderung ist körperlich. Denn der Schlauch muss durchs Treppenhaus nach oben gebracht werden. Dann geht es in den Rauch. Teamarbeit und Vertrauen sind gefragt. Millimeterweise arbeiten sich die Jugendlichen vor. Schnell stehen sie auch vor einem ersten Problem. Es ist zu laut. Sie können die Funksprüche der Kollegen nicht hören. Die Kommunikation ist schwierig. Erfahrene Feuerwehrmitglieder helfen.
Zügig und konzentriert arbeiten sich die beiden Nachwuchsfeuerwehrkräfte zum Klassenraum vor. Dort angekommen, können sie Entwarnung geben. Der Klassenraum ist noch fast rauchfrei. Allen Schülern geht es gut. Aber: „Achtung, ihr habt die Tür offen gelassen. So dringt jetzt der ganze Rauch hier ein. Immer Tür zu“, mahnt Sven Lüno. Während Lea und Merlin die Schüler beruhigen, laufen draußen die Arbeiten auf Hochtouren. Im Treppenhaus wird ein Rauchvorhang errichtet. Ein weiterer Angriffstrupp rückt mit einem Schlauch durch das andere Treppenhaus vor. Derweil bereiten andere die mögliche Bergung von Verletzten vor. Und wieder ein anderer Trupp kümmert sich um den XXL-Lüfter, mit dem der Rauch aus dem Gebäude geblasen werden soll.
Gut eine Stunde dauert die Übung. Das geht an die Kraft der Jugendlichen. Einige sind sichtlich erschöpft. Sascha Panne begeistert sich derweil für die neue Technik in der Schule, die erstmalig zeigen konnte, was sie leisten kann. „Die Brandmeldeanlage ist schon extrem modern. Sie gibt nicht nur auditiv Warnungen, sondern auch visuell und das in allen Räumen, die gegebenenfalls verschlossen sein könnten“, erklärt Panne. Auf den Toiletten sind beispielsweise spezielle Lampen verbaut, die warnend blitzen, wenn es brennt. „So ist gewährleistet, dass auch jemand der nicht hören kann, rechtzeitig gewarnt wird. So ein umfassenden System gibt es in Nachrodt-Wiblingwerde nur an dieser Schule“, sagt Panne.
Die Jugendlichen sind immer noch mit Eifer bei der Sache und können die ausgebildeten Feuerwehrmänner mit ihrer Leistung überzeugen. Nach jeder Übung gibt es natürlich noch eine umfangreiche Nachbesprechung – bei der es vor allem eines gibt: Viel Lob.
So richtig Zeit zum Ausruhen gibt es jedoch nicht. Denn nun steht Freizeitstress auf dem Programm. Im LaserMaxx in Hagen geben die Jugendlichen noch einmal alles. „Natürlich dürfen Spiel und Spaß an diesem Wochenende nicht zu kurz kommen“, sagt Lüno. Die Nacht im Gerätehaus ist kurz. Am Morgen heißt es früh aufstehen. Und auch am Sonntag ist Fitness gefragt. Noch vor dem Frühstück stehen sie von einer erneuten Herausforderung. „Wir machen jetzt eine Koordinatenrallye. Die Jugendlichen sollen lernen, diese Anwenden zu können“, erklärt Lüno.
Los geht es mit „Bemerkung Erzieher Baumbestand“. „Das ist unser Standort. Die Koordinaten bestehen aus drei verschiedenen Wörtern, die mittels einer App gelesen werden können. So wäre es gegebenenfalls auch im Einsatz“, erklärt Mark Wille, Pressesprecher der Feuerwehr. Über die Koordinaten werden die Jugendlichen schließlich bis nach Rennerde gelotst, wo es im Café Klunterbunt Frühstück gibt.
Und wieder klingelt der Melder. „Das sind übrigens spezielle Übungsmelder. Damit es real ist. Man kennt sowas zum Beispiel vom Imbiss. Wenn es klingelt und vibriert, ist das Essen fertig. Nur hier gibt es kein Essen, sondern einen Einsatz“, erklärt Wille lachend. Dieses Mal geht es nach Nachrodt. Wieder sind Menschen in Gefahr. Dieses Mal vermutlich wieder Kinder, denn der Einsatzort ist der katholische Kindergarten St. Elisabeth.
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„Der Kindergarten hat den Vorteil, dass die meisten die Räume nicht kennen. Es ist also ein für sie fremdes Gebäude. Sie müssen dann schon genauer überlegen, wo es Zugänge gibt und wie sie vorgehen“, erklärt Svenja Lüno. Simuliert wird ein Küchenbrand. Außerdem gilt es die Kinder und Erzieher zu retten.
Viele Spenden für den Nachwuchs
Die kfd, die UWG, die Bürgermeisterin und Tiefbauer Thomas Bäcker kamen am Wochenende nicht mit leeren Händen zum Gerätehaus. Christina Westerwell und Sandra Schwieren von der kfd hatten neben einer Tüte voller Süßigkeiten auch einen Umschlag dabei. 450 Euro waren darin. „Das ist die Hälfte des Erlöses aus der Waffelbackaktion beim Weihnachtsmarkt“, erklärte Sandra Schwieren. Genutzt werden soll das Geld für eine Ferienfreizeit, die für die Sommerferien geplant ist. Die andere Hälfte wird die kfd übrigens an die Nachrodter Mahlzeit spenden.

Die UWG hatte die Nachwuchsabteilung mit Trinkpäckchen ausgestattet. „Das waren die Reste vom Weihnachtsmarkt“, erklärt Petra Triches von der UWG. Bürgermeisterin Birgit Tupat, die am Wochenende bei einer Übung mitspielte, hatte noch Schokonikoläuse im Gepäck und Thomas Bäcker hatte der Jugendfeuerwehr Tassen spendiert.