Eigentlich ist das ein „don’t“, also ein „tut man nicht“ – gemeint ist damit zu schreiben, dass etwas wie immer gewesen sei. Heute aber ist es angebracht genau so formulieren, weil damit ein Qualitätssiegel vergeben wird. 270 Senioren feierten am 2. Dezember in der Schützenhalle traditionell bei der Adventsfeier der Gemeinde Herscheid. Es war besinnlich, es war geschmackvoll, es war würdig, es war traditionell - wie seit über 50 Jahren. Dieses „wie immer“ ist ein Beleg dafür, dass in der Gemeinde an guten und bewährten Bräuchen festgehalten wird.
Seit vielen Jahren moderiert und organisiert Altbürgermeister Wolfgang Weyland die Adventsfeier der Senioren. Gestern richtete er den Blick zurück in die 60er und 70er Jahre. Damals habe Paul Gerhard Prolingheuer, Schulmeister der Volksschule und später Rektor der Rahlenbergschule, den Seniorenadvent ins Leben gerufen. Damals sei noch in der Aula der Schule gefeiert wurden (einige erinnerten sich gestern noch gut an die aus Platzgründen an zwei Tagen hintereinander stattfindende Feier in der proppenvollen, engen Schulaula – der erste Tag galt damals den Senioren der Außenbezirke, der zweite den zentral wohnenden älteren Bürgern). Später sei man dann in die Schützenhalle umgezogen, wo seither eine große, gemeinsame Feier für Außenbezirke und Dorf stattfinden kann.
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Paul Gerhard Prolingheuer habe seinerzeit auf einem frühen Termin im Advent bestanden. Das habe sich bewährt: „Der Dienstag nach dem ersten Advent. Das haben wir beibehalten.“ Man folge nicht der modernistischen Art, aus Kommerzgründen die Adventszeit viel zu früh zu beginnen und man komme auch nicht dem eigentlichen Fest zu nahe: „Wir feiern zur richtigen Zeit in Herscheid.“
Den Sorgen und Ängsten weltweit stellte Weyland die frohe Verheißung gegenüber: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ In einer Zeit, in der viel von Frieden geredet und wenig für diesen getan werde, solle die Feierstunde eine Insel für das Echte und Ehrliche sein.
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Und während der Altbürgermeister die Gäste und Akteure des Tages begrüßte, hörte man aus dem Foyer bereits Geplapper, fröhliche Kinderstimmen – die Jungen und Mädchen der Hüinghauser Kindertagesstätte „Arche Noah“ machten sich mit ihren Erzieherinnen und Leiterin Sabine Neumann bereit, den Senioren mit Liedern und einem Anspiel eine Freude zu bereiten. Die hellen Kinderstimmen aus dem Foyer hatten eine Anmutung von „wir warten aufs Christkind“. Tatsächlich war - alle Achtung - in der Kita ein wirklich großes, zehnminütiges Programm einstudiert worden, das die Zuschauer begeisterte. Und dass nach der Aufführung das eine oder andere Kind auf den Schoß der anwesenden Oma wechselte, das sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
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Bürgermeister Uwe Schmalenbach begrüßte im Namen der Gemeinde - und auch stellvertretend für die anwesenden und helfenden Mitarbeiter der Verwaltung, des Bauhof, Meryem Yilmaz vom Sozialamt und Felicitas Hochstein von der Social-media-Stelle - die Senioren. Er berichtete aus dem aktuellen Geschehen und der Gemeindeentwicklung , erwähnte die Kommunalwahl, den technischen Wandel allüberall, die „schleichende Überforderung der Kommunen, die alle finanziell mit dem Rücken zur Wand“ stünden.
Bei alledem gebe es gleichwohl Gründe zur Freude und zur Zuversicht. Der Bürgermeister erwähnte die unmittelbar bevorstehende Wiedereröffnung der Sauerlandlinie („Heute auf den Tag genau vor vier Jahren wurde die Rahmedetalbrücke gesperrt“) und er erinnerte an Erreichtes – an das Schmuckstück namens Gemeinschaftshalle, an das Bildungszentrum, an den erweiterten Raiffeisenmarkt, an die Verbesserung des Rettungsdienstes, an den Frühjahrsmarkt, die Renovierung der Apostelkirche.
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Derart wohlig eingestimmt, wurde es Zeit zum Kaffeetrinken und Wolfgang Weyland setzte das achtköpfige Damen-Kaffeeteam mit seinem Quotenmann am Tresen in Marsch. Die Mitglieder der Senioren-Union hatten vormittags die Tische eingedeckt und geschmückt, das Café Sirringhaus hatte für den Kuchen gesorgt. Die Räriner und Herscheider Damenriege, also der Achter mit Steuermann, holte eifrig Kanne um Kanne und schenkte fleißig Kaffee aus: Darf’s noch ein Tässchen sein? Ja bitte!
Gestärkt ging es nach der Pause weiter – der Männergesangsverein Holthausen, dem sich die Mitglieder des aufgelösten MGV Sängerbund Rärin angeschlossen haben, trug unter anderem die „Christrose“ vor. Moderator Wolfgang Weyland hatte den Chor begrüßt, der seit vielen Jahren die Seniorenweihnachtsfeiern bereichert – und er hatte an Herbert Wilberg erinnert, der nach der Ära des legendären Chordirektors und Berufschorleiters Friedrich Wilhelm Figge aus Holthausen lange Jahre beide Chöre geleitet hatte. Nun hat mit Sofia Wawerla eine im heimischen Raum vielgefragte Diplom-Musikpädagogin das Dirigat übernommen.
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Thomas Bartz, der Pfarrbeauftragte der katholischen Gemeinde St. Laurentius / St. Marien, bediente in einer Zeit der Unsicherheit mit Worten der Nächstenliebe und Besinnung den theologischen Überbau, rief zu Mut und Ausgleich auf, spendete Segen. - Gedankt wurde der DRK-Bereitschaft Herscheid und der Freiwilligen Feuerwehr, die sich für eventuelle Unpässlichkeiten bereithielten. -Eine ganze Reihe schöner Weihnachtserzählungen trug Wolfgang Weyland vor, der auch die Parabel von der weisen (!), der überlegten und demütigen Weihnacht mitgebracht hatte.
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Gemeinsam sangen die 270 Gäste in der Halle „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Oh Du fröhliche“, begleitet vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr unter der Leitung von Uwe Heß.
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Es stimmt schon, man sollte üblicherweise nicht schreiben, dass eine Veranstaltung „wie immer“ war. Hier und heute ist es indes angebracht – weil genau das die Herscheider vorweihnachtliche Senioren-Feierstunde ausmacht. Drum merke: Am zweiten Dienstag nach dem ersten Advent wird 2026 wieder in der Schützenhalle gefeiert – also am 1. Dezember 2026.








