„Da die zwei aktuellen Ausstellungen im Heimatmuseum (Weiße Wäsche“ & „Aus dem Nähkästchen geplaudert“) vor allem unsere weiblichen Besucher erfreuen, möchten wir mit einer neuen kleinen Ausstellung nun die ‚echten Kerle‘ ins Museum locken“, berichtet Kuratorin Jana Eilhardt. Das Team habe zu einem ungewöhnlichen Zusammenschluss mehrerer Handwerksbetriebe in Halver Ende der 1970er Jahre recherchiert. „Wir erzählen die Geschichte vom Bauhof der Handwerker“, so Eilhardt.
Wie es zur Idee für die Ausstellung kam, berichtet die Kuratorin selbst:
Was war geschehen?
„Durch einen Deal zwischen der Stadt Halver und der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft konnte ein neues Industrie- und Gewerbegebiet nordwestlich des Stadtkerns entstehen; verkehrsgünstig an der L528 gelegen – in der Löhbach.
Im Gegenzug bekam die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft den Oesterberg zur Wohnbebauung zur Verfügung gestellt.
Mit attraktiven Angeboten lockte die Stadt heimische Betriebe aus der Innenstadt heraus. Inmitten der Wohnbebauung gab es für die Unternehmen kaum mehr Möglichkeiten zur Expansion und immer strenger werdende Auflagen.“ (Quelle: Archiv Allgemeiner Anzeiger Ausgabe 8.3.1980)
So ging es weiter
„Initiiert vom Halveraner Architekten Rolf Brückmann, schlossen sich fünf unabhängige Handwerksbetriebe zusammen. Die Firmen Werner Mertens (Schlosserei & Stahlbau), Friedhelm Severin (Heizungs-, Sanitärbau), Volker Soennecken (Dachdeckerbetrieb), Ernst Haake (Malerbetrieb) und Carl August Brückmann (Hoch-, Tiefbau). Gemeinsam investierten sie 600.000 DM in ein 4000 Quadratmeter großes Grundstück und den Bau einer 1200 Quadratmeter großen Halle. Jedes Unternehmen hatte seinen abgeschlossenen Teil der Halle als Materiallager.

In einem Gemeinschaftsteil lagen die für alle nutzbaren sanitären Anlagen, eine gemeinsame Wasch- und Pflegehalle für die Fuhrparks. Es gab sogar eine Tankstelle für die Firmenfahrzeuge. Geringe Fixkosten, schnelle Absprachen – eine Win-Win-Situation für die Handwerksbetriebe und deren Kunden.“
(Quelle: Archiv Allgemeiner Anzeiger Ausgaben 19.5.1978 und 11.9.1984 )
Eine eigene Ausstellung in der Villa Wippermann
„Die Halle gibt es noch heute – Am Weißenpferd 7. In der Zwischenzeit sind die markanten roten Tore blau gestrichen. Die damaligen Initiatoren haben irgendwann ihre Anteile verkauft und sind in eigene, größere Gebäude gezogen. So auch der Malerbetrieb Ernst Haake, dem das Team um Eilhardt einen kleinen separaten Teil der Ausstellung widmet. Warum?
Zum einen lässt sich die Arbeitsumgebung eines Malers einfach und halbwegs authentisch in unserer Villa darstellen. Alte Tücher (es gab damals weder Abdeckfolien noch Klebeband), Leitern, Pinsel und allerlei Handwerkszeug verwandeln unser Büro im 1. OG in eine Baustelle. Tapeten, Pigmentbüchsen, Musterbücher und Musterwalzen bringen vergangene Zeiten ins unser Heimatmuseum.
Fotogalerie:



Zum anderen blickt die Firma Haake – in dritter Generation – auf eine 71-jährige Geschichte zurück. Kaum ein Haus in Stadt, welches noch nicht von den Haakes renoviert wurde.
Zu guter Letzt ist es unsere Art uns zu bedanken. Der Museumsbetrieb in der Villa Wippermann beruht auf rein ehrenamtlicher Arbeit weniger Akteure. Ohne die tatkräftige Unterstützung heimischer Unternehmen wären viele Ausstellungen nicht möglich. Statt der üblichen Tafel im Eingangsbereich mit den Firmenlogos aller Unterstützer, verknüpfen wir unser Dankeschön mit lebendiger Stadtgeschichte und erzählen deren Geschichten.“
Die Ausstellung ist ab Sonntag, 17. März, zu besichtigen und läuft voraussichtlich bis Ende Mai. Damit die Villa auch viele Handwerker besuchen können, gibt es den langen Donnerstag mit der Öffnungszeit von 15 bis 19 Uhr.
Neben Originaldokumenten und den Berichten aus den damaligen Zeitungen, können sich Besucher Geschichten von damals anhören, erzählt von Rolf Brückmann und Ernst-Martin Haake. Dazu müssen die QR-Codes mit dem eigenen Mobiltelefon eingescannt werden. Auf einem gesicherten Bereich der Website liegen die aufgezeichneten Tonspuren zum Anhören bereit.
