Anfang Mai startet in Iserlohn eine neue Fluglinie. Der Probebetrieb ist weitestgehend abgeschlossen. Ab Juni soll im Stundentakt geflogen werden. Die Ziele sind nicht etwa die Urlaubszentren auf den Balearen, sondern die Krankenhäuser in der Umgebung. Transportiert werden demnach keine Urlauber oder Geschäftsreisenden, sondern Laborproben. Geflogen wird mit Drohnen, Start- und Zielpunkt ist jeweils das Labor von „Eurofins GeLaMed“ an der Bethanienallee in Iserlohn.
Ergebnisse schneller zum Kunden
Das Labor für medizinische Laborlogistik ist Dienstleister für rund 800 Kunden. „Wir haben nach neuen Wegen gesucht, um unsere Laborergebnisse schneller an die Ärzte und Patienten zu bekommen“, erläutert Barbara Schäfer, Standortleiterin bei „Eurofins“. Zunehmenden Staus und Baustellen, die teilweise marode Infrastruktur, Fachkräftemangel und der Umweltgedanke seien Motivation für die Suche nach einer neuen Lösung gewesen. Und die wurde in einer Kooperation mit der Firma „Morpheus Logistik“ gefunden: „Wir gehen in die Luft.“

„Hinter jedem Röhrchen steckt ein Schicksal“
Das Lüdenscheider Unternehmen verfügt über alle Genehmigungen und Zulassungen für den Drohnenflug – unter anderem vom Luftfahrbundesamt -, und hat bereits umfassende Erfahrung beim Transport etwa von Werkzeugen zwischen Firmen. Der hervorstechendste Vorteil der neuen Partnerschaft: „Hinter jedem Röhrchen mit der roten Flüssigkeit steckt ein Schicksal“, so Barbara Schäfer. Je schneller der behandelnde Arzt eine sichere Diagnose stellen und die entsprechende Therapie einleiten kann, desto besser für den Patienten.
Leitstand ist in Lüdenscheid
Gesteuert werden die Drohnen aus dem Lüdenscheider Hauptquartier der Firma „Morpheus“ an der Wefelshohler Straße in Lüdenscheid. „Dort sind ständig zwei Mitarbeitende vor den Bildschirmen. Jeder von ihnen kann zehn Drohnen gleichzeitig beaufsichtigten“, so „Morpheus“-Geschäftsführer Norman Koerschulte bei der Präsentation in Iserlohn. „Insgesamt arbeiten dort 13 Mitarbeitende im Schichtdienst“, ergänzt Koerschulte. Eingreifen müssen die allerdings nur im Notfall.

Reichweite bis zu 250 Kilometer
„Die Drohnen fliegen auf vorher festgelegten und genehmigten Routen“, erläutert Koerschulte. Zum Einsatz kommen drei verschiedene Drohnen-Modelle. „Wir können damit bis zu 250 Kilometer weit fliegen. Es ginge auch mehr, aber darüber hinaus ist es nicht wirtschaftlich“, erklärt der Geschäftsführer. Dass Unbeteiligten mal eine abstürzende Drohne auf den Kopf fällt, muss nicht befürchtet werden. Die Flugdaten seien in den Fluggeräten gespeichert, selbst ein Ausfall des GPS oder der Mobilfunkdaten sei kein Problem. Auf den jeweiligen Routen seien in den Drohnen zudem Notlandeplätze einprogrammiert.

Probebetrieb ohne Probleme
Der Probebetrieb im April sei bisher problemlos verlaufen. Die Drohnen verkehren im Stundentakt zwischen dem Iserlohner Elisabeth-Hospital in Iserlohn, Krankenhäusern in Schwerte und Menden – sogar bis nach Gelsenkirchen können die Laborergebnisse geflogen werden“, verrät Barbara Schäfer. Sie sieht noch einen wichtigen Vorteil. „Unser Labor arbeitet sieben Tage in der Woche rund um die Uhr. Mit dem Drohnen-Transport im Stundentakt sind wir nicht nur schneller, die Krankenhäuser können sich auch darauf einstellen, wann die Drohnen kommen und so die Proben nehmen und abschicken. Alle gewinnen wertvolle Zeit.“
Nach dem erfolgreichen Probebetrieb und den Start Anfang Mai ist das Ziel, ab Juni in den Regelbetrieb zu gehen. Alle Beteiligten bei „Morpheus“ und „Eurofins“ sind zuversichtlich, dass dies gelingt.