„Der Meister des Stahls: US-Künstler Richard Serra gestorben“, so betitelte die FAZ am 27. März 2024 ihren Bericht zum Tode des amerikanischen Bildhauers. Im Besonderen wird dort auch auf den Zeichner Serra hingewiesen, seine tiefschwarzen, massig mit Ölkreide beschichteten „Drawings“, welche die Fläche betonen, aber den Betrachter fast ebenso nachhaltig mit den Erscheinungen von Gravitation und gefährdetem Gleichgewicht konfrontieren wie seine tonnenschweren Stahlskulpturen.
Die Zeichnung des Bildhauers, sei es eine fein modellierte Bleistiftskizze, eine serielle Grafik oder eine großformatige, der Malerei nahe Arbeit – stets haben diese einen ganz besonderen Charakter. Die Galerie der Stadt Lüdenscheid widmet sich in ihrer aktuellen Sonderausstellung solchen Zeichnungen und grafischen Arbeiten von Bildhauer.
Ansgar Nierhoff und James Reineking, zwei Bildhauer, ebenso ‚Meister des Stahls‘ wie Richard Serra, sind mit mehreren zeichnerischen Arbeiten auf Papier vertreten. Nierhoff verwendet tiefschwarze Farbe, Schmiedelack, und überzieht das relativ große Format mit breiten, kraftvollen Farbbahnen oder voluminösen ineinandergreifenden Flächen. Die Schwärze selbst scheint das Gewicht und den kraftraubenden Widerstand des Materials seiner Skulpturen, des Eisens, aufzurufen.
James Reineking arbeitet in reduzierter, aber im identischen Material, dem Cortenstahl. Und so wirken auch seine Zeichnungen entsprechend konzeptionell und konzentriert auf eine künstlerische Fragestellung: Flächenformen, zumeist ausgehend von geometrischen Formen oder Formsegmenten, werden minimal auf dem Blatt gegeneinander verschoben oder gebogen.
In einem begleiteten Rundgang durch die Sonderausstellung wird sich Dr. Susanne Conzen dem besonderen Reiz dieser Zeichnungen widmen. Die grafischen Arbeiten werden jeweils durch kleinformatige Skulpturen der Künstler ergänzt, so dass ein unmittelbarer Vergleich möglich ist.