Der Abend begann mit einer Frage, die viele zum Nachdenken anregte: „Was verbindet Ihr mit Heimerziehung?“ Die Antworten der Anwesenden spiegelten ein autoritäres Bild wider, wie es bis in die 1970er Jahre vorherrschte. Doch Büdenbender nutzte diese Ansichten als Einstieg, um ein modernes und deutlich differenziertes Bild der heutigen Jugendhilfe zu vermitteln.
Im Mittelpunkt stand dabei die private Jugendhilfeeinrichtung Haus Opderbeck, die Mädchen im Alter von 14 bis 21 Jahren betreut. Büdenbender stellte die Struktur des Hauses vor, das aus einer Intensiv-Wohngruppe, einer Verselbständigungsgruppe und einer Nachbetreuung besteht. Die Einrichtung setzt auf eine intensive Betreuung der Jugendlichen, die ihren individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Dabei betonte Büdenbender, dass das Betreuungskonzept nicht nur strukturelle Unterstützung im Alltag, sondern auch eine umfangreiche traumapädagogische Arbeit und Hilfe bei schulischen und beruflichen Zielen umfasst.
Besonderen Eindruck hinterließ die Darstellung des Umgangs mit den betreuten Mädchen. Neben den Pflichten, die die Bewohnerinnen übernehmen, stehen ihnen Rechte auf Schutz, Mitbestimmung und finanzielle Unterstützung zu. Ein durchdachtes Schutzkonzept und ein Mitbestimmungsmodell für die Jugendlichen zeigten, dass Heimerziehung heute viel mehr bedeutet als eine rein autoritäre Unterbringung. Für viele Anwesende führte dieser Einblick zu einem Umdenken in Bezug auf das Thema Heimerziehung.
Ein zentrales Thema des Abends war auch der Mangel an Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche in der Stadt. Der unvollendete Umbau der Jahnhalle und die Verzögerungen beim Kulturhausgarten sorgten für Frust im Publikum. Auch die Problematik der zu wenigen Betreuungsplätze in der Jugendhilfe wurde angesprochen. Ähnlich wie beim vorherigen Themenabend zum Frauenhaus Iserlohn stellte sich heraus, dass die Anzahl der Plätze dem tatsächlichen Bedarf bei Weitem nicht gerecht wird.
Der Abend schloss mit einer lebhaften Diskussion und anschaulichen Beispielen aus der Praxis. Janika Büdenbender verdeutlichte anhand konkreter Fallbeispiele die systemische Arbeit der Betreuerinnen im Haus Opderbeck und schuf so ein Verständnis für die vielfältigen Herausforderungen und Chancen in der modernen Heimerziehung.